Alte wohnen besser: 50plus als Zielgruppe der Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung
Ihre unterschiedlichen Anforderungen an Wohnen und Stadtentwicklung untersuchte das ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der Fachhochschule Erfurt im Forschungsprojekt „WASta – Wohnen im Alter im Kon-text der Stadtentwicklung“.
Die Ergebnisse zu den Handlungsbereichen Gebäude, Wohnung, Wohnumfeld, Information und Kommunikation sowie Quartiersentwicklung liegen nun vor. Ein praktischer Leitfaden zur altersgerechten Quartiersentwicklung dient als Qualitätscheck für Wohnungswirtschaft, Stadtentwicklung und Bewohner.
Publikation in ISP-Online-Schriftenreihe erschienen
Der demographische Wandel und gesellschaftliche Veränderungen führen zu neuen Anforderungen an die Stadt- und Wohnungsmarktentwicklung. Dies trifft vor allem auch auf die Zielgruppe der Älteren zu, die als Bewohner und Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt zunehmend eine höhere Bedeutung erlangen. Denn durch den prognostizierten, deutlich steigenden Anteil älterer Menschen stellen sich viele Fragen, welche Anpassungsleistungen im Bereich Wohnen und Stadtplanung nötig sind, damit Wohnquartiere langfristig eine hohe Lebensqualität haben können.
„Seit 1990 hat sich der Anteil der über 65-Jährigen um 42% erhöht, wohingegen die Bevölkerung in Deutschland nur um 3% wuchs. Bereits heute ist in Deutschland jeder fünfte Einwohner 65 Jahre oder älter“, heißt es in der neuen Publikation. Es geht um etwa 17 Millionen Menschen. Insbesondere der Anteil der über 85-Jährigen wird kontinuierlich steigen. In 2060 wird dieser Anteil bei 9% liegen, dies sind dann rund 6 Millionen über 85-Jährige.
Doch alt ist nicht gleich alt – zu schnell wird die ältere Generation „über einen Kamm geschoren“. Die Älteren sind keine homogene Gruppe, haben dementsprechend auch unterschiedliche Wohnwünsche. Wohnungsunternehmen müssen sich auf diese verschiedenen Bedürfnisse älterer Menschen einstellen, um sie als Mieter halten oder als zukünftige Bewohner gewinnen zu können. Bisherige Systematisierungsansätze und Erhebungen greifen diese Unterschiede kaum auf.
In dem Forschungsprojekt „WASta – Wohnen im Alter im Kontext der Stadt-entwicklung“ wurde ein innovativer, für die Wohnungswirtschaft anwendbarer Systematisierungsansatz entwickelt.
Die Publikation zeigt den Stand der Wissenschaft über die heterogene Gruppe der Älteren und bereits vorhandene Systematisierungsansätze. Basierend auf der Datengrundlage einer standardisierten Befragung in den Modellstädten Leipzig und Gera werden die drei Merkmale Gesundheitszustand, finanzielle Lage und Erwerbsstatus zur Differenzierung der heterogenen Gruppe der Älteren herausgearbeitet und entsprechende Wohnanforderungen für diese Gruppen zusammengefasst. Die Anforderungen beziehen sich auf die Wohnung, das Wohnumfeld, wohnbegleitende Dienstleistungen und Kommunikation.
Darüber hinaus enthält die Publikation einen „Handlungsleitfaden für alters-gerechte Quartiersentwicklung mit Checklisten“ zu den Handlungsfeldern Gebäude, Wohnung, Wohnumfeld, Kommunikation und strukturelle Quartiersentwicklung. Die Checklisten können zur Bewertung der Altersgerechtigkeit eines Wohnquartiers herangezogen werden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse ist es möglich, Handlungserfordernisse zu identifizieren und gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren aus Wohnungswirtschaft, Stadtentwicklung und Quartiersbewohnern Prioritäten festzulegen und umzusetzen. Schwachstellen im Quartier, die eine selbstständige Lebensführung erschweren, lassen sich so erkennen. Dies bildet den Ausgangspunkt für die weitere Quartiersentwicklung und eine fortlaufende Qualitätssteigerung hinsichtlich der Altersgerechtigkeit. Zwar gibt es bereits eine Vielzahl von Checklisten zur Bewertung der Altersfreundlichkeit von Wohnungen. Die meisten Checklisten beschränken sich jedoch auf einen kleinen Ausschnitt des Wohnens. Die Neuerung der im WASta-Projekt entwickelten Checkliste ist, dass sie das Wohnen umfassend betrachtet.
Der Handlungsleitfaden „Altersgerechte Quartiersentwicklung für Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung“ steht als Lang- und als Kurzfassung als kostenloses Download zur Verfügung: http://www.fh-erfurt.de/fhe/isp/forschung/projekte/wasta/
Die Online-Publikation „50plus als Zielgruppe der Wohnungswirtschaft und Stadtentwicklung. Systematisierungsansätze, Anforderungen und Handlungsstrategien“ der Autorinnen Julia Gädker, Heidi Sinning und Katharina Thalheim ist 2012 in der ISP-Schriftenreihe in Erfurt erschienen (Bd. 4, ISSN: 1868-2324). Sie ist kostenlos als Download unter folgendem Link abrufbar: http://www.fh-erfurt.de/fhe/isp/
Das Forschungsprojekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.fh-erfurt.de/fhe/isp/ http://www.fh-erfurt.de/fhe/isp/forschung/projekte/wasta/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften
Der neueste Stand empirischer und theoretischer Erkenntnisse über Struktur und Funktion sozialer Verflechtungen von Institutionen und Systemen als auch deren Wechselwirkung mit den Verhaltensprozessen einzelner Individuen.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Demografische Entwicklung, Familie und Beruf, Altersforschung, Konfliktforschung, Generationsstudien und kriminologische Forschung.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…