Chemiker rekonstruieren prähistorische Ereignisse

Wiener Forscher optimieren Knochenanalyse auf 7.000 Jahre altem Schlachtfeld

Wiener Forschern ist es gelungen, Skelettfunde auf einem 7.000 Jahre alten Schlachtfeld genau zu analysieren. Das war mit Hilfe der präzisen Bestimmung des Elements Strontium im Knochenmaterial der Opfer der historischen Schlacht möglich. Das interdisziplinäre Projekt wurde vom FWF gefördert und soll in Zukunft auch die Rekonstruktion anderer historischer Ereignisse ermöglichen.

Mit Hilfe der von den Forschern der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) entwickelten Methode ist es möglich, Freund und Feind auf Schlachtfeldern der Neusteinzeit zu unterscheiden. Die Chemiker konnten anhand des chemischen Elements Strontium, das über den Stoffwechsel in Knochen und Zahnschmelz eingelagert wird, einzelne Knochen charakterisieren und zuordnen. „Da Strontium in den Knochen kontinuierlich mit dem über die Nahrung gelieferten Strontium ausgetauscht wird, spiegelt das Isotopen-Verhältnis im Knochenmaterial jenes der jeweiligen Umgebung wider“, so Studienleiter Thomas Prohaska, Professor für Chemie an der BOKU-Wien. Daher kann die Bestimmung des Strontium-Isotopen-Verhältnisses im Knochen Auskunft geben, aus welchem Gebiet ein Mensch stammte.

Der wissenschaftliche Wert dieser Methode konnte in Kooperation mit dem Team um Maria Teschler-Nicola vom Naturhistorischen Museum Wien an einer Grabungsstätte in Asparn/Niederösterreich belegt werden. Hier wurden mehr als 100 menschliche Skelette auf engstem Raum in einem Dorf aus der Neusteinzeit gefunden. Durch die Unterscheidung einzelner Skelette konnten die Forscher belegen, dass es sich dabei um eine Auseinandersetzung der Dorfbewohner gegen Eindringlinge handelte. „Zur Klärung der Frage, ob eine kriegerische Auseinandersetzung stattgefunden hatte, konnte die traditionelle Methode der Anthropologie nicht angewendet werden, da diese auf dem Vergleich morphologischer Merkmale beruht und einen guten Erhaltungszustand der Skelette voraussetzt“, führt der Experte aus.

In einem weiteren Projekt soll die Methode noch verfeinert werden. „Ziel dieser Arbeit ist es, das Wanderverhalten von Einzelpersonen bestimmen zu können“, erklärt Prohaska. Dazu wird das Strontium-Isotopen-Verhältnis in den Knochen mit dem in den Kauzähnen verglichen. Auch dieses Forschungsprojekt wird vom FWF gefördert.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Darstellung multiferrischer Heterostrukturen für energieeffizientes MRAM mit riesigem magnetoelektrischem Effekt.

Magnetischer Speicher mit energieeffizientem MRAM freigeschaltet

Forscher der Universität Osaka stellen innovative Technologie zur Senkung des Energieverbrauchs moderner Speichervorrichtungen vor. Fortschritt in der Speichertechnologie: Überwindung der Grenzen traditioneller RAM Osaka, Japan – In den letzten Jahren…

Framework zur Automatisierung von RBAC-Konformitätsprüfungen mithilfe von Prozessmodellierung und Richtlinienvalidierungswerkzeugen.

Next-Level System-Sicherheit: Intelligenterer Zugriffsschutz für Organisationen

Fortschrittliches Framework zur Verbesserung der System-Sicherheit Forschende der University of Electro-Communications haben ein bahnbrechendes Framework zur Verbesserung der System-Sicherheit durch die Analyse von Geschäftsprozessprotokollen entwickelt. Dieses Framework konzentriert sich darauf,…

Tiefseesedimentkern zeigt mikrobielle Karbonatbildung an Methanquellen.

Wie mikrobielles Leben die Kalkbildung im tiefen Ozean beeinflusst

Mikroorganismen sind überall und beeinflussen die Umwelt der Erde seit über 3,5 Milliarden Jahren. Forschende aus Deutschland, Österreich und Taiwan haben nun erstmals die Rolle entschlüsselt, die Mikroorganismen bei der…