Globaler Wandel: Umweltverwaltungen und Wasserwirtschaft sind noch nicht ausreichend vorbereitet

Das Symposium von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Berlin-Brandenburgischer Akademie der Wissenschaften und INKA BB, dem Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin verdeutlicht: Nur regional spezifische Anpassungsmaßnahmen sichern eine ausreichende und gleichmäßige Versorgung mit Wasser.

Auch die Vorsorge vor extremen Hoch- und Niedrigwassern wird immer bedeutsamer. Die Umweltverwaltungen der Bundesländer dürfen deshalb nicht weiter verkleinert werden. Zwar sind eindeutige Prognosen der regionalen Auswirkungen des Klimawandels nicht möglich. Sicher ist aber, dass er den Wasserhaushalt und damit die Versorgung von Bevölkerung, Industrie, Landwirtschaft, Ökosystemen und der anderen Nutzer stark beeinflussen wird – zumal der Globale Wandel nicht nur die Erderwärmung umfasst, sondern alle Veränderungen von Natur und Gesellschaft, welche die Lebensgrundlagen der Menschen unabweisbar beeinflussen. Den Wasserhaushalt verändert auch die menschliche Nutzung der Landschaft.

Beim Symposium in Großräschen – mitten im Lausitzer Braunkohlerevier – genügte zur Illustration der Blick aus dem Fenster: Ein gerade entstehender Tagebausee zeigt den tiefgreifenden Wandel einer Landschaft, die klimabedingt wahrscheinlich noch trockener werden wird. „Wasser ist keine Gratisleistung der Natur, auch nicht in Deutschland“, sagte Uwe Grünewald von der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus und Partner des Innovationsnetzwerks Klimaanpassung Brandenburg Berlin. „Dass die Umweltverwaltungen der Bundesländer zunehmend Personal und Kompetenzen einbüßen, birgt Risiken bei den dringend gebotenen Vorsorge- und Anpassungsnahmen im Bereich des Wasserhaushaltes und der Wasserbewirtschaftung.“

Deutschlandweit und auch global ist das Ziel dasselbe. Reinhard Hüttl, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften: „Wir müssen unseren Wasserkreislauf an den Globalen Wandel anpassen – sonst kippt das Gleichgewicht zwischen ökonomischem und gesellschaftlichem Nutzen und der Verträglichkeit mit den Ökosystemen vor Ort.“ Diese Balance werde durch die Nutzung von Wasser und Landschaft verändert und zusätzlich durch den Einfluss des Klimawandels gestört.

Für den Nordosten Deutschlands bedeutet dies: Steigende Temperaturen, zunehmende Verdunstung sowie sinkende Grundwasserspiegel und Abflüsse. Zu den gebotenen Anpassungsmaßnahmen gehören

– die Revitalisierung von Feuchtgebieten und der Rückbau von Entwässerungssystemen für einen größeren Wasserrückhalt in der Landschaft,
– der Umbau von Nadelbaummonokulturen zu Laubmischwäldern,
– Wasserüberleitungen in besonderen Fällen,
– angepasste Bewässerungsmaßnahmen für die Landwirtschaft
– sowie eine angepasste Siedlungswasserwirtschaft.
Das Symposium stellte regionale Unterschiede hinsichtlich möglicher Veränderungen im Wasserhaushalt und entsprechender Anpassungsmaßnahmen heraus. Wolfram Mauser von der Ludwig-Maximilians-Universität in München etwa berichtete aus dem Voralpenland. Dort sind nicht der Wassermangel sondern Wetterextreme das beherrschende Thema und ein wachsendes Hochwasserrisiko in den Flusstälern die Folge. Ähnliches gilt für den Westen Deutschlands. Über die Erfahrungen mit der nachhaltigen Entwicklung des Rheins berichtete Anne Schulte-Wülwer von der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins.

Dass Anpassungsmaßnahmen und die entsprechende Forschung dahinter drängende Themen sind, zeigen die vielen deutschlandweiten und regionalen Initiativen, die in Großräschen zusammengekommen sind. Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften hat beispielsweise das dreijährige Projekt „Georessource Wasser – Herausforderung Globaler Wandel“ aufgelegt, welches bis Ende des Jahres seinen Abschlussbericht vorlegen und Empfehlungen an Wissenschaft, Politik und Wirtschaft richten wird. Das Projekt arbeitet eng zusammen mit der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Globaler Wandel – Regionale Entwicklung“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die ihre Ergebnisse am 27. Juni 2011 in Berlin präsentieren wird.

Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin (INKA BB) als Mitveranstalter des Symposiums gehört zu den sieben Netzwerken zur Klimaanpassung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. INKA BB hat zum Ziel, Anpassungsstrategien für den Klimawandel zu untersuchen und innovative Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Im Fokus stehen dabei die Sicherung einer nachhaltigen Land- und Wassernutzung in der Region sowie die Förderung eines angepassten Gesundheitsmanagements.

Über acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
acatech vertritt die deutschen Technikwissenschaften im In- und Ausland in selbstbestimmter, unabhängiger und gemeinwohlorientierter Weise. Als Arbeitsakademie berät acatech Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen. Darüber hinaus hat es sich acatech zum Ziel gesetzt, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu unterstützen und den technikwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Zu den Mitgliedern der Akademie zählen herausragende Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungs-einrichtungen und Unternehmen. acatech finanziert sich durch eine institutionelle Förderung von Bund und Ländern sowie durch Spenden und projektbezogene Drittmittel. acatech besteht aus drei Organen: Die Mitglieder der Akademie sind in der Mitgliederversammlung organisiert; das Präsidium, das von den Mitgliedern und Senatoren der Akademie bestimmt wird, lenkt die Arbeit; ein Senat mit namhaften Persönlichkeiten vor allem aus der Industrie, aus der Wissenschaft und aus der Politik berät acatech in Fragen der strategischen Ausrichtung und sorgt für den Aus-tausch mit der Wirtschaft und anderen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland.
Über die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ist eine Fach- und Ländergrenzen überschreitende Vereinigung herausragender Wissenschaftler mit über 300-jähriger Tradition. 78 Nobelpreisträger prägen ihre Geschichte. Als größte außeruniversitäre geisteswissenschaftliche Forschungseinrichtung in der Region Berlin-Brandenburg sichert und erschließt sie kulturelles Erbe, forscht und berät zu gesellschaftlichen Zukunftsfragen und bietet ein Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Über INKA BB Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin
Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin (INKA BB) ist eines von sieben im Rahmen der KLIMZUG-Ausschreibung gegründeten Netzwerken zur Klimaanpassung, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Das Verbundvorhaben umfasst 24 Teilprojekte, es ist auf 5 Jahre angelegt und läuft bis April 2014. Der Förderanteil des Bun-desministeriums für Bildung und Forschung beträgt 15 Millionen Euro. Netzwerkpartner des INKA BB sind Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg sowie zahlreiche Interessenver-bände und Wirtschaftsunternehmen. Auch zählen eine Reihe von kommunalen Verwaltungen und Landesbehörden aus Berlin und Brandenburg dazu. Die Koordination des Projektes hat das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Müncheberg.

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Jann Gerrit Ohlendorf idw

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Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

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