Mit Bewegungs- und Hörtraining gegen Alzheimer
Können ein wissenschaftlich fundiertes, computerbasiertes Hörtraining und ein körperliches Bewegungstraining das Voranschreiten einer beginnenden Alzheimer-Demenz hinauszögern oder gar aufhalten?
Mit dieser Frage beschäftigen sich jetzt Wissenschaftler der Universitäten Ulm und Konstanz in einer breit angelegten Studie. Dazu werden im Raum Ulm noch weitere Teilnehmer gesucht.
„Und zwar zum einen Personen, bei denen eine beginnende Form von Alzheimer bereits diagnostiziert wurde, zum anderen wollen wir aber auch ältere Menschen ab etwa 65 Jahren erreichen, die nicht dement sind, aber feststellen, dass sie zunehmende Gedächtnis- oder Wortfindungsprobleme haben“, sagt Diplom-Psychologin Olivia Küster vom Institut für Psychologie und Pädagogik der Uni Ulm, unter anderem auch beauftragt mit der Rekrutierung interessierter Teilnehmer.
Was diese erwartet? Sie trainieren zehn Wochen lang entweder zu Hause am Computer ihr Gehör und Gedächtnis oder absolvieren mehrmals pro Woche ein professionell angeleitetes Fitness- und Koordinationstraining. Vor und nach den Trainingswochen finden intensive Untersuchungen der geistigen Leistungsfähigkeit statt. Getestet werden beispielsweise Merkfähigkeit, Sprache, Orientierung und Reaktionsvermögen. Zusätzlich werden mittels modernster Untersuchungstechnik Gehirnfunktionen gemessen. „Die Teilnehmer können davon auch für sich persönlich ganz erheblich profitieren“, ist Küster überzeugt.
An der Studie beteiligt sind Forschungsgruppen um die Ulmer Professorinnen Iris-Tatjana Kolassa (Klinische und Biologische Psychologie) und Christine von Arnim (Universitätsklinikum für Neurologie) in Zusammenarbeit mit Sportwissenschaftlern, Chemikern und Biologen der Universität Konstanz. Gefördert wird das Projekt von der EU und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
„Ein vergessener Name oder Termin oder ein verlegter und nicht mehr auffindbarer Gegenstand – das kann in allen Altersgruppen vorkommen“, erklären die Ulmer Wissenschaftlerinnen. Insbesondere ältere Menschen aber fragten sich häufig, ob dies erste Anzeichen einer beginnenden Alzheimer-Demenz sein könnten. „Aufmerksam sollten wir werden, wenn sich plötzlich massivere Veränderungen einstellen, das Gedächtnis aus Sicht der Betroffenen oder Angehörigen merklich schlechter geworden ist als im vergangenen Jahr oder wenn sich ein Mensch in seiner gewohnten Umgebung plötzlich nicht mehr zurechtfinden kann.“
Dabei könne Alzheimer ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Bislang kann den Forscherinnen zufolge die Alzheimer-Demenz nicht geheilt werden. „Wohl aber gibt es medikamentöse und nicht-medikamentöse Möglichkeiten, ein Voranschreiten der Krankheit hinauszuzögern.“ Auch deswegen verspreche ihre neue Untersuchung interessante Ergebnisse. In wissenschaftlichen Vorstudien seien jedenfalls sowohl mit computerbasiertem Hörtraining als auch mit körperlichem Bewegungstraining bei gesunden Senioren sehr positive Effekte bezogen auf die kognitive Leistungsfähigkeit erzielt worden. „Und in einer Pilotstudie unserer Forschungsgruppen in Konstanzer Pflegeheimen konnten wir nachweisen, dass schon ein leichtes Bewegungstraining im Sitzen deutliche positive Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten von Demenz-Patienten hatte.“
Info: Wer an der Studie teilnehmen möchte, kann sich an Diplom-Psychologin Olivia Küster wenden (Tel. 0731/50-26592 oder 07531/88-4630 bzw. Email olivia.kuester@uni-ulm.de)
Weitere Informationen: Frau Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa, Tel. 0731/50-26590
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-ulm.de/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Mehr als Ernährung: Die Qualität wird durch Bestäuber bestimmt
Ein neuer Blick auf die Besonderheiten von Kulturpflanze-Bestäuber-Wechselwirkungen Die Bestäubung durch Tiere trägt zu einem Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion bei, doch inwieweit die Identität von Bestäubern, Pollen und Kulturpflanzensorten die…
Enhancing Plant-Based Foods‘ Texture with Field Beans
Forschende des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München haben erstmals untersucht, wie aus Ackerbohnen gewonnene Proteinstrukturen auf ein zelluläres Modellsystem für orale, menschliche Tastzellen wirken. Hautsinneszellen dieser Art…
Biodiversität, Klima und Lebensgrundlagen: Nachhaltige Praktiken für eine grünere Erde
Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Göttingen ruft Politik zu mehr Handeln auf Baumkulturen – zum Beispiel Äpfel, Kirschen, Oliven, Nüsse, Kaffee und Kakao – bedecken weltweit mehr als 183 Millionen…