Wirtschaftsweg statt Wildwechsel – Bengalkatze profitiert von der Nutzung tropischer Wälder
Dies fanden Wissenschaftler unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in einer Studie heraus. Doch mit ihrer Fähigkeit, sich auch in gestörten Lebensräumen gut zurechtzufinden, ist die häufigste Katzenart Asiens eine Ausnahme unter den Raubtieren des tropischen Regenwaldes.
Katzen gehören zu den am besten erforschten Säugetierfamilien. Die meisten Studien befassen sich mit Großkatzen, wie Tigern, Jaguaren oder Löwen. Dagegen sind die Lebensgewohnheiten von kleinen Wildkatzen, insbesondere in Asien, oft unbekannt.
Selbst über die zwei bis sieben Kilogramm schwere Bengalkatze gab es bislang kaum gesicherte Erkenntnisse, obwohl sie die am weitesten verbreitete Katze Asiens ist. Sie kommt mit sehr unterschiedlichen Lebensräumen zurecht: So lebt sie in tropischen Regenwäldern, in den Nadelwäldern des Himalaya sowie in Nutzwäldern. Sie kann im Tiefland leben, wurde aber auch schon im Himalaya in einer Höhe von über 3000 Metern beobachtet.
Aufgrund dieser weiten Verbreitung gilt die Bengalkatze, die wegen ihres Fellmusters auch Leopardkatze genannt wird, als nicht gefährdet. Doch wie wirkt sich die Störung der Lebensräume, zum Beispiel durch Holzeinschlag, auf die Population aus? Bisherige Studien hatten vor allem vollständig naturbelassene Lebensräume im Fokus.
Mithilfe von Kamerafallen beobachteten die Forscher, wie häufig Bengalkatzen in unterschiedlich stark genutzten Wäldern auf Borneo in Malaysia vorkommen. Dabei stellten sie fest, dass in den stärker genutzten und veränderten Wäldern mehr Bengalkatzen leben als in den naturnahen. Bei schonenderem Holzeinschlag gibt es höhere Bäume und die Baumkronen bilden häufiger ein geschlossenes Blätterdach. Je offener die Wälder jedoch durch intensive Nutzung waren, desto wohler schienen sich die Katzen zu fühlen. Die meisten Tiere gingen den Wissenschaftlern entlang von alten Forstwirtschaftswegen in die Fotofallen. Auf Wildwechseln unter geschlossenen Baumkronen ließen sich die Katzen dagegen nur sehr selten blicken.
Dass die Bengalkatze von den veränderten Lebensbedingungen profitiert, führt Dr. Andreas Wilting vom IZW vor allem auf die erhöhte Verfügbarkeit von Beutetieren zurück: „Auf dem Speisezettel stehen vor allem kleine Säugetiere wie Mäuse und Ratten. Viele dieser kleinen Säugetiere leben bevorzugt in dichtem Bodenbewuchs. Die Vegetation am Boden ist in offeneren Wäldern viel üppiger als unter einem geschlossenen Blätterdach.“ Möglicherweise profitiert die Bengalkatze auch direkt vom dichten Unterholz: Beim Anschleichen an die Beute ist sie besser getarnt und erfolgreicher bei der Jagd.
Ein Teil des Erfolgs könne aber auch im Misserfolg der anderen liegen, so Wilting. Im Primärwald oder weniger gestörten Wäldern kommen andere Raubtierarten, wie zum Beispiel der wesentlich größere Nebelparder, häufiger vor. Diese „Wald“-Arten treten jedoch viel seltener in den offeneren Lebensräumen auf. Die freien Lebensräume scheint die Bengalkatze auszunutzen.
Obwohl die Bengalkatze zu den wenigen Gewinnern der menschlichen Veränderungen in tropischen Regenwäldern gehört und diese Art im Moment nicht als bedroht gilt, sind die Wissenschaftler vorsichtig, ob sich die langfristigen Konsequenzen der Lebensraumveränderungen akkurat voraussagen lassen können. So bleibt Wilting skeptisch, ob die Bengalkatze auch in reinen Monokulturen wie Palmölplantagen überleben könnte: „Die Möglichkeit sich in den Wald zurückzuziehen scheint auch für die Bengalkatze von großer Bedeutung zu sein.“
Originalveröffentlichung:
Journal of Mammalogy, in press
Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
Dr. Andreas Wilting
Tel.: (030) 5168-333
wilting@izw-berlin.de
Steven Seet (Pressesprecher)
Tel.: (030) 5168-125
seet@izw-berlin.de
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