Grundlegende Strukturveränderungen der deutschen IT-Landschaft

Indische Unternehmen in Deutschland auf dem Vormarsch

Die deutsche IT-Landschaft steht unmittelbar vor einer tiefgreifenden strukturellen Veränderung. Der elementare Bestandteil der IT-Strategie von Grossunternehmen heißt Offshore-Outsourcing. Einige indische Unternehmen vermarkten dieses Geschäftsmodell aggressiv. Sie werden bis zum Jahr 2008 bis zu 20 % der IT-Budgets der deutschen Grossunternehmen erobern. Das entspricht einem Umsatzpotential für indische IT-Unternehmen von bis zu 14 Mrd. Euro im Jahr. Diese Trendaussage folgert Deloitte & Touche aufgrund einer aktuell durchgeführten Studie sowohl unter indischen IT-Unternehmen, wie auch unter deutschen Grossunternehmen als potentiellen Abnehmern. Die zentrale Fragestellung der Studie durchleuchtete den Status des deutschen Marktes in bezug auf Offshore-Outsourcing.

Weder in Europa geschweige denn in Deutschland kann ein IT-Unternehmen auf dermaßen erfolgreiche Unternehmenskennzahlen blicken wie sie so manch führendes indische Unternehmen dieser Branche erreicht. Umsatz- und Gewinnwachstum in Höhe von 25 %, Umsatzrenditen von 28 % und Marktkapitalisierung in der Relation des achtfachen Umsatzes sind dort realistische Kenngrößen. Firmen wie WIPRO, Infosys und andere grosse indische IT-Unternehmen freuen sich über ihr rasantes Umsatzwachstum bei hoher Profitabilität. Gleichzeitig werden sie an der Börse mit achtfachem Umsatz bewertet. In Deutschland undenkbar. IDS Scheer oder SAP Systems Integration zählen zu den wenigen Stars am deutschen IT-Markt. Doch erzielen die heimischen Unternehmen lediglich ein Umsatzmultiple von etwa 2. Damit liegen sie allerdings deutlich über dem Durchschnitt der übrigen deutschen IT-Services Unternehmen.

Die Deloitte & Touche Corporate Finance GmbH nimmt in ihrer Studie die Erfolgsstory indischer Unternehmen genauer unter die Lupe. Als klares Ergebnis kristallisiert sich dabei ein Trend heraus. Der deutsche IT-Markt steht unmittelbar vor einer grundlegenden, strukturellen Veränderung. Nach Einschätzung von Andreas Pohl, Geschäftsführer bei Deloitte & Touche Corporate Finance GmbH, „werden deutsche Unternehmen zukünftig das in den USA schon lange erprobte Offshore-Model (Auslagerung von IT-Aufgaben in Niedriglohnländer wie beispielsweise Indien) als effektives Instrument zur Kostensenkung verstärkt nutzen.“

Laut Studienergebnissen verbinden indische Unternehmