Kleine Moleküle erhalten Stammzellen
Menschliches Leben hängt vom andauernden Wachstum der Pflanzen ab, für das Stammzellen verantwortlich sind: Diese sitzen in den Spross- und Wurzelspitzen, den so genannten Meristemen. Stammzellen können sich in verschiedene Zelltypen umwandeln und dadurch immer wieder neue Organe wie Blätter, Früchte und Zweige bilden.
Damit Pflanzen während ihrer gesamten Lebensspanne weiterhin wachsen und Organe entwickeln können, müssen einige Zellen an den Spross- und Wurzelspitzen jedoch Stammzellen bleiben. Um das zu gewährleisten, werden Signale benötigt, die den Zellen helfen, ihre Position in der Pflanze zu erkennen und das entsprechende Entwicklungsprogramm abzurufen.
Ein Team um Prof. Dr. Thomas Laux vom Institut für Biologie III der Albert-Ludwigs-Universität konnte nachweisen, dass eine mikro-RNA dafür notwendig ist, Stammzellen an der Sprossspitze vor der Umwandlung in andere Zellentypen zu schützen. Für ihre Studien verwendeten die Freiburger Forschenden die Acker-Schmalwand als Modellorganismus. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Developmental Cell“ veröffentlicht.
Mikro-RNAs sind sehr kurze Moleküle der Ribonukleinsäure (RNA), die selbst keine Proteine kodieren, sondern verhindern, dass aus anderen RNAs Proteine entstehen. Durch ihre geringe Größe können sich mikro-RNAs in Pflanzen von einer Zelle zur nächsten bewegen.
Bis jetzt war bereits eine mikro-RNA bekannt, die Meristemzellen mitteilt, dass sie sich spezialisieren sollen. Diese mikro-RNA muss dort, wo Stammzellen erhalten bleiben sollen, jedoch neutralisiert werden. Thomas Laux, Mitglied am Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies, gelang es nun, zu zeigen, dass eine zweite mikro-RNA genau diese Funktion übernimmt und somit die Stammzellen vor der Umwandlung schützt.
Nur eine bestimmte Zellschicht, die Epidermis der Sprossspitze, stellt die neu erforschte mikro-RNA, den Stammzellenretter, her. Von der Epidermis aus wandert die mikro-RNA ausschließlich in einige darunterliegende Zellschichten, die alle zu Stammzellen werden. Weiter entfernte Bereiche erhalten nicht mehr genügend der Stammzellretter, sodass sich die Zellen dort umwandeln. Somit können die Stammzellen an der Spitze des Sprosses verankert werden und auf Lebenszeit und trotz aller Umwelteinflüsse Blätter, Blüten oder Früchte bilden.
Weitere Informationen über Thomas Laux’ Arbeit finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „uni’wissen“:
http://www.pr.uni-freiburg.de/publikationen/uniwissen/uniwissen2-2012-blaetter/page1.html#/32
Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Laux
Institut für Biologie III
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-2943
E-Mail: laux@biologie.uni-freiburg.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-freiburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Bekämpfung lebensbedrohlicher Pilzinfektionen durch RNA-Modifikationen
Die Bedeutung von RNA-Modifikationen für die Entwicklung von Resistenzen bei Pilzen lässt auf eine wirksamere Behandlung von Pilzinfektionen hoffen. Ein oft übersehener Mechanismus der Genregulation könnte an dem Scheitern von…
Entschlüsselung der Aphasie: Globale Studie analysiert den Kampf der Patienten mit Verbzeiten
Ein internationales Forscherteam, darunter Wissenschaftler des HSE-Zentrums für Sprache und Gehirn, hat die Ursachen für Beeinträchtigungen beim Ausdruck der grammatischen Zeit bei Menschen mit Aphasie identifiziert. Sie entdeckten, dass Personen…
Dem Sturm entgegentreten: Eine vorbereitete Zukunft angesichts extremer Klima- und Wetterveränderungen
Von den anhaltenden Dürren im südlichen Afrika und in Mittelamerika zu Beginn des Jahres bis hin zu den jüngsten verheerenden extremen Regenfällen in Spanien und dem tödlichen Hurrikan Helene an…