EFSA-Anforderungen lässt NEM-Branche stagnieren

Die Entwicklung von neuen Produkten auf dem europäischen Nahrungsmittelergänzungssektor (NEM) stockt und Hersteller wechseln zu allgemeinen gesundheitsbezogenen Angaben, so die jüngsten Ergebnisse von Innova Market Insights (11/2010).

Experten geben sich sicher, dass mit der neuen Frist zum Ende Juni 2011 für allgemeine Angaben und die geplanten Änderungen des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuchs sowie der Verordnung über diätische Lebensmittel die Unsicherheit gerade bei mittelständischen Unternehmen weiter anhalten wird. Auf der 11. Euroforum Jahrestagung „Nahrungsergänzungsmittel“ (20. und 21. Januar 2011, Frankfurt) diskutieren Experten aus Unternehmen, Politik und Wissenschaft über neue Zulassungshürden und verschärfte Anforderungen, Folgen für Werbeaussagen durch die geplante Positivliste sowie über neue Strategien beim Marketing und Vertrieb von NEM. Praxisberichte von Kneipp, Leiber, Finzelberg und Merck sowie ein Workshop zu Interventionsstudien bei funktionellen Lebensmitteln und NEM runden die Tagung ab.

Health Claim als „Speisekarte“

Die EU will eine sogenannte Positivliste mit erlaubten Werbesprüchen beschließen. Derzeit prüft die European Food Safety Authority (EFSA) über 40.000 Vorschläge, die die Lebensmittelindustrie in den vergangenen Jahren eingereicht hat. Bislang geht die Behörde sehr streng vor: Rund neunzig Prozent der Anträge hat sie bereits als wissenschaftlich nicht belegbar abgewiesen. (zeit.de, 04.11.2010) Den Umgang mit positiv und negativ bewerteten Claims, alternative Konzepte für NEM-Hersteller und die aktuelle Diskussion um das wissenschaftliche Anforderungsniveau der EFSA thematisiert Peter Loosen (Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde). „EFSA macht’s möglich: Werbung ohne Studie, ohne Sinn und Verstand, aber auch ohne Aufwand“, erklären Prof. Dr. Moritz Hagenmeyer (Krohn Rechtsanwalt) und Prof. Dr. Andreas Hahn (Leibniz Universität Hannover, Lebensmittelwissenschaft) im Vorfeld der Tagung. Auf dem Branchentreff erläutern Hagenmeyer und Hahn, warum Unternehmen von den eingetragenen Claims der anderen profitieren können und inwieweit die EFSA-Bewertungen neue unkomplizierte Werbemöglichkeiten mit gesundheitsbezogenen Angaben ermöglichen.

Überwachung der NEM-Branche

Zunehmend werden Produkte in Verkehr gebracht, welche Pflanzen und Pflanzenteile enthalten, die bislang nicht als Lebensmittel oder Lebensmittelzutat verwendet wurden. Stofflisten sollten hier bei der Zuordnung als Orientierungshilfen dienen. Dr. Evelyn Breitweg-Lehmann (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) erörtert die Einstufung von Stoffen und berichtet über Neuerungen bei der Stoffliste von Bund und Ländern. Ein Blick auf die NEM-Branche aus Sicht einer Überwachungsbehörde bietet Dr. Brigitte Schlagintweit (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit).

Änderungsentwurf: Gefahr für deutsche Hersteller?

Das deutsche Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) wird entsprechend der europäischen Health-Claim Verordnung angepasst. Demnach sollen angereicherte und diätetische Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel pauschal nicht mehr als Lebensmittel gelten. Sie werden einer behördlichen Zulassungspflicht unterworfen. Deutsche NEM-Hersteller befürchten nun, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Ministerialrat Gerhard Bialonski (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft) informiert auf der Jahrestagung „Nahrungsergänzungsmittel“ über die Ergänzung der Vorschriften über die Zulassung der den Zusatzstoffen gleichgestellten Stoffe. Weitere Einzelheiten zum LFGB-Entwurf erläutert anschließend der freie Sachverständige Dr. Jürgen Reimann.

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