Stark und stabil – DJI-Analysen belegen funktionierende Solidargemeinschaft Familie

Der DJI-Survey AID:A, „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ (http://www.dji.de/aida) wird im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vom Deutschen Jugendinstitut in regelmäßigen Abständen durchgeführt. Die erste Erhebung fand 2009 statt.

Familien sind mehr als die reine Kernfamilie mit Vater-Mutter-Kind. Familie ist nicht mehr nur auf einen Haushalt begrenzt und existiert bis auf wenige Ausnahmen als eine lebendige Mehrgenerationenkonstellation an verschiedenen Orten. Diesem Formenwandel von Familie trägt AID:A mit seinem erweiterten Familienbegriff Rechnung. Daher werden bei den Befragungen Großeltern, Kinder, Stiefkinder oder Lebenspartnerinnen und -partner auch dann zur Familie gerechnet, wenn sie nicht im selben Haushalt wohnen.

Lebendige Gemeinschaft und gutes Familienklima
Etwa 70% der Befragten sagen, dass sie immer gern mit ihrer Familie zusammen sind. Nur knapp 16% geben an, dass es in ihrer Familie besonders häufig zu Reibereien kommt. Unabhängig von Geschlecht und Bildung machen nur 2% der Befragten ihr Kreuzchen bei „selten“, wenn es um die Aussage geht: „In unserer Familie haben wir viel Spaß miteinander“. Mehrheitlich findet in Familien mit Kindern ein aktives Familienleben statt.
Bei gemeinsamen Mahlzeiten hat das Abendessen Vorrang
90% der Befragten mit Kindern unter 18 Jahren, erklären, dass gemeinsame Mahlzeiten eingenommen werden. Die Frage nach der Vollzähligkeit der Familie beim Frühstück, Mittagessen und Abendessen zeigt, dass gerade das Frühstück und das Mittagessen dabei die selteneren Ereignisse sind. Vollzähligkeit beim Abendessen geben bei den 18- bis 32-jährigen Befragten 80% mit „fast immer“ an.
Je höher der Bildungsabschluss, desto eher gemeinsamer Urlaub
Ebenso groß ist mit fast 80% der Anteil der Familien mit Kindern, die den Urlaub gemeinsam verbringen. Allerdings sagt knapp die Hälfte der Personen ohne Schulabschluss, dass sie im vergangenen Jahr überhaupt keinen Urlaub gemacht hat. Bei den Familien mit Universitätsabschlüssen war dies nur bei 11% der Fall.
Großeltern spielen bis ins frühe Erwachsenenalter eine wichtige Rolle
Großeltern gehören für die meisten zur gelebten Familie dazu: auf einer 6-stufigen Skala siedeln 70% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren die Wichtigkeit der Großeltern auf den beiden höchsten Stufen an. Diese hohe Wertigkeit behalten die Großeltern bei immerhin noch über 60% der Befragten im Alter von 18 bis 32 Jahren bei.
Familie als Ratgeberin in schwierigen Situationen
90% der AID:A-Befragten geben an, dass sie in schwierigen Situationen des Alltagslebens Rat und Unterstützung innerhalb der Familie gesucht haben. So sind vor allem die Partnerinnen und Partner die wichtigsten Vertrauenspersonen – und zwar unabhängig davon, ob es sich bei der Beziehung um eine Ehe, eine nichteheliche Lebensgemeinschaft oder um eine Partnerschaft in getrennten Haushalten handelt.
Unterstützung eher Frauensache
Zwei Drittel der Befragten geben an, ihre Mutter um Rat und Hilfe gebeten zu haben und etwa die Hälfte den Vater. Doch Hilfe und Unterstützung wird nicht nur in höherem Ausmaß bei Frauen gesucht und von Frauen in Anspruch genommen, sondern zudem auch vorwiegend von Müttern geleistet. Prof. Dr. Andreas Lange, DJI-Grundsatzreferent der Fachabteilung Familie und Familienpolitik, weist im Interview zum Thema auf erste Evaluationsstudien hin, die belegen, dass die Einführung der Vätermonate zumindest bei einem Teil der Väter durch die Zeit mit dem Kind eine Mentalitäts- und Verhaltensänderung in Richtung einer Öffnung für Pflege- und Sorgeaufgaben bewirkt habe.
Großeltern sind drittwichtigste Betreuungsinstanz für Kleinkinder
Die Großmütter und viele der Großväter sind nach Eltern und Kindertageseinrichtungen die drittwichtigste Betreuungsinstanz für Kleinkinder. Ihre unterstützenden Betreuungsleistungen substituieren allerdings nicht die sozialstaatlichen Angebote, sondern stellen in der Regel eine unverzichtbare Ergänzung dar – insbesondere bei Alleinerziehenden sowie bei erwerbstätigen Müttern und zwar unabhängig von soziostrukturellen Variablen wie Migration oder Bildung.

Katharina Mahne vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (Berlin) verweist in ihrem Gastbeitrag darauf, dass Wissen zu Eltern-Kind-Beziehungen in der zweiten Lebenshälfte – zumindest aus der üblichen Perspektive der Generationensolidarität – inzwischen umfangreich vorhanden ist, die erweiterten Familienbeziehungen Älterer vor allem in Deutschland bislang aber nur zögerlich in den Blick geraten. Dies gilt besonders für die Beziehungen zu den Enkelkindern. Großelternschaft stellt jedoch im demografischen und sozialen Wandel eine wichtige Altersrolle und familiale Funktion dar.

Media Contact

Andrea Macion idw

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