Sonne oder Mensch – Wer ist der Stärkere beim Klimawandel?
Seit einiger Zeit diskutieren Klimaforscher, welcher Einfluss beim Klimawandel der Stärkere ist: die veränderliche Sonnenaktivität oder der Mensch. Die neueste Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt: Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Klimaänderungen überwiegend auf veränderte Sonnenaktivität und Vulkanausbrüche zurückzuführen. Seitdem spielt jedoch der Mensch für den Klimawandel die entscheidende Rolle.
Nach der neuen Studie der Potsdamer Wissenschaftler waren Änderungen in der solaren Aktivität und Vulkanausbrüche die treibende Kraft der Klimaschwankungen im letzten Jahrtausend. Besonders kalte Perioden der so genannten „Kleinen Eiszeit“ (15. bis 19. Jahrhundert) fielen auf Phasen mit besonders wenigen Sonnenflecken. Eine dieser Kaltphasen, das Maunder Minimum, dauerte ungefähr von 1645 bis 1715. Eine besonders starke Abkühlung verursachte auch der Vulkanausbruch Tambora 1815 in Indonesien, dem ein Jahr ohne Sommer folgte.
Seit etwa 1850, dem Beginn der Industrialisierung, führte die steigende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu einer zunehmenden Erwärmung. Waldrodungen dämpften jedoch diese Erwärmung, weil nach dem Abholzen die Oberfläche heller ist und mehr Sonnenlicht reflektiert. Erstaunliches Ergebnis der neuen Studie: Die „Kleine Eiszeit“ wurde durch die Rodungen in das 19. Jahrhundert hinein verlängert, obwohl natürliche Faktoren wie Sonne und Abnahme der Vulkanaktivität sonst schon früher eine Erwärmung eingeleitet hätten.
Die Konzentration an Treibhausgasen stieg im 20. Jahrhundert immer schneller an, während die Intensität der Waldrodungen in den mittleren nördlichen Breiten abnahm. In den letzten Jahrzehnten ist der Einfluss des Menschen durch den Ausstoß von Treibhausgasen der stärkste Faktor und wird dies in der nächsten Zeit voraussichtlich auch bleiben.
Die aktuelle Studie basiert auf Computersimulationen, die mit dem am PIK entwickelten Erdsystemmodell CLIMBER erstellt wurden. Dieses erweiterte Klimamodell beschreibt, wie sich Atmosphäre, Ozean und Vegetation gegenseitig beeinflussen. In das Modell sind Klimaantriebsgrößen wie Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche, die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre und die menschliche Landnutzung eingespeist worden. Das Modell berechnet dann die Reaktion des Klimasystems auf die Antriebe. Eva Bauer, Wissenschaftlerin am PIK und leitende Autorin der Studie, erklärt: „Das Ergebnis ist überzeugend: Die aktuellen Simulationen stimmen viel besser als die früheren mit den Klimadatenreihen von Baumringen und Eisbohrkernen der vergangenen tausend Jahre überein.“
Die Studie wurde am 19. März in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlicht.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wurde 1992 gegründet und beschäftigt 121 Wissenschaftler. Seine Forschungen zu Klimawandel, Klimafolgen und nachhaltiger Entwicklung sind international anerkannt. Das PIK gehört zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL).
Kontakt: Dr. Eva Bauer, eva.bauer@pik-potsdam.de, Tel. 0331-288-2588
Pressestelle: Anja Wirsing, anja.wirsing@pik-potsdam.de, Tel. 0331-288-2507
Originalartikel: Bauer, E., Claussen, M., Brovkin, V. and Hünerbein, A. 2002: Assessing climate forcings of the Earth system for the past millennium, Geophys. Res. Lett., 30 (6), 1276, doi:10.1029/2002GL016639
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