Banken-Studie: Finanzaufsicht größte Herausforderung für Institute
Im Vorjahr – als staatliche Stellen eher als „Retter“ denn als Regulierer auftraten – waren es nur sechs Prozent. Die Institute rechnen vor allem mit geringeren Handlungsspielräumen und zusätzlichem Investitionsbedarf. Die ab 2013 geltenden verschärften Eigenkapitalregeln machen der Branche am meisten zu schaffen.
Rund 60 Prozent der Bankentscheider rechnen mit umfangreichen Anpassungen und Investitionen, um ihr Institut Basel-III-konform zu machen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Branchenkompass 2010 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.
Als zweitaufwändigste Regulierungsmaßnahme wird die Weiterentwicklung der EU-Finanzmarktrichtlinie eingeschätzt. So rechnen 52 Prozent der Befragten bei der Umsetzung von MiFID II mit einem großen internen Handlungsbedarf. Erheblichen Aufwand lösen zudem die zu Jahresbeginn eingeführten Beratungsprotokolle (41 Prozent) sowie die Erstellung von Produktinformationsblättern für Wertpapiere (39 Prozent) aus. Von Letzterem fühlen sich vor allem Privatbankiers stark belastet (55 Prozent), Genossenschaftsbanken hingegen weniger (27 Prozent), da sie hier auf zentrale Lösungen im Verbund zurückgreifen können.
Die Vielzahl umzusetzender Vorschriften trägt dazu bei, dass die Befragten eher bescheidene Zukunftserwartungen für ihre Branche äußern. 44 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass sich das Bankwesen bis 2013 im Gleichschritt mit der Gesamtkonjunktur entwickeln wird. Jeweils 19 Prozent rechnen mit einer über- oder unterdurchschnittlichen Entwicklung. 18 Prozent der Befragten halten die Zukunft ihres Geschäfts für unvorhersehbar. Im Vergleich zur Befragung im vergangenen Jahr ist damit eine leichte Ernüchterung eingetreten. Damals hatten immerhin 21 Prozent eine über- und nur 14 Prozent eine unterdurchschnittliche Entwicklung für die kommenden drei Jahre vorausgesagt. Allerdings ist auch die Unsicherheit zurückgegangen. Im letzten Jahr gab immerhin knapp jeder dritte Befragte unter dem Eindruck der Finanzkrise an, die Zukunft der Banken sei ungewiss.
Die schwindende Ungewissheit wird vor allem am sich allmählich auflösenden Investitionsstau deutlich. So werden die Investitionsbudgets für die kommenden Jahre wieder aufgestockt. Die Konjunkturerholung 2010 sorgt in den Banken für wachsenden Projektbedarf. Für Vertrieb und Kundenbeziehungsmanagement sind dabei die meisten Mittel reserviert. In den kommenden drei Jahren entfallen auf diese Bereiche rund 28 Prozent der Investitionsbudgets. Etwa jede zweite Bank will hier künftig mehr ausgeben als in diesem Jahr.
Vom Ausbau der Vertriebswege profitiert vor allem das Internet. Bis 2013 werden hier 57 Prozent der Banken in „nennenswertem“ Umfang investieren. Inzwischen gibt es auch erste Web-2.0-Angebote für die Bereiche Vertrieb, Service und Human Resources. Darüber hinaus planen 46 Prozent der Befragten mehr Investitionen in den Filialvertrieb ein, 40 Prozent beabsichtigen den Mobile-Banking-Bereich auszubauen. Bislang verfügen 38 Prozent der befragten Banken über entsprechende Mobil-Angebote. Im Trend liegen derzeit vor allem Banking-Apps für Smartphones. Allerdings trauen die Banker den Apps keine dem Internet vergleichbare Transformationskraft zu. Nur 23 Prozent erwarten, dass Smartphone-Anwendungen das Bankgeschäft ähnlich tiefgreifend verändern werden wie das Internet.
Hintergrundinformationen
Für die Studie „Branchenkompass 2010 Kreditinstitute“ von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut befragte forsa im Juli 2010 100 Entscheider aus 100 Kreditinstituten in Deutschland. Die Institute gehören zu den nach ihrer Bilanzsumme größten Kreditinstituten im Land. Sie repräsentieren die drei Säulen der deutschen Kreditwirtschaft: Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Kreditbanken. Die Entscheider wurden zu den Branchentrends sowie zu den Strategien und Investitionszielen bis 2013 interviewt. Befragt wurden jeweils die Vorstandsvorsitzenden, Vorstandsmitglieder, die Geschäftsführer, die Leiter der Unternehmensentwicklung, die Leiter von Finanzen und Controlling oder die Vertriebs- und Marketingleiter. Die Befragungen wurden mit der Methode des Computer Aided Telephone Interviewing (CATI) durchgeführt.
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