Hepatitis-C Virusinfektionen im Drogenmilieu – Die Übertragungswege des Virus.

Experimenteller Aufbau, um das Filtern von HCV kontaminierten Drogen während der Drogenaufbereitung nachzustellen.<br><br>Foto: Dr. Eike Steinmann, TWINCORE<br>

Es verursacht akute und chronische Leberinfektionen, die häufig Leberzirrhosen und -karzinome nach sich ziehen und die häufigste Ursache für Lebertransplantationen sind. Das Virus wird ebenso wie HIV durch Blut-Blut-Kontakt übertragen. Ein besonders hohes Infektionsrisiko haben Drogenabhängige – vor allem bei intravenösem Drogenkonsum.

Durch Aufklärungskampagnen über die Infektionswege von HIV hat sich das Verhalten Drogenabhängiger in den letzten Jahren weitgehend verändert und mit frei verfügbarem sterilem Spritzenbesteck konnte die Verbreitung von HIV verringert werden. „Auf die Verbreitung von HCV haben diese Maßnahmen jedoch offenbar einen geringen Einfluss“, sagt Juliane Doerrbecker, Wissenschaftlerin am TWINCORE. „Wir haben nach den Gründen gesucht.“

Drogenkonsum verläuft nicht nach einem festen Schema, allerdings wiederholen sich bestimmte Verhaltensmuster: Zunächst muss die Substanz, beispielsweise Heroin oder Kokain, in Flüssigkeit gelöst werden. Es reicht ein wenig Wasser und etwas Vitamin C auf einem Metalllöffel. Dann erhitzen die Drogenabhängigen die gelöste Droge auf einem Kocher und ziehen sie durch einen Zigarettenfilter in eine Spritze auf, um Feststoffe zu entfernen. Nach der Injektion säubern sie das Drogenbesteck.

Jeder Drogenabhängige konsumiert an anderen Orten, unterschiedliche Drogen, in verschieden großen Gemeinschaften und damit ändert sich auch stets das Prozedere. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie Wasser zum Lösen der Substanzen und zum Reinigen des Drogenbestecks benötigen. Häufig nutzen sie den Wasserbehälter nicht nur zum Spülen der Spritze, sondern ebenfalls zum Trinken und sie teilen zudem ihr Wasser mit anderen Personen. Über das Spülen der Spritze kann HCV infiziertes Blut in den Wasserbehälter gelangen. Die Wissenschaftler des Instituts für Experimentelle Virologie am TWINCORE haben sich in einer der ersten Studien zur Stabilität von HCV im Equipment Drogenabhängiger gefragt: Wie stabil ist das Virus in einem derartigen Milieu und besteht für die Mitnutzer der Flaschen ein Infektionsrisiko? Sie haben die Stabilität des Virus in Dosen, PET- und Glasflaschen verfolgt. Das Ergebnis: Es war bis zu drei Wochen noch in den Wasserflaschen infektiös und es bleibt sogar so viel HCV in einer geleerten Dose zurück, dass beim wiederauffüllen mit frischem Wasser noch Virus in der neuen Füllung nachweisbar ist.

Ein weiteres Übertragungsrisiko birgt der Zigarettenfilter, durch den die Drogendosis in die Spritze gezogen wird. In den Filtern bleibt viel der Droge zurück und daher sammeln einige Drogenabhängige ihre Filter und heben sie teilweise in Folie auf, um später die Rückstände für eine neue Dosis zu benutzen – oder sie geben sie an andere weiter. In den Filtern bleibt ein Zehntel der Virusmenge nachweisbar und ohne Verpackung sind die Viren noch am nächsten Tag, mit Folie sogar noch zwei Tage lang infektiös.

„Wir konnten damit nachweisen, dass HCV recht stabil in Wasser ist und so die gemeinsame Nutzung von Wasser, Flasche und Filter beim Drogenkonsum ein potentieller Übertragungsweg für HCV ist“, sagt Forschungsgruppenleiter Eike Steinmann. „Damit liefern diese Studien wichtige Hinweise für den praktischen Schutz vor HCV im Drogenmilieu.“

Literatur:
Juliane Doerrbecker, Patrick Behrendt, Pedro-Mateu-Gelabert, Sandra Ciesek, Nina Riebesehl, Corinne Wilhelm, Joerg Steinmann, Thomas Pietschmann, Eike Steinmann (2012). Transmission of hepatitis C virus among people who inject drugs: viral stability and association with drug preparation equipment. J Infect. Dis. in press

Ansprechpartner:
Dr. Eike Steinmann, eike.steinmann(at)twincore.de
Tel: +49 (0)511-220027-133
Juliane Dörrbecker, juliane.doerrbecker@twincore.de
Tel: +49 (0)511-220027-135

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Dr. Jo Schilling idw

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