Lokales Handeln in Afrika und die globalen Einflüsse


Um lokales Handeln in Afrika unter dem Einfluss der Globalisierung geht es bei einem neuen, kulturwissenschaftlich ausgerichteten Sonderforschungsbereich/Forschungskolleg, das jetz an der Universität Bayreuth seine Arbeit aufgenommen hat. Zu den Besonderheiten des zunächst mit 6 Millionen DM auf drei Jahre ausgestatteten Forschungsprojekt, an dem rd. 40 Forscher aus 13 Fachgebieten teilnehmen, ist die starke Komponente der Nachwuchsförderung und die Schaffung von Leitlinien für die Zusammenarbeit mit ausländischen Forschungsinstitutionen.

Neuer Bayreuther Sonderforschungsbereich/Forschungskolleg untersucht die Frage:

Wie wirken sich globale Einflüsse auf
das lokale Handeln in Afrika aus?

Nachwuchsförderung wichtiger Aspekt – Erprobung neuer Förderwege

Bayreuth (UBT). Wie wirken sich globale Einflüsse auf die einheimischen Sprachen in Westafrika aus? Welche Einflüsse hat der Ethno-Tourismus zu den Berbern und Tuaregs Nordafrikas? Wie entwickelt sich das Verhältnis von Entwicklungshelfern aus aller Welt und Einheimischen und wie ist es mit der kulturellen Integration von Sudanesen und Ägyptern in Deutschland und Amerika bestellt? Wie hat sich das Bodenrecht in Tansania unter dem Einfluß des Kolonialismus gewandelt, welche Prozesse durchläuft die afrikanische Kunst unter dem Einfluss des global geprägten Kunstmarktes? Alles dies sind Fragen in einem gerade angelaufenen Sonderforschungsbereich/Forschungskolleg mit dem Titel „Lokales Handeln in Afrika im Kontext globaler Einflüsse“, die in den nächsten Jahren untersucht werden sollen. Rund 6 Mio. DM, die hauptsächlich für Reisen zu Verfügung stehen, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft für die ersten drei Förderjahre bereitgestellt, wobei die Bayreuther Forscher bei der Komplexität der Themen davon ausgehen können, dass die Förderung sich insgesamt auf etwa 12 bis 15 Jahre erstrecken wird.

Seit etwa 20 Jahren gewinnt eine Perspektive an Gewicht, die die Globalisierung kulturwissenschaftlich zu analysieren versucht. Globalisierung ist aber ein Prozess, der in vielen Bereichen abläuft. In der Ökonomie z. B. produzieren transnationale Unternehmen an verschiedenen Standorten der Erde und Konsumgüter werden weltweit verkauft. Im politischen und rechtlichen Bereich kommen internationalen Organisationen eine wachsende Bedeutung zu. Menschenrechte werden weltweit eingefordert, ökologische Gefährdungen wirken sich vielfach global aus. Auch die modernen Medien operieren zunehmend rund um den Erdball. Internationale Filme, vor allem aber Fernseh- und Videokassetten finden sich heute auch in abgelegenen Städten oder gar Dörfern Afrikas. Allerdings ist dies auch keine Einbahnstraße, denn die Kommunikationsstrukturen geben den lokalen Akteuren die Möglichkeit, sich etwa via Internet global Gehör zu schaffen.

Dennoch: Lokales Handeln und seine Veränderungen sind eine dynamische, Größe, nicht nur ein räumlicher, sondern auch ein sozialer Begriff, der die persönlichen Beziehungen beschreibt. Er wird im Mittelpunkt des Erkenntnisgewinns der Wissenschaftler stehen.

Drei Leitlinien wollen sie dabei verfolgen: Einerseits wird man sich mit der lokalen Vitalität – etwa der Sprache, einer sozialen Gruppe oder Ethnie – beschäftigen und untersuchen, wie sie sich behauptet, möglicherweise auch über das Lokale hinaus expandiert oder sich zunächst Fremdes, aber gleichwohl Nützliches – etwa Agrartechniken, Konsumgüter oder Bildtechniken – aneignet. Eine weitere Leitlinie betrifft die kulturelle Vermischung, etwa beim Recht oder im Kunstbetrieb und der dritte Bereich behandelt die Situationen, in denen das Lokale und das Globale nebeneinander stehen, ja sogar im Gegensatz zueinander oder in Konkurrenz stehen, etwa als lokales Wissen und moderne Wissenschaft.

Das Bayreuther Institut für Afrika-Forschung, selbst aus einem Sonderforschungsbereich aus den 80er und 90 Jahren hervorgegangen, der sich mit Identität in Afrika beschäftigte, bietet beste Voraussetzung, die Vielfalt der Fragestellungen zu bearbeiten. Denn: „Nirgendwo in Deutschland beschäftigt sich man sich in dieser Dichte und dieser Breite mit Afrika,“ stellt der Bayreuther Ethnologe und Sprecher des Kollegs, Professor Dr. Gerd Spittler, fest. Insgesamt 13 Fachgebiete sind in die Forschungen mit einbezogen, darunter nicht nur Ethnologen und Sprachwissenschaftler, sondern u.a. auch Botaniker, Geographen, Juristen, Wirtschafswissenschaftler und Juristen.

Die Forschungen sind nicht denkbar ohne einen lebhaften Austausch von Wissenschaftlern, seien es Bayreuther, die ihre Forschungen in Marokko, Nigeria, Kenia, Mail und Burkina Faso betreiben, oder Wissenschaftler aus aller Welt, aber vorwiegend aus Afrika, die hier ihre Kompetenz einbringen oder fortgeschritten studieren. „Wir versprechen uns davon eine Belebung des Bayreuther Afrika-Instituts als geistiges Zentrum“, drückt die Afrikanistin und stellvertretende Sprecherin des Kollegs, Prof. Dr. Gudrun Miehe die Hoffnung aus.

Zwei Besonderheiten sind insofern beachtenswert: Das Bayreuther Forschungskolleg zielt auch und besonders auf Nachwuchsförderung, was sich in etwa 15 Bayreuther Doktoranden und einer Reihe von afrikanischen Nachwuchswissenschaftlern konkretisiert, die im Rahmen des Forschungskollegs Bayreuth für jeweils etwa drei Monate besuchen werden.

Und zudem sind die rund 40 Bayreuther Wissenschaftler, die in diesem neuen Forschungsbereich tätig sind, eine Art Pioniere bei dem Bemühen, für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Leitlinen für die Zusammenarbeit mit ausländischen Wissenschaftlern in solchen international ausgerichteten Projekten zu entwickeln.

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M. A. Jürgen Abel

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