ESA testet digitalen Verkehrsfunk über "pensionierte" Fernsehsatelliten

Neue Services kommen ohne zusätzliche Starts aus

Die ESA testet in zwei parallelen Projekten eine Verwertung von „pensionierten“ Fernsehsatelliten für digitale Verkehrs-Radioservices. Die von den ESA-Technikern vorgeschlagene Methode könnte neue digitale Services ermöglichen, ohne dass ein zusätzlicher teurer und maßgefertigter Satellit gestartet werden muss. Die Studien werden von zwei Konsortien unter der Leitung von ND Satcom und Alcatel Space durchgeführt. Die Services sollen nach den Angaben der ESA den Autofahrern neben dem üblichen Radioprogramm auch Zusatzinformationen zur Verkehrslage, Musikstücken oder dem Wetter bieten.

Die Lebensdauer eines Satelliten wird von den Treibstoffreserven bestimmt, mit denen der Satellit in seiner präzisen Umlaufbahn und Ausrichtung gehalten wird, damit die fixen Fernseh-Antennen am Boden auch das TV-Signal empfangen können. Ist der Treibstoff nach rund 15 Jahren Betriebszeit verbraucht, kann der Satellit nicht mehr für Fernsehübertragungen genutzt werden. Für digitale Radioübertragungen ist allerdings keine so genaue Position benötigt. Die ESA-Techniker schlagen vor, einen Satelliten mit geringen Treibstoffreserven nur in seiner Ost-West-Achse zu stabilisieren, ansonsten aber auf seiner Position driften zu lassen. Da der meiste Treibstoff für die Korrektur der Satellitenposition in Nord-Süd-Richtung verbraucht wird, könnten bis zu fünf Jahre zusätzlicher Nutzungsdauer aus einem Fernsehsatelliten gewonnen werden. Die Veränderung in der Position des Satelliten werden von der Antenne im Fahrzeug ausgeglichen, die den Transponder des Satelliten verfolgt. Diese Antenne muss ohnehin beweglich sein, um die Bewegungen des Fahrzeugs zu kompensieren.

Da die Übertragung immer wieder durch Abschattungen wie Gebäude oder Tunnel unterbrochen wird, ist allerdings eine Echtzeit-Übertragung nicht zielführend. Die ESA-Techniker arbeiten daher an einem Cache-System. Die Übertragungen würden damit immer in Voraus heruntergeladen. Der User kann dann unter den Inhalten im Cache des Fahrzeugempfängers wählen und so sein Programm individuell zusammenstellen. Mit diesem System ließe sich nach Einschätzung der ESA-Entwickler ein digitaler Verkehrsfunk mit der gleichen Qualität aber zu einem Bruchteil der Kosten wie die Systeme in den USA verwirklichen. Für erste Tests (Bild) verwenden beide Teams einen Satelliten von SES Astra. Ein fertiges System könnte innerhalb von fünf Jahren verfügbar sein.

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Dominik Schebach pressetext.austria

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