Bedeutende Fortschritte in Atmosphärenforschung erwartet: Forschungsflugzeug dringt in neue Höhe vor
Bundesforschungsministerium gibt grünes Licht für „HALO“ – Schwerpunkt der Atmosphären- und Klimaforschung künftig in den Tropen.
Die Atmosphärenforschung und die Untersuchungen zum weltweiten Klimawandel werden durch das neue Forschungsflugzeug „HALO“ bedeutende Fortschritte erzielen. Univ.-Prof. Dr. Stephan Borrmann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erwartet insbesondere in der Wolken- und Spurengasforschung in den Tropen wichtige neue Erkenntnisse, die Aufschluss über die globale Klimaentwicklung geben dürften. „Die gesamte deutsche Atmosphärenforschung wird durch das neue Forschungsflugzeug neuen Schub bekommen“, sagte der Atmosphärenphysiker. Das Bundesforschungsministerium hatte Anfang Februar bekannt gegeben, dass für das Forschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) Mittel bereitgestellt werden.
HALO soll die seit über 25 Jahren im Einsatz befindliche Falcon 20 ersetzen und zu einer Stärkung der deutschen und europäischen Atmosphärenforschung im internationalen Kontext beitragen. Das Projekt, an dem universitäre und außeruniversitäre Atmosphärenforscher beteiligt sind und das unter der Führung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen und des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz steht, soll vor allem der weiteren Erforschung der Troposphäre und der unteren Stratosphäre – d.h. in Höhen von zehn bis 15 Kilometern – sowie der Erdbeobachtung dienen. Dazu wird ein Flugzeug mit großer Reichweite von zumindest 8.000 Kilometern, einer Gipfelflughöhe bis 15 Kilometern und einer Nutzlast von ungefähr drei Tonnen benötigt. Die Nutzfläche soll 20 bis 30 Quadratmeter betragen. Derzeit gibt es weltweit kein Forschungsflugzeug, das diesen Anforderungen entspricht. Die Investitionskosten für das Forschungsflugzeug, das auf der Basis eines großen Geschäftsreisejets erstellt wird, werden auf knapp 100 Millionen Euro veranschlagt.
Mit dem neuen Flieger soll unter anderem die Chemie und der Transport von Spurenstoffen in der Troposphäre und unteren Stratosphäre sowie die Ozonzerstörung in der Stratosphäre untersucht werden. Nach Ansicht von Borrmann kommt den Luftschichten über den Tropen dabei besondere Bedeutung zu. „Ozonkiller wie FCKW gehen von Europa den Umweg über die Tropen, wo sie in die Stratosphäre hineingepumpt werden und sich dann global verteilen“, erklärt der Atmosphärenforscher. Dabei spielen neben der immer in den Tropen vorherrschenden Aufwärtsbewegung der Luft auch die Gewitterwolken, die einen Durchmesser von bis zu 200 Kilometern erreichen können, zusätzlich die Rolle eines Staubsaugers, der die belastete Luft in große Höhen trägt. „Diese Wolken befinden sich oft in einer Höhe von bis zu 17 Kilometern über der Erde und können künftig mit dem neuen Flugzeug untersucht werden“, beschreibt Borrmann ein neues Forschungsfeld. Auch der menschliche Einfluss auf das Klimasystem durch die Verbrennung von Biomasse könnte genauer erforscht werden. „Beispielsweise werden in Indonesien oder Brasilien durch Brandrodungen Aerosole und Gase freigesetzt, deren Auswirkungen auf das Klima wir noch nicht kennen.“ Borrmann hat schon konkrete Projekte im Sinn, um durch Messungen in den tropischen Wolken festzustellen, welche Schadstoffe durch den Menschen in die Luft gelangt sind und welche Teilchen natürlichen Ursprungs sind. „Der Schwerpunkt der Atmosphärenforschung wird künftig in den Tropen liegen und mit dem neuen Forschungsflugzeug können diese Gebiete erreicht werden.“
Kontakt und Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Stephan Borrmann
Institut für Physik der Atmosphäre
Tel. 06131 – 39-22861
Fax 06131 – 39-23532
E-Mail: borrmann@mail.uni-mainz.de
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