Neue Basis für Kooperation mit Fritz-Bauer-Institut
Universitätspräsident unterbreitet Vorschläge – Enge personelle Zusammenarbeit in der Holocaust-Forschung angestrebt
FRANKFURT. In die Verhandlungen über die Zukunft des Fritz-Bauer-Instituts ist Bewegung gekommen: Der Präsident der Goethe-Universität Prof. Dr. Rudolf Steinberg hat einen Vorschlag für eine engere Verbindung von Universität und Institut unterbreitet, nach der sich die Holocaust-Forschung an beiden Institutionen in Zukunft wechselseitig anregen soll. Der Universitätspräsident hofft nun auf Zustimmung bei den Mitgliedern des Stiftungsrats.
Als rechtlich selbstständiges "An – Institut" der Universität könnte die Eigenständigkeit gewahrt und die maßgebliche Mitwirkung des Fördervereins sichergestellt werden, heißt es in dem Kooperationsvorschlag des Präsidenten. Wie Steinberg betonte, gehören "An – Institute" zur bewährten Tradition der als Stiftungsuniversität gegründeten Frankfurter Universität, dazu zählen u.a. das Center for Financial Studies und das Sigmund-Freud-Institut.
Das Fritz-Bauer-Institut wird genügend Platz unter dem Dach des I.G. Farben-Hauses finden: Acht Büros im fünften Stock des Bauteils Q 3 sind nach einer neuen Raumplanung für das Institut reserviert. Die Buchbestände des Fritz-Bauer-Instituts sollen in die „Gemeinsame Bibliothek Poelzig Ensemble“ integriert werden, in der auch die Fachbereichs- und Institutsbibliotheken zusammengefasst werden. Die eigenständige bibliothekarische Betreuung durch Mitarbeiter des Instituts ist gewährleistet. Sollte das Fritz-Bauer-Institut und sein Stiftungsrat nicht an der Unterbringung im I.G. Farben-Haus festhalten, so sieht Steinberg durchaus alternative Möglichkeiten.
Die wissenschaftliche Kooperation soll auch durch personelle Verknüpfungen gefördert werden. So stellt sich die Universitätsleitung vor, dass die Leitung des Fritz-Bauer-Instituts mit einer Professur der Goethe-Universität verbunden wird. Steinberg schlägt für die ersten fünf Jahre Prof. Dr. Micha Brumlik vor, der neu auf die Professur für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Theorie und Bildung berufen wurde. Eine Regelung für zukünftige Berufungen sollen in einem Kooperationsvertrag zwischen dem Institut und der Universität getroffen werden.
Ein besonderes Anliegen ist es, die fächerübergreifende Forschung zum Holocaust in den nächsten Jahren zu intensivieren: Dies soll mit einer vom Land Hessen auf Dauer finanzierten Gastprofessur garantiert werden. Im ein- oder zweijährigen Wechsel wird diese Professur mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen besetzt; in den ersten Jahren sollen nach Vorstellung der Universität zunächst überwiegend Historiker berufen werden. Die Entscheidung darüber bleibt aber dem Stiftungsrat vorbehalten, dem bisher die Stadt Frankfurt, das Land Hessen und der Förderverein angehören, dem in Zukunft aber auch die Goethe-Universität beitreten soll. Nach Vorschlag der Universität entscheidet der Stiftungsrat mit ¾-Mehrheit, die Bestellung des Leiters und die Besetzung der Gastprofessur soll allerdings nicht gegen das Votum des Fördervereins erfolgen.
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