Wachstum bei Biogas-Energiegewinnung braucht Aufklärung und staatliche Förderung
Der Europamarkt für Biogasanlagen
Biogas ist eine erneuerbare Primärenergie, deren Potenzial bisher kaum gesichtet ist – und der Markt ist bislang zum größten Teil unerschlossen und unterentwickelt. Die Industrieländer befürworten eine Optimierung der Energieeffizienz und den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien, denn diese Maßnahmen gelten als wichtige Schritte auf dem Wege zu einer nachhaltig wirtschaftenden Ökonomie. Bisher wurde Biogas allerdings von anderen Energiegewinnungstechnologien (z.B. Windkraftanlagen) überschattet, ist aber eine durchaus ernst zu nehmende wachstumsfähige Alternative. Im Jahr 2001 erreichte der Europamarkt für Biogasanlagen einen Gesamtumsatz von 385 Millionen Dollar, wobei sich das Leistungsvolumen um 218 Megawatt erhöhte. Nach Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan (www.power.frost.com) werden die Kapazitäten derzeit weiterhin ausgebaut, sodass aus 1.505 MW (2001) zukünftig ungefähr 4.275 MW (2010) werden sollen.
Biogastechnologie ist europaweit verfügbar – Wirtschaftsmotor vor allem für ländliche Gebiete
Das Abfallkompostierungsverfahren setzt das natürliche, methanhaltige Biogas frei, das als billige und leicht zugängliche Energieressource genutzt werden kann. Typischerweise produzieren Biogasanlagen diese Energie durch ein anaerobes Vergärungsverfahren (AD; Anaerobic Digestion), derartige Anlagen sind im Handel erhältlich und in allen EU-Ländern zu finden. Es gibt in den einzelnen Mitgliedsstaaten jedoch Unterschiede bezüglich Bekanntheit, Installation und Betriebsweise.
AD-Technologien und die Biogasindustrie könnten zur Wiederbelebung ländlicher Wirtschaftsregionen beitragen. Sie schaffen und erhalten Arbeitsplätze – und zwar durch technische Dienstleister vor Ort, durch das Transportwesen und den Betrieb von zentral eingerichteten Kraftwerken.
Aufklärung tut Not – Staatliche Förderung ist gefragt
Die aktuelle Analyse von Frost & Sullivan betont die Wichtigkeit staatlicher Fördermaßnahmen, die diese Industriebranche kommerziell attraktiver machen soll. Aufklärungskampagnen sind nötig, um das gängige Vorurteil auszuräumen, dass der Bau von Biogasanlagen gleichbedeutend ist mit Misserfolg, schlechter öffentlicher Anerkennung und ausbleibenden betrieblichen Gewinnen. Hohe Installationskosten und mittelfristige Amortisierung sind tatsächlich ungünstige Voraussetzungen in der heutigen Geschäftswelt, allerdings ist fehlendes Wissen über die Technologie der Hauptgrund, weshalb der Biogasmarkt nicht in Schwung kommt. Der zurückhaltende Informationsfluss seitens der Behörden bremst zusätzlich das Entfaltungspotenzial des Marktes. Dieses Potenzial kann ohne vertrauensbildenden, unterstützenden Maßnahmen weder die Industrie noch den Kunden erreichen, wodurch große Marktchancen verschenkt werden. Das negative Image von Biogastechnologien ist vor allem im Landwirtschaftssektor weit verbreitet, wodurch die Wachstumsperspektiven des Marktes für Biogasanlagen direkt beeinflusst sind. „Größere Transparenz und mehr Information für Geschäftsinteressenten sind hilfreich, damit potenzielle Investoren Schwierigkeiten oder Fehler der Vergangenheit vermeiden können. Weiterhin sollten sie sich vergewissern können, wo und wann spezifische Verläufe oder Systemaspekte anzupassen sind, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die persönliche Beurteilung nimmt außerdem Zeit und Geld in Anspruch – und von beidem haben viele potenzielle Anwender oftmals nur wenig. Daher sollten finanzielle Unterstützungsinstrumente verfügbar sein und die Ambitionen flankieren“, fügt Ian French, Industry Analyst bei Frost & Sullivan, hinzu.
