Infrarot-Sensor optimiert Streusalzmenge
1,8 Millionen Tonnen Salz werden durchschnittlich jedes Jahr auf deutschen Straßen verteilt, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
Über das Schmelz- und Spritzwasser gelangt das Salz in das Grundwasser. Pflanzen nehmen das Salz über Blätter und Wurzeln auf. Die Infralytic GmbH aus Altenberge (Nordrhein-Westfalen) geht passend zur eisigen Witterung gemeinsam mit der Fach-hochschule Münster, Labor für Hochfrequenztechnik, ein Problem an, das alle Jahre wieder eine Umweltbelastung darstellt: den bei Eis und Schnee auf überregionalen Straßen unvermeidbaren Streusalzeinsatz.
Die Partner entwickeln einen innovativen Infrarot-Sensor, der die ausgebrachte Menge zukünftig noch weiter reduzieren und somit die Umwelt entlasten soll. „Ökologisch und ökonomisch gibt es heute noch keine Alternative zum Streusalz – eine Umweltentlastung muss daher über eine verringerte Salz-fracht stattfinden“, erläuterte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, die das Kooperations-Projekt mit 100.000 Euro fördert.
Die Menge Streusalz, die pro Quadratmeter eingesetzt werden müsse, um die notwendige Wirkung zu erreichen, sei von der Fahrbahnfeuchtigkeit und -temperatur sowie dem gegebenenfalls noch vorhandenen Restsalz abhängig, so Ulrich Hartmann, der beim Landesbetrieb Straßen.NRW den Geschäftsbereich Betrieb und Verkehr leitet. Die Temperatur werde bereits heute mit Hilfe eines Infrarotthermometers berührungslos gemessen. Diese Entwicklung, die im wesentlichen beim Landesbetrieb Straßen.NRW (Münster) erfolgte, mache Einsparungen von bis zu 30 Prozent möglich. Doch die weiteren Faktoren hätten bisher nur geschätzt und eben nicht automatisch in den Streuprozess einbezogen werden können. Eine genauere und damit umweltverträglichere und sichere Dosierung sei nicht immer möglich gewesen. Hier schaffe der innovative Sensor der beiden Projektpartner eine zusätzliche Optimierung: Er ermittele die Feuchtigkeit und die Restsalzmenge der Straße mit Hilfe von Infrarotmessungen berührungslos und kontinuierlich und stimme somit die ausgebrachte Salzmenge mit den Bedingungen vor Ort optimal ab. „Hiermit kommt man der Zielsetzung näher: So wenig Streusalz wie möglich und so viel wie nötig“, erklärte Hartmann.
Um zu gewährleisten, dass das sogenannte „Infrarotspektrometer“ nach der theoretischen Entwicklung auch den Einsatz in der Praxis ohne Probleme überstehe, sind umfangreiche Tests mit Prototypen in zwei verschiedenen, für Deutschland charakteristischen Klimaberei-chen (Münster- und Sauerland) eingeplant. Der Landesbetrieb Straßen.NRW ist im Projekt beratend tätig und führt die Testfahrten durch. „Nach Abschluss dieser Praxisphase werden im Frühjahr 2003 die Ergebnisse ausgewertet und das Gerät optimiert“, sagte Brickwedde. Fest eingebunden in das Projekt sind auch die beiden europäischen Marktführer von Streufahrzeu-gen, die Küpper-Weißer GmbH und Nido. Ihre beratende Tätigkeit gewährleiste die Anpassung an bestehende Technik der Fahrzeuge und somit die schnelle Umsetzung der Forschungsergebnisse.
Die Vermeidung von Unfällen und Verkehrsstaus stelle neben der erhöhten Sicherheit für Verkehrsteilnehmer in den Wintermonaten einen nicht zu unterschätzenden volkswirtschaftlichen Vorteil des Ausbringens von Streusalz dar. Aber auch für den Landesbetrieb Straßen.NRW ergeben sich wirtschaftliche Vorteile: Jede Tonne Salz, die eingespart werden kann, entlastet das Budget und damit den Steuerzahler um 65 Euro. Zuviel ausgebrachtes Salz beeinträchtigt die Artenvielfalt vor allem an den Fahrbahnrändern und in der unmittelbaren Straßenumgebung und mindert die Stoffwechselaktivität der Bodenfauna und -flora, so Brickwedde. Salz-geschädigte Bäume trieben erst später im Frühjahr aus, ihre Blätter seien oft kleiner und gekräuselt. Neben diesen ökologischen seien auch die weiteren ökonomischen Aspekte nicht zu vernachlässigen: Untersuchungen hätten ergeben, dass etwa die Hälfte der Rostschäden an Karosserien und Brücken auf den Einsatz von Streusalz zurückzuführen seien.
Nicole Frommeyer
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
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