Forschungsergebnisse zeigen: Bologna-Reform geht in die richtige Richtung
In zahllosen Büchern und Artikeln wird der Rückgang der Studienqualität beschworen, ausgelöst durch die Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen. Doch empirisch lässt sich dieses pauschale Negativurteil nicht halten, so das Gesamtfazit einer neuen Publikation, welche das CHE im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstellt hat.
Unter dem Titel „Der Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung – Analysen und Impulse für die Praxis“ sind 21 Beiträge versammelt, die Einblick in den derzeitigen Stand der nationalen und internationalen Forschung zum umfassendsten Studienreformprojekt in den zurückliegenden 50 Jahren geben. Die Publikation liefert empirische Evidenz, wo bislang subjektive Eindrücke überwogen. Sie leistet damit einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte und gibt zugleich Hinweise zur Verbesserung der Hochschulpraxis.
Der Bologna-Prozess ist weit mehr als eine bloße Studienstrukturreform, nämlich ein tief greifender Organisations- und Personalentwicklungsprozess in Universitäten und Fachhochschulen eingebettet in eine europäische Umbruchsituation. Dies spiegeln auch die fünf Themenschwerpunkte des 293 Seiten starken Bandes wider:
– Deutschland und Europa im Vergleich
– Studiengestaltung und Studierverhalten
– Lehrkompetenz und Kompetenzentwicklung bei Studierenden
– Institutionelle Rahmenbedingungen
– Qualitätsentwicklung und -steuerung
Alles in allem zeigen die Analysen, dass die tatsächliche Studienqualität in deutschen Hochschulen weit besser ist als die kursierenden Meinungen und Stimmungsbilder oft vermuten lassen. Gleichwohl – und auch das belegen die empirischen Ergebnisse in dem Band – gibt es im Zuge der Umstellung auf die Bachelor-/Masterabschlüsse noch eine Reihe problematischer Baustellen. Zu diesen gehören in besonderer Weise der wachsende Druck auf Studierende und Lehrende durch das studienbegleitende Prüfungssystem und die zum Teil noch nicht ausreichende Anpassung der Studieninhalte an die gestufte Studienstruktur. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Auch die durch den Bologna-Prozess ausgelöste Überbürokratisierung ist eine Gefahr. Das betrifft vor allem den Bereich der Qualitätsentwicklung von Lehre und Studium. Dieser hat im Zuge des Bologna-Prozesses zwar erheblich an Gewicht gewonnen, geht aber einher mit einer hohen Regelungsdichte und einem immensen hochschulinternen Aufwand. Die Publikation zeigt hier wirkungsvolle Ansatzpunkte wie z.B. die engere Verbindung von Qualitätssicherung und Hochschuldidaktik, die Gestaltung von Einstiegsphasen für neu berufene Professor(inn)en und der Mittelvergabe. Kritisch reflektiert werden finanzielle Anreize für Hochschullehrer(innen) und andere Verfahren der Qualitätssteuerung.
Die Publikation kann kostenlos von der CHE-Webseite heruntergeladen werden.
Kontakt: Dr. Sigrun Nickel
E-Mail: sigrun.nickel@che-concept.de
Telefon: 05241 9761-23
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.che.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft
Neueste Beiträge
Brechen des Eises: Gletscherschmelze verändert arktische Fjordökosysteme
Die Regionen der Arktis sind besonders anfällig für den Klimawandel. Es mangelt jedoch an umfassenden wissenschaftlichen Informationen über die dortigen Umweltveränderungen. Forscher des Helmholtz-Zentrums Hereon haben nun an Fjordsystemen anorganische…
Globale Studie identifiziert Gene für Depressionen in verschiedenen Ethnien
Neue genetische Risikofaktoren für Depression wurden erstmals in allen großen Weltbevölkerungen identifiziert und ermöglichen es Wissenschaftler*innen, das Risiko für Depression unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit vorherzusagen. Die bislang größte und…
Zurück zu den Grundlagen: Gesunder Lebensstil reduziert chronische Rückenschmerzen
Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich sind weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen, wobei viele Behandlungen wie Medikamente oft keine dauerhafte Linderung bieten. Forscher des Centre for Rural Health der Universität Sydney…