Psychische Hilfe für Krebspatienten
Ambulantes Krebsnachsorge-Programm auf dem Prüfstand
Tumorpatienten empfinden psycho-soziale Einzel- und Gruppentherapien oft als wohltuend für Körper und Seele. Allerdings fehlt es in Deutschland sowohl an ambulanten Betreuungsangeboten als auch an Studien, die deren Wirksamkeit wissenschaftlich überprüfen. Eine Arbeitsgruppe an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg hat eine ambulante psycho-soziale Gruppentherapie für Krebskranke in der Nachsorge entwickelt. Für das im März 2001 startende Programm können sich interessierte Patienten an die Freiburger Klinik wenden. Die Wissenschaftler untersuchen, ob sich durch die Betreuung die Lebensqualität und die Gesundheit der Betroffenen verbessern lässt und ob das Vermögen die Krankheit zu verarbeiten, gesteigert werden kann. Diese Ergebnisse sollen die Basis schaffen, bundesweit eine standardisierte ambulante psycho-soziale Versorgungskette aufzubauen, um möglichst viele Krebspatienten optimal zu betreuen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt die Studie über einen Zeitraum von drei Jahren mit über 420.000 Mark.
„Beklagen Sie sich nicht, seien Sie froh, dass Sie am Leben sind“, sagte in den 70er Jahren ein Arzt seiner jungen Brustkrebs-Patientin, nachdem er sie erfolgreich behandelt hatte. Er ignorierte damit die emotionalen Belastungen, körperlichen Beschwerden und Therapie-Nebenwirkungen, die mit einer Krebserkrankung einhergehen können. Heute ist die Länge des Überlebens nicht mehr das einzige Maß für den Behandlungserfolg. Psychische Belastungen der Betroffenen wie die Angst vor Tochtergeschwülsten, vor Beziehungsproblemen oder vor dem Tod stehen ebenso im Mittelpunkt der Behandlung wie die medizinische Versorgung und werden oft in psycho-sozialen Beratungsgesprächen thematisiert. Psychotherapeuten nehmen sich der Probleme an und geben Hilfestellungen für das Leben mit Krebs. Allerdings ist der Bedarf an ambulanten psycho-onkologischen Beratungsstellen in Deutschland bei weitem nicht gedeckt. Außerdem mangelt es an Studien, welche die Wirksamkeit psycho-sozialer Angebote wissenschaftlich überprüfen.
Eine Gruppe von Psychologen und Medizinern an der Klinik für Onkologische Rehabilitation und Nachsorge der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg hat unter der Leitung von Privatdozent Dr. Joachim Weis, Dr. Ulrike Heckl und Professor Dr. Hans Helge Bartsch ein psycho-soziales ambulantes Nachsorgeprogramm für Krebspatienten entwickelt. Die Betreuung findet in einer Gruppe statt, der acht bis zehn ausschließlich an Brust- und Darmkrebs erkrankte Personen angehören. Das Gruppenprogramm wird an verschiedenen Orten im Freiburger Raum angeboten und startet im März 2001. Die Therapie hat zum Ziel die Lebensqualität und die Gesundheit der Patienten zu verbessern sowie das Vermögen die Krankheit zu verarbeiten, zu steigern. Im Rahmen der dreimonatigen Betreuung finden zwölf zweistündige Sitzungen statt. Die eigens für dieses Vorhaben geschulten Psychotherapeuten werden beispielsweise die Themen „Umgang mit der Erkrankung im Freundeskreis“ sowie „Angst und deren Bewältigung“ besprechen. Die Erarbeitung von Entspannungstechniken und die Lösung alltäglicher Probleme in Familie, Partnerschaft und Beruf gehören ebenso zum Therapieinhalt wie die Hilfe zur Selbsthilfe.
„Unser langfristiges Ziel ist es, bundesweit eine standardisierte ambulante psycho-soziale Versorgung aufzubauen und die psychologische Krankheitsbewältigung fest in das Gesundheitssystem zu integrieren. Um dieses Ziel zu verwirklichen, müssen wir den Nutzen unseres Betreuungsprogramms wissenschaftlich überprüfen und gegebenenfalls die Struktur des psycho-sozialen Gruppenangebotes verändern“, so Dr. Weis. Zu diesem Zweck analysieren die Freiburger Forscher mit wissenschaftlichen Methoden die Lebensqualität, den Grad der Krankheitsverarbeitung sowie Gemütszustände wie Angst und Depression bei den Patienten vor, während und nach der Gruppentherapie. Patienten, die sich für das psycho-soziale Nachsorgeprogramm interessieren, können sich unter der Telefonnummer 0761/206-22 21 an Dr. Dario Brocai von der Klinik für Onkologische Rehabilitation und Nachsorge in Freiburg wenden.
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