Leibniz – Journal: Ostsee schnappt nach Luft – Wüstensand als Algendünger
Die Ostsee schnappt nach Luft – Wüstensand als Algendünger – die deutschen Forschungsschiffe als schwimmende Labore – „Meeresforschung“ ist aktueller Themenschwerpunkt im „Leibniz“ 4/2002
„Das freie Meer befreit den Geist“, wusste Johann Wolfgang von Goethe. Seit jeher üben die Weltmeere eine faszinierende Anziehung auf den Menschen aus: Homer erkor das Meer zum Schauplatz für unsterbliche Sagen, Jules Verne beschrieb eine fantastische Reise „10.000 Meilen unter dem Meer“. Längst hat auch die Wissenschaft ihr Interesse an den großen Gewässern der Erde entdeckt. Leibniz-Forscher beobachten, erforschen und analysieren die Meere als Lebensraum, Klimafaktor oder menschlichem Einfluss unterworfenes zerbrechliches Ökosystem. Das aktuelle „Leibniz-Journal“ begleitet die Experten bei ihrer täglichen Forschungsarbeit auf und im Meer.
Wenn das Meer nach Luft schnappt – Ostsee leidet an Sauerstoffmangel
Die Tiefenbecken der Ostsee leiden an chronischem Sauerstoffmangel – das hat fatale Folgen für am Meeresboden lebende Organismen, aber auch für den Ostseedorsch. Dessen frei schwebender Laich kann in den untersten Wasserschichten der Ostsee unter diesen Bedingungen nicht überleben. Die Rettung bringen Salzwassereinbrüche aus der Nordsee, die das Tiefenwasser regelmäßig erneuern, belüften und bewegen. Der Sauerstoffhaushalt der Ostsee ist ein Forschungsthema für die Wissenschaftler am Institut für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW). Bei ihrer Arbeit konzentrieren sich die Forscher auf die Unterscheidung zwischen natürlichen Veränderungen und solchen Veränderungen, die auf Einflüsse durch den Menschen zurückzuführen sind. „Viele Phänomene, die für Reaktionen auf Umweltverschmutzung oder übermäßigen Nährstoffeintrag gehalten werden – wie zum Beispiel die sommerlichen giftigen Blaualgenblüten – hat es schon lange vor dem Einfluss des Menschen gegeben“, führt IOW-Direktor Bodo von Bodungen an.
Sand aus der Sahara als Dünger für Plankton – Expedition im Internet dokumentiert
Sand aus der Sahara lässt das Plankton im Ozean wachsen. Der eisenhaltige Sand der Sahara wird vom Wind weit über das Meer getragen und sorgt dort für ein vermehrtes Algenwachstum. Das ist der Beginn einer Kettenreaktion, die Meeresforscher genauer untersuchen. Am Institut für Meereskunde in Kiel (IfM) spüren Forscher den Wechselwirkungen zwischen den Ozeanen und der Atmosphäre nach. Das Institut hat am 31.Oktober dieses Jahres das knapp einhundert Meter lange Forschungsschiff „Meteor“ auf die Reise von der Karibik nach Westafrika geschickt, an Bord sind 29 Wissenschaftler. Interessierte können den Verlauf der Forschungsarbeiten im Internet mit verfolgen: Der Leiter der Expedition, Douglas Wallace, dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse regelmäßig unter www.meeresforschungonline.de.
Schwimmende Labore
Professor Albrecht Penck ist seit über 50 Jahren berufstätig. Eigentlich ist er zu alt für seinen Job, doch man hat ihn stets gut behandelt – er befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand und braucht vom IOM daher noch nicht ausgemustert zu werden. Professor Albrecht Penck ist ein Schiff – und zwar das erste Forschungsschiff der DDR und inzwischen das Dienstälteste in Deutschland. Die deutschen Meeresforscher können eine regelrechte Flotte von Spezialschiffen für ihre Arbeit nutzen. Darunter ist auch die „Polarstern“, Deutschlands größtes Forschungsschiff und das derzeit leistungsfähigste Polarforschungsschiff der Welt. Schon in zwei Jahren wird ein neues großes Forschungsschiff vom Stapel laufen, die „M.S. Merian“. Sie ist besonders für die Forschung am Rand des Polareises konzipiert. Die Kosten von rund 56 Millionen Euro teilen sich der Bund und die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Hamburg. – Annette Wegner hat die Schiffe der deutschen Forschungsflotte kennen gelernt und stellt sie in ihrem Artikel vor.
Näheres zu Forschungsschiffen, Wüstensand, Ostseebelüftung und anderen Wechselwirkungen zwischen Mensch, Meer und Atmosphäre findet sich im aktuellen „Leibniz-Journal“.
Kontakt:
Dr. Frank Stäudner
Tel.: 0 30/ 20 60 49 42
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