Studie gibt Einblick in Babys Sicht der Welt

Kleine Kinder sind nicht mit „angeborenem Wissen“ ausgestattet

Oft wird angenommen, Babys wären mit einer Art „immanenter Wahrnehmung“ ausgestattet. Einer aktuellen Studie zufolge sind ihre Wahrnehmungsfähigkeiten jedoch weit einfacher als bisher vermutet. Forscher der University of Lancaster legen nun die Ergebnisse einer für drei Jahre angelegten Studie vor. „Es besteht eine große Übereinkunft darüber, was Babys über die Welt wissen, aber unsere Ergebnisse legen eine viel vorsichtigere Annäherung an das Thema nahe“, so Studienleiter Gavin Bremner, Department of Psychology an der University of Lancaster. Unterstützt wurde die Studie vom Economic and Social Research Council.

Die Forscher untersuchten, auf welche Weise Babys Objekte wahrnehmen können. „Als Erwachsene nehmen wir getrennte Objekte im Zusammenhang war. Auch dann, wenn sich diese Objekte bewegen oder wenn sie zeitweise hinter anderen Objekten versteckt sind“, erklärt Bremner. Die Forscher stellten nun die Frage, ob die Fähigkeit angeboren ist, einzelne Bewegungen eines Objekts als Ganzes zu erkennen oder ob sie im Laufe der Kindheit erlernt wird. Für die Beantwortung ihrer Frage testeten sie Babys im Alter bis zu sechs Monaten. Das Team um Bremner zeigte den Kindern ein Objekt, das sich von links nach rechts bewegte, dabei aber auf halbem Weg hinter einer Wand verschwand und danach wieder auftauchte. „Wir führten eine Reihe von Untersuchungen durch, um herauszufinden, ob die Kinder solche Bewegungsabläufe als durchgehend wahrnehmen“, so Bremner.

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass für die Wahrnehmung des Bewegungsablaufes die Weite der Wand wichtig ist, und ebenso die Zeit, in der das Objekt dahinter versteckt ist. Vier Monate alte Babys erkannten die Bewegung als durchgehend, wenn die Wand schmal war und das Objekt nur für kurze Zeit außer Sicht kam. Zwei Monate alte Babys hingegen konnten die Bewegung nicht als durchgehend wahrnehmen, selbst bei einer sehr schmalen Wand. Bei Kindern im Alter von sechst Monaten macht es keinen Unterschied mehr, ob die Wand schmal oder weit ist; die Bewegung wird als durchgehend erkannt, so die Forscher. „Diese Ergebnisse sind wichtig, weil sie die Behauptung des Nativismus in Zweifel ziehen, wonach das Objekt-Bewusstsein von Geburt an entwickelt ist“, bemerkt Bremner.

Nativismus ist die Bezeichnung für eine philosophische und psychologische Theorie, wonach sämtliche menschliche Verhaltensweisen, Eigenschaften und/oder Fähigkeiten sowie die Voraussetzungen der Wahrnehmung angeboren und genetisch bestimmt sind. Ausgeschlossen wird beim Nativismus der Einfluss von Lernvorgängen und Erfahrungen.

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Bettina Benesch pressetext.austria

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