Pflichtfach „Wirtschaft in der Schule“!
Um die ökonomische Allgemeinbildung in der deutschen Bevölkerung ist es bekanntlich schlecht bestellt. Referenten und Teilnehmer der bdvb-Fachtagung Bildungsfaktor „Wirtschaft“ am 09. November 2012 in Düsseldorf halten ein hohes Maß an wirtschaftlicher Allgemeinbildung für wichtiger denn je. Sie stellen die Forderung Pflichtfach „Wirtschaft in der Schule“ in den Mittelpunkt einer vom Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. (bdvb) entwickelten Resolution.
1. Der Mangel an ökonomischer Allgemeinbildung in der deutschen Bevölkerung ist alarmierend.
Nahezu einmütig kommen Umfragen und Untersuchungen zum Ergebnis, dass es um die ökonomische Allgemeinbildung in der deutschen Bevölkerung schlecht bestellt ist. Indes erscheint gerade heute – angesichts von immer weiter ausgreifenden Wirtschaftskrisen, immer komplexeren Entscheidungen der Finanz-, Geld- und Wirtschaftspolitik sowie angesichts wachsender Selbstverantwortung des Einzelnen, z.B. im Bereich der Altersvorsorge – ein hohes Maß an ökonomischer Allgemeinbildung wichtiger denn je. Ökonomische Bildung muss daher integraler Bestandteil der Allgemeinbildung sein.
2. In Ermangelung eines Pflichtschulfachs Wirtschaft verfehlen die Schulsysteme vieler Bundesländer systematisch ihren Bildungsauftrag.
Die Ziele des staatlichen und privaten Bildungs- und Erziehungswesens sind in den Verfassungen der Bundesländer verbindlich festgeschrieben. Schüler und Schülerinnen sind demnach auf ihre persönliche berufliche Laufbahn vorzubereiten, zugleich aber auch zur Wahrnehmung ihrer politischen Verantwortung zu befähigen. Beides setzt Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge voraus, die nur durch ein eigenständiges, verpflichtend und durchgehend zu belegendes Schulfach Wirtschaft ausreichend vermittelt werden können. Dessen Einführung lässt jedoch vielerorts auf sich warten.
3. Gefordert wird die schnellstmögliche verbindliche Einführung eines Pflichtschulfachs Wirtschaft in allen Schulformen der Sekundarstufe I und II in allen Bundesländern.
Wir begrüßen und anerkennen das Engagement einzelner Schulen und außerschulischer Organisationen, den dringend benötigten Wirtschaftsunterricht in Eigeninitiative zu ermöglichen und fehlende Ressourcen durch eigene Mittel zu ersetzen. Diese Initiativen, die in vielen Fällen Vorbildcharakter haben, können den gesetzlich geregelten Wirtschaftsunterricht gleichwohl nicht ersetzen. Die Länder der Bundesrepublik Deutschland sind in der Verantwortung baldmöglichst die flächendeckende Einführung, hohe Qualität und inhaltliche Unabhängigkeit des Wirtschaftsunterrichts zu gewährleisten.
4. Ziel des obligatorischen schulischen Wirtschaftsunterrichts muss es sein, dass grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge und ökonomische Denkweisen allgemein bekannt sind.
Ob in der Rolle des Konsumenten, des Bürgers in seiner zusätzlichen Sicherungsvorsorge, des Arbeitnehmers, des Wählers oder in darüber hinausgehenden Führungstätigkeiten: Zum verantwortungsvollen Handeln im Alltag, wie auch zur demokratischen Teilhabe an der Gesellschaft, sind grundlegende Kenntnisse sowohl im Bereich der Betriebswirtschaft als auch im Bereich der Volkswirtschaft unerlässlich.
Bildungsziele und Inhalte des Wirtschaftsunterrichts sind nach didaktischen Kategorien auszuwählen und zu begründen. Sie umfassen auch die Berufsorientierung und eine didaktisch geleitete Einführung in die Arbeits- und Berufswelt durch Betriebserkundungen und Praktika.
5. Im Interesse aller Schülerinnen und Schüler und im Interesse Deutschlands als Bildungs- und Wirtschaftsstandort appellieren wir an alle Akteure der Bildungspolitik, gemeinsam auf die flächendeckende Einführung des Pflichtfachs Wirtschaft hinzuwirken.
Bildung ist nach unserem Kulturverständnis ein Selbstzweck, dient aber zugleich auch dem Erwerb und der Erhaltung von Fähigkeiten, die zum Wohlstand und zum Fortschritt des einzelnen Menschen und der Gesellschaft insgesamt beitragen. Im Hinblick auf das verantwortungsvolle, selbstbestimmte Leben jedes Einzelnen, ebenso zur Sicherung und Weiterentwicklung Deutschlands als Bildungs- und Wirtschaftsstandort im globalen Wettbewerb gilt: Die ökonomische Allgemeinbildung der Bevölkerung muss ein vorrangiges Ziel der Politik sein. Für die Umsetzung müssen ausgebildete Wirtschaftslehrer in der Schule zum Einsatz kommen.
bdvb (www.bdvb.de)
Der unabhängige Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e. V. vertritt seit 110 Jahren die Interessen von Wirtschaftswissenschaftlern. Er sieht es als seine Aufgabe an, in der Öffentlichkeit das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge zu fördern. Insbesondere steht er seinen Mitgliedern in Studium, Beruf, Weiterbildung und bei der Karriere hilfreich zur Seite. Dem Netzwerk für Ökonomen gehören bundesweit über 11.000 Einzelmitglieder, Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen an.
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