Männer sind deutliche Verlierer auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Die zentralen Probleme des deutschen Beschäftigungssystems bestehen nicht nur fort, sondern sie haben sich verschärft. Darauf weist die Bertelsmann Stiftung vor dem Hintergrund der heutigen Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten durch die Bundesanstalt für Arbeit hin.
Eine internationale Studie der Stiftung zur Arbeitsmarktentwicklung in 20 OECD-Ländern zeigt, dass Männer zwischen 25 und 54 zu den deutlichen Verlierern der jüngsten Veränderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt zählen. Ihre Erwerbsquote ist im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf 79 Prozent gesunken. Damit ist die Beschäftigungssituation deutscher Männer im internationalen Vergleich besonders schlecht. Einzelne Gruppen sind unterschiedlich stark von der Arbeitsmarktlage betroffen: Neben gering Qualifizierten sind besonders ältere Arbeitnehmer nur unterdurchschnittlich in den Arbeitsmarkt integriert, und auch für sie hat sich die Situation im letzten Jahr weiter verschlechtert.
Als Gewinner der vergangenen Jahre dürfen sich lediglich Frauen fühlen. Zwar ist auch ihre Arbeitslosigkeit zuletzt wieder angestiegen, allerdings wesentlich geringer als bei den Männern: 2001 lag ihre Arbeitslosenquote noch durchgängig über der der Männer. Im März 2003 waren dagegen 9,6 Prozent der Männer ohne Job, während die Quote der Frauen mit 9,0 Prozent bereits mehr als ein halbes Prozent darunter lag. „Dies folgt hauptsächlich aus den starken Arbeitsplatzverlusten im Bau- und verarbeitenden Gewerbe, wo überwiegend Männer beschäftigt sind“, erläutert einer der Autoren, Eric Thode von der Bertelsmann Stiftung.
Unter den 55- bis 64-Jährigen sind nur noch vier von zehn auf dem Arbeitsmarkt aktiv. Damit ist die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer im letzten Jahr um mehr als drei Prozent gesunken. Im Vergleich von 20 OECD-Ländern hat Deutschland den höchsten Rückgang zu verzeichnen. Das liege unter anderem daran, dass es hierzulande besonders früh möglich sei, vorzeitig aus dem Arbeitsmarkt auszuscheiden, so Thode. Trotz der geringen Erwerbsbeteiligung nimmt Deutschland bei der Arbeitslosigkeit Älterer den traurigen Spitzenplatz ein. Jeder Neunte findet keine Arbeit. In der Schweiz sind hingegen nicht einmal zwei Prozent dieser Gruppe arbeitslos.
Von den gering Qualifizierten ohne weiterführenden Schul- oder Berufsabschluss sind in Deutschland nur knapp 60 Prozent überhaupt auf dem Arbeitsmarkt aktiv, lediglich jeder zweite hat einen Arbeitsplatz. In anderen Ländern gelingt die Arbeitsmarktintegration dieser Gruppe weitaus besser. Schweden und die Schweiz zählen zu den Ländern, in denen immerhin zwei Drittel der gering Qualifizierten einer Beschäftigung nachgehen.
Weiterhin legt die Studie dar, inwieweit zentrale beschäftigungspolitische Reformen der letzten Jahre zur Belebung des deutschen Arbeitsmarkts beigetragen haben. Die Hartz-Reformen haben sich bislang auf dem Arbeitsmarkt noch kaum ausgewirkt. Auf der anderen Seite seien nennenswerte Reformen, die die Arbeitsnachfrage von Unternehmen steigern, dünn gesät. Unter anderem müssten die Lohnnebenkosten sinken. „Diese Reformen müssten jetzt in den Vordergrund rücken“, so Werner Eichhorst, zweiter Autor der Studie, „nur so können mehr Menschen einen Arbeitsplatz finden.“
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