Gute Marktchancen in den kommenden Jahrzehnten – Leistungsreserven der Biogasproduktion ausschöpfen
Marktwachstum und zunehmend härtere Konkurrenz werden sich parallel entwickeln. Während kleinere Akteure sich auf die unwichtigeren, aber wachsenden Agrar- und Industriesektoren konzentrieren, haben andere die Bereiche Abwasser und Mülldeponien im Visier. Größere Erstausrüster besitzen durchaus Leistungsfähigkeit, verfolgen ihre Chancen aber vor allem in lukrativeren konventionellen Marktsektoren. „Obwohl es Biogasherstellung schon seit langem gibt, hat es mittlerweile entscheidende Verbesserungen in der Energieproduktion und Energiekonvertierung gegeben, sodass Leistungsreserven mittels höherer Effektivität erschlossen werden können. Einige Schlüsselgebiete sind z.B. Gasertragsverbesserungen durch Rohstoff-Mix, Prozessbeschleunigung, Optimierung des Feststoffproporzes, Kostenminderung und Standardisierung. Solange diese Problemkreise und Hindernisse nicht angesprochen und gelöst werden, bleibt die Markterschließung begrenzt“, mahnt French. Generell bietet der Einsatzrahmen in den Sektoren Industrie und Landwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten ein riesiges Potenzial; außerdem tragen diese Bereiche erheblich zu den Emissionsreduktionszielen bei. Jedoch hat sich im letzten Jahrzehnt die Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Biogasanlagen in vielen Fällen als unzuverlässig, oder noch schlimmer, als unwirtschaftlich erwiesen. Mittlerweile ist dennoch das Interesse an größeren zentralisierten Anlagen gewachsen, die neue Alternativen bieten, um landwirtschaftliche und industrielle Abfälle in einem gemischten Prozess zu vergären.
Größte Kapazitäten für Deponiegasnutzung in Deutschland und Großbritannien
„In ganz Europa gibt es eine große Anzahl Mülldeponien, die das in ihnen entstehende Biogas abfackeln. Diese Gelegenheit könnte genutzt werden, um Energie herzustellen. Großbritannien und Deutschland haben die größten vorhandenen Kapazitäten – mit Aussicht auf Zuwachs. Italien, Frankreich und Spanien sind im Begriff, ihre Ressourcen bis 2010 erheblich auszubauen“, bemerkt French. In manchen Länder schrumpfen schon heute die Ressourcen, wie z.B. in den Niederlanden und Österreich. Durch die neue EU-Richtlinie zum Deponiewesen werden die aus dieser Quelle abschöpfbaren Biogasmengen in den nächsten Jahrzehnten weiterhin abnehmen. Währenddessen wird aber ein nachhaltiges Wachstum des Gesamtmarktes reichhaltige Möglichkeiten für Neuanlagen schaffen.
Markt für Biogasanlagen steckt noch in den Kinderschuhen
Aus Wettbewerbssicht betrachtet befindet sich der Gesamtmarkt noch in Entwicklung und ist europaweit durch Zersplitterung charakterisiert. Neue Marktteilnehmer sind keine unbekannten Unternehmen in diesem Nischenbereich. Ebenfalls ist die Zeit reif und sind die Wachstumsmöglichkeiten gegeben, um nicht nur kleine, sondern auch große Anlagen bauen zu können. Unter jetzigen Gegebenheiten kann man allerdings noch keine messbaren Konsolidierungsbewegungen ausmachen. Solche Trends werden erst mittel- bis langfristig zu Tage treten, wenn die Marktakteure versuchen, ihre Positionen zu etablieren.
Titel der Analyse:
Frost & Sullivans Analysis Of The Biogas Power Plant Market
(Report B162)
Weitere Informationen:
Stefan Gerhardt
Public Relations Manager
Frost & Sullivan
Clemensstrasse 9
60487 Frankfurt/Main
Tel. 069-77033-11
Fax 069-234566
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