Neue Methode für den Kampf gegen Massenschädlingsplagen

Erster Prototyp des tragbaren Elektrogitters mit Elektrogenerator zur Massenschädlingsbekämpfung.Der zweite Prototyp hat eine bereits auf drei bis vier Meter erweiterte Wirkungsfläche

Nach mehrjähriger Forschung und verschiedenen Feldversuchen in China stellt nun der emeritierte TU-Professor Dr. Frithjof Voss, Fakultät Architektur Umwelt Gesellschaft, eine neue Methode im Kampf gegen Massenschädlingsplagen vor. Grashüpfern- oder Heuschreckenschwärmen will der Wissenschaftler mittels einem Elektrogitter zu Leibe rücken. Bislang wurden die gefräßigen Insekten durch den Einsatz von chemischen Substanzen dezimiert. Die damit verbundenen erheblichen ökologischen Belastungen und Risiken sind bekannt. Immer wieder tauchten daher in der Vergangenheit Forderungen nach alternativen Bekämpfungstechniken auf.

In diese Richtung zielt die von Frithjof Voss vorgestellte neuartige Methode: Der jetzt fertiggestellte zweite Prototyp des Elektrogitters besteht aus einem tragbaren drei bis vier Meter langen und 0,5 m hohen Drahtnetz. Es ist mit vertikalen, dicht gespannten dünnen Aluminiumstäben bestückt, die elektrisch geladen werden. Kernstück ist ein tragbarer Elektrogenerator, der in der Lage ist, aus einer 12-Volt-Batterie das Gitter mit gestuften Hochspannungen von 4.000 bis 10.000 Volt über eine Dauer von zwei bis drei Stunden zu versorgen. Bei auftretendem Schädlingsbefall wird das Gitter von den Menschen über die Felder geführt. Die Insekten werden durch die dabei auftretenden Geräusche oder Vibrationen aufgescheucht und bei Berührung mit den elektrisch geladenen Stäben in Millisekunden getötet. Bei der bisher praktizierten chemischen Schädlingsbekämpfung sterben die Insekten qualvoll über Stunden.

Der Haupteinsatzbereich des Elektrogitters wird in den subtropischen und tropischen Ländern der Dritten Welt gesehen, in denen das jährliche Auftreten von Grashüpfer- und Heuschreckenplagen immer wieder schwere Ernteschäden und -verluste verursacht, die bis zu Ernährungsengpässen bzw. Hungersnöten führen. Die Vorteile der neuen, inzwischen auch patentierten Technik sind leicht zu beschreiben:

1. Die industrielle Massenfertigung des Gitters und des Elektrogenerators ist schnell und preiswert machbar.
2. Die Anschaffungskosten des Elektrogitters entstehen nur einmalig. Die batteriebetriebene Technik verursacht keine weiteren Kosten. In unerschlossenen Gebieten dienen Solarzellen der Wiederaufladung der Batterien.
3. Neben dem tragbaren Einsatz im Feld auf kleinbäuerlichen Betrieben lässt sich das zukünftig erweiterbare Gitter auch an der Frontseite von Traktoren anbauen, die dann in weiträumigen Feldarealen und Plantagenbetrieben auf vorhandenen Versorgungswegen die gleichen Bekämpfungseffekte mit größerer Effizienz bewirken.
4. Im Vergleich zu chemischen Bekämpfungskampagnen entfällt der Transport und Kauf von Insektiziden, Dieseltreibstoff, Wasser etc. sowie der Einsatz von Fahrzeugen, Flugzeugen und Fachpersonal. Gleichfalls entfällt die hiermit in Tagen zu rechnende Zeitverzögerung bis zur technischen Einsatzbereitschaft der Maßnahmen.
5. Die neue Bekämpfungsmethode ist ökologischer und ökonomischer als die bisherigen Verfahren und unverzüglich bei Schadinsektenbefall einsetzbar.
6. Es ergeben sich weitere Einsatzbereiche in der Verknüpfung des Elektrogitters mit bereits entwickelten Lockstoffen, auf die nur bestimmte Schadinsekten gezielt reagieren.
7. Darüber hinaus wird gegenwärtig an der Erzeugung variabler Frequenzen geforscht, die selektive Insektenspezies entweder anlocken oder aufschrecken und mit dem Einsatz des Gitters kombiniert werden sollen.

Die bisherigen Forschungen von Prof. Voss auf dem Sektor der Schädlingsbekämpfung konzentrierten sich seit 1985 auf die Anwendung von satellitengestützten Fernerkundungstechniken aus dem All, um das Entstehen und Ausbrechen von Massenschädlingsplagen in Afrika und China rechtzeitig zu entdecken und um die Plagen nach Möglichkeit vor ihren Ausbrüchen zu bekämpfen. Diese Methoden waren auch auf der Weltausstellung Expo 2000 zu sehen. In Marokko und Mauretanien sind sie bereits im Einsatz

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern em. Prof. Dr. Frithjof Voss, TU Berlin, Fakultät Architektur Umwelt Gesellschaft, Tel.: 030/212-32423, Fax: -32866, E-Mail: voss@geographie-berlin.de

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Ramona Ehret idw

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