Kontrollierte Plasmen und geräuschreduzierende Hörgeräte: Transferpreis für RUB-Forscher
Für die erfolgreiche Umsetzung vom Know-how aus der Hochschule in marktreife Produkte und Verfahren hat die rubitec GmbH, Gesellschaft für Innovation und Technologie der RUB, den Transferpreis 2009 verliehen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, gestiftet von der IHK Bochum, der RUB und der rubitec, wurde diesmal geteilt und ging an Prof. Dr. Uwe Czarnetzki (Physik und Astronomie) sowie an Prof. Dr.-Ing. Rainer Martin (Elektrotechnik und Informationstechnik).
Prof. Czarnetzki hat sein Verfahren zur Kontrolle der Ionenenergie in sog. Nichtgleichgewichtsplasmen für die industrielle Anwendung weiter optimiert. Prof. Martin wurde für seine Entwicklungen auf dem Gebiet der „Geräuschreduktion für Hörgeräte“ in Zusammenarbeit mit der Firma Siemens ausgezeichnet. Darüber hinaus prämierte die rubitec drei Erfindungen aus dem Jahr 2009 mit jeweils 1.000 Euro im Erfinderwettbewerb.
Kontrolle von Ionenfluss und -energie
Prof. Dr. Uwe Czarnetzki (Lehrstuhl für Plasma- und Atomphysik) erforscht die Physik von Nichtgleichgewichtsplasmen. Eine sowohl für Forschung wie auch technische Anwendungen bedeutende Klasse von Plasmen sind die mit Hilfe von Radiofrequenzanregung (RF) erzeugten Entladungen. Prof. Czarnetzki hat den „Elektrischen Asymmetrie Effekt“ (EAE) entwickelt, der zum ersten Mal eine weitgehend unabhängige und technisch einfache Kontrolle zweier Schlüsselparameter bei den Entladungen erlaubt: Ionenfluss und Ionenenergie Die unabhängige Einstellung beider Parameter ist Voraussetzung, um Plasmaoberflächenprozesse wie Beschichtung oder Ätzen zu optimieren – zum Beispiel in der Herstellung von Halbleiterbauelementen für die Mikroelektronik, aber auch in „großflächigen“ Anwendungen auf mehreren Quadratmetern z. B. für Solarzellenherstellung oder Glasbeschichtung. Für die Entdeckung und Weiterentwicklung des EAE erhielt Prof. Czarnetzki bereits den Erfinderpreis 2008 der rubitec und den Plasma Innovation Prize 2010 der European Physical Society. Für die erfolgreiche Übertragung des Verfahrens in die industrielle Produktion mit der Firma Leybold Optics (LO) wurde er nun mit dem Transferpreis ausgezeichnet. Ab diesem Monat wird der EAE, seine grundlegende Physik und technische Anwendung in einem vom Bundesministerium für Umwelt (BMU) geförderten Verbundprojekt in Zusammenarbeit von RUB und LO über drei Jahre weiter intensiv untersucht.
Besseres Hören ohne störende Geräusche
Bei einem Hörverlust vermindern störende Geräusche und Raumhall das Sprachverstehen und erfordern eine erhöhte Höranstrengung. Ohne eine wirksame Geräuschreduktion sind die Kommunikationsmöglichkeiten der betroffenen Personen in schwierigen akustischen Umgebungen stark eingeschränkt. Prof. Dr.-Ing. Rainer Martin befasst sich seit vielen Jahren mit der Verbesserung der Sprachsignale, speziell auch unter den technologischen Randbedingungen eines Hörgeräts. Dabei erforscht er Verfahren, die sich die statistischen Eigenschaften von Sprachsignalen und Geräuschen zu Nutze machen. Bereits seit 2002 kooperiert Prof. Martin mit der Siemens Audiologische Technik GmbH (SAT) in Erlangen. Auf seinen Arbeiten zur statistischen Analyse von Umgebungsgeräuschen aufbauende Verfahren werden seit 2002 mit Variationen in Siemens Produkten eingesetzt. Ziel der erfolgreichen Zusammenarbeit ist eine ständige weitere Qualitätsverbesserung der Hörsysteme. Prof. Martin erhielt u. a. den Erfinderpreis 2007 der rubitec für seine Erfindung zur Unterdrückung akustischer Artefakte.
Heureka: gut erfunden!
Mit jeweils 1.000 Euro prämierte die rubitec zudem die besten Diensterfindungen aus der RUB. Die Preise im Erfinderwettbewerb gingen an die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nils Metzler-Nolte (Chemie und Biochemie) für die Entwicklung neuartiger Antibiotika mit Metallkomplexen (Metall-Derivate eines Naturstoffs), an Prof. Dr.-Ing. Jürgen Oehm (Elektrotechnik und Informationstechnik) für ein neues Verfahren zur Herstellung von elektrotechnischen Bauelementen („Integrierte Struktur zur Messung des Lichteinfallswinkels“) und an Dipl.-Ing. Carsten Heising (Elektrotechnik und Informationstechnik) für seine Entwicklung „Regler für zeitvariante Systeme“.
Neue Runde 2010
Auch in diesem Jahr sind der Transfer- und Erfinderpreis wieder ausgeschrieben. Ziel ist, das Patentbewusstsein zu stärken, eine neue „Patentkultur“ in der RUB zu etablieren und Diensterfindungen zu honorieren. Bewerbungsfrist ist der 31.12.2010.
Weitere Informationen
Dr. Karl Grosse, rubitec GmbH, Tel. 0234/32-11950, E-Mail: rubitec@rub.de
Redaktion: Jens Wylkop
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Weitere Informationen:
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