Gemeinsames Entwicklungsprogramm für Hochgeschwindigkeitszüge in Großbritannien

Das britische Verkehrsunternehmen First und Siemens Transportation Systems (TS) haben ein gemeinsames Programm zur Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen für den britischen Markt vereinbart. Ziel ist es, mit der Neuentwicklung die derzeit auf dem Netz der Betreibergesellschaft First Great Western und auf anderen Fernverkehrsstrecken eingesetzten Hochgeschwindigkeitszüge des Typs „Intercity 125“ abzulösen. Gemäß der Vereinbarung soll der neue Hochgeschwindigkeitszug bereits in fünf Jahren den Fahrgastbetrieb aufnehmen können. Konzeptionelle Basis wird das von Siemens entwickelte Triebzugkonzept Venturio sein.

Von den Intercity 125 wurden in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren von der damaligen staatlichen Bahngesellschaft British Rail etwa 100 Exemplare gebaut und seitdem immer wieder modernisiert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Heute kommen sie bei den privaten Bahnbetreibern First Great Western, Virgin Trains, Great North Eastern Railway (GNER) und Midland Mainline zum Einsatz, etwa die Hälfte davon auf dem Netz von First Great Western. Bei First Great Western werden auch die Instandhaltungsarbeiten für die Intercity 125 von Virgin Trains durchgeführt. Jeder dieser Züge hat eine jährliche Fahrleistung von circa 320 000 Kilometern. Das Nachfolgemodell soll daher einsatzbereit sein, bevor die Verfügbarkeit der Intercity 125 zum Problem wird.

Die Vereinbarung mit First sieht zunächst die Entwicklung von mehreren Fahrzeugkonzepten auf Basis der von Siemens entwickelten Triebzugplattform Venturio vor. Die abschließende Spezifikation wird erst nach Beratungen mit der britischen Bahnaufsichtsbehörde Strategic Rail Authority (SRA), Bahnbetreibern und Fahrzeugleasinggesellschaften erfolgen. Bereits im Frühjahr 2003 soll das Konzept für den neuen Zug vorgestellt werden. Im darauf folgenden Schritt werden Finanzierbarkeit und Wirtschaftlichkeit der neuen Züge, sowie deren Vorzüge für die Fahrgäste und die britische Bahnindustrie dargestellt.

Dean Finch, Geschäftsführer des Bahnbereichs von First in Großbritannien, erklärte zum Abschluss der Vereinbarung: „Die bestehende Flotte von Hochgeschwindigkeitszügen hat für den schnellen und komfortablen Intercity-Verkehr mit kurzen Taktzeiten hohe Standards gesetzt und war für das Land von großer Bedeutung. Die vorhandenen Züge sind nach wie vor sehr beliebt bei den Kunden und ohne Zweifel die erfolgreichste Entwicklung eines Intercity-Zuges in der Geschichte von British Rail“. Dennoch, so Finch, sei es jetzt unverzichtbar mit der Planung für deren Nachfolger zu beginnen. Finch weiter: „Die nächste Zuggeneration muss die bisherigen Maßstäbe im britischen Hochgeschwindigkeitsverkehr übertreffen. Auf den Fernverkehrsstrecken von Great Western sollen, wie bislang, mindestens achtteilige, dieselangetriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Allerdings kann die flexible Konzeption auch den Einsatz auf elektrifizierten Strecken mit Oberleitung ermöglichen.“ Finch betonte, dass die Neuentwicklung ein bedeutend höheres Niveau an Komfort, Beschleunigungsvermögen, Sicherheit und Verfügbarkeit bieten müsse.

„Als größter und erfahrenster Betreiber von Hochgeschwindigkeitszügen“, erklärte Finch, „ist es naheliegend, dass wir dieses Zukunftsprojekt bei der Planung, Entwicklung und Konstruktion leiten. Die neuen Züge werden aber ebenso bei anderen Betreibern, wie zum Beispiel auf den Fernverkehrsstrecken von GNER an der Ostküste zum Einsatz kommen können.“ Die Vereinbarung mit Siemens sei jetzt der erste Schritt in diese Richtung. Es werden allerdings Zeit, Engagement und Kapitaleinsatz von allen Seiten der Bahnindustrie erforderlich sein, um dieses Ziel zu erreichen.

Dietrich G. Möller, Leiter des Geschäftsgebietes Trains bei Siemens TS, ergänzte: „Wir freuen uns sehr darüber, gemeinsam mit First auf Basis des Venturio UK die neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen für den britischen Markt entwickeln zu können. Der Venturio UK wird die Vorzüge des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs bieten und zugleich so flexibel sein, die speziellen Anforderungen der britischen Bahnbetreiber zu erfüllen.“

Siemens verfügt über umfangreiche Erfahrungen auf dem europäischen Hochgeschwindigkeitsmarkt. Dies wird deutlich mit der Entwicklung und dem Bau der ICE 3-Züge für die Deutsche Bahn und die niederländischen Eisenbahnen sowie mit dem Auftrag für die Hochgeschwindigkeitszüge für die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe. Aktuell fertigt Siemens 21 vierteilige Triebzüge des Typs Desiro UK für den Regionalverkehr für First Great Eastern, wovon die ersten im Frühjahr 2003 den Fahrgastbetrieb aufnehmen sollen.

Der Siemens-Bereich Transportation Systems (TS) zählt zu den international führenden Anbietern der Bahnindustrie. Als Gesamtanbieter und Systemintegrator vereint TS heute in seinen Segmenten Automation & Power, Rolling Stock, Turnkey Systems und Integrated Services sämtliche Kompetenzen von Betriebsführungssystemen über die Bahnstromversorgung bis hin zu Fahrzeugen für den Nah-, Regional- und Fernverkehr sowie umfassende Erfahrungen im Projektmanagement und zukunftsorientierte Servicekonzepte. Im Geschäftsjahr 2002 (30. September) erzielte TS mit weltweit rund 17.100 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,4 Mrd. EUR.

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Siemens

Weitere Informationen:

http://www.siemens.com/ts

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