Mit Wissenschaft zur Katastrophenvorsorge
Am heutigen Tag haben die Universität Karlsruhe und das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) ein gemeinsames Zentrum für Katastrophenmanagement und -vorsorge gegründet. Ziel des CEDIM (Center for Disaster Management and Risk Reduction Tchnologies) ist die Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnis in die Risikobewertung und in das Katastrophenmanagement. Außerdem soll im CEDIM erstmals ein Master-Aufbaustudiengang zu Disaster Enginering enstehen. Dabei sollen sowohl natürliche Risiken, wie Hochwasser, Starkwinde, „Weltraumwetter“, Erdbeben und Vulkaneruptionen als auch technische Risiken, wie Feuer, industrielle Störfälle und Großunfälle Berücksichtigung finden. Zielgebiete für die zu entwickelnden Strategien sind Deutschland, Europa und die Dritte Welt. Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung und Bereitstellung sowie der Transfer von Werkzeugen zur Analyse und Reduktion von Katastrophenrisiken für Mensch, Gesellschaft, Lebensraum, Infrastruktur und Ökonomie.
Vernetzung von Forschung und internationale Einbindung
Insgesamt 19 Institute an der Universität Karlsruhe und 12 Sektionen des GeoForschungsZentrums sind in das Zentrum eingebunden. Um ein solch großes F+E-Vorhaben langfristig und umfassend bearbeiten zu können, bedarf es einer engen Vernetzung. Die Helmholtz-Zentren, zu denen das GFZ Potsdam gehört, streben eine solche Vernetzung mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen an. CEDIM soll sich in europäische und internationale Netzwerke einbinden. Das Know-how bringen beide Forschungseinrichtungen mit: das GFZ Potsdam bearbeitet maßgeblich das Programmthema „Naturkatastrophen und Vorsorgestrategien“ der Helmholtz-Gemeinschaft und bringt unter anderem seine Expertise über das Deutsche Forschungsnetz Naturkatastrophen (DFNK), die Deutsche Task Force Erdbeben und Seismologie-Trainingskurse für die UNESCO ein. Die besondere Kompetenz der Universität Karlsruhe wird deutlich im DFG-Sonderforschungsbereich „Starkbeben“ und im DFG-Graduiertenkolleg „Naturkatastrophen“.
Der Vorstand des Koordinationsausschusses wird durch den Rektor der Universität Karlsruhe, Prof. Horst Hippler, den Vorstandsvorsitzenden des GFZ Potsdam, Prof. Rolf Emmermann und den Sprecher des CEDIM, Professor Lothar Stempniewski vom Institut für Massivbau und Baustofftechnologie der Universität Karlsruhe, gebildet.
Naturkatastrophen und ihren Auswirkungen
Weltweit nehmen die Häufigkeit und das Ausmaß von Naturkatastrophen drastisch zu. Während sich ihre Anzahl seit den 50er Jahren vervierfacht hat, ist die Höhe der von ihnen verursachten volkswirtschaftlichen Schäden um den Faktor 14 gestiegen.
Vor diesem Hintergrund darf sich Katastrophenmanagement daher nicht mehr vorwiegend auf die Bewältigung von bereits eingetretenen Katastrophen konzentrieren. Die Katastrophenvorsorge muss einen größeren Stellenwert erhalten. Würden zehn Prozent der durch Naturkatastrophen entstandenen Schadenssumme in die Vorsorge investiert, könnten 70 Prozent der Schäden verhindert werden. Insbesondere fehlt es an der konzeptionellen Einbindung wissenschaftlichen Know-hows.
Auch Deutschland ist betroffen
Die Elbe-Flutkatastrophe vom August, der Berliner Gewittersturm vom Juli und das Erdbeben bei Aachen vom Juli dieses Jahres haben gezeigt, dass auch Deutschland von extremen Naturereignissen getroffen wird. Dennoch gilt für Deutschland und die meisten europäischen Länder, dass eine prognostische Bewertung und Quantifizierung des Risiken nicht vorhanden ist.
Darüber hinaus fehlt es an zuverlässigen Warn- und Informationssystemen, die basierend auf moderner Technologie ein effektives Informations- und Kommunikationsmanagement bei extremen Naturereignissen ermöglichen. „Weitgehend als Novum nicht nur in Deutschland sind auch Methoden zu entwickeln, mit denen besonders seltene und extreme Situationen im Voraus simuliert werden können, bei denen die üblichen Schutzmaßnahmen versagen. Solche Simulationsergebnisse unterstützen eine sinnvolle Einleitung des notwendigen Paradigmenwechsels von der unbezahlbaren vollständigen Katastrophenabwehr zu einer Risikokultur, die von der Gesellschaft akzeptierte Restrisiken quantifiziert und die Gesellschaft befähigt, mit diesen Restrisiken umzugehen und zu leben. Das ist ein wesentliches Ziel von CEDIM,“ äußerten Prof. Hippler und Prof. Emmermann in einem gemeinsamen Statement anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
Kontakt:
Franz Ossing
GFZ GeoForschungsZentrum Potsdam
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Telegrafenberg
D-14473 Potsdam
Tel. ++49 (0)331 – 288 1040
Fax ++49 (0)331 – 288 104
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Dr. Elisabeth Zuber-Knost
Universität Karlsruhe (TH)
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