Durch Gendefekt hoppeln Mäuse wie Hasen
Forscher der Universität Göteborg haben zwei Moleküle entdeckt, die bei Mäusen für das Gehen verantwortlich sind.
Fehlen diese bestimmten Eiweißstoffe im Rückenmark, hüpfen die Nager wie Hasen, da die Organisation der Nervenzellen durcheinander gerät. Es gelingt ihnen nicht mehr, den rechten und linken Fuß abwechselnd nach vorn zu bewegen. Zu diesem Schluss kommen die schwedischen Forscher im Fachblatt Science (299: 1889-1892). Die Wissenschaftler hoffen, dass sich auf Basis des genetischen Hintergrunds des Gehens neue Behandlungsmöglichkeiten für Querschnittsgelähmte eröffnen.
Sind Mäuse gesund werden beim Gehen Muskeln der einen Seite über Nerven angeregt. Die der anderen Seite werden gehemmt. Dass die Mäuse abwechselnd einen Fuß vor den anderen setzen, setzt voraus, dass sich jene Nervenzellen, die die Informationen an die Muskeln weiterleiten, bei der Entwicklung richtig im Rückenmark organisiert haben. Wie das Forscherteam unter Klas Kullander nun herausgefunden hat, sind dafür die Eiweißstoffe ephrinB3 und EphA4 notwendig.
Die Wissenschaftler kreierten genetisch veränderte Mäuse, die diese beiden Moleküle nicht produzierten. Dadurch wurde das Gleichgewicht gestört, da die Nervenzellen, die für die Muskelanspannung verantwortlich sind, auf die falsche Seite gerieten. Die Moleküle sind vermutlich dafür verantwortlich, wachsende Nerven richtig im „Gehzentrum“ des Rückenmarks, dem so genannten „Central pattern generator“, zu „verdrahten“. Gerät das Gleichgewicht durcheinander können die Mäuse nur mehr hoppeln. Im Versuch konnten die Forscher der Bewegungsstörung mit speziellen chemischen Substanzen entgegenwirken.
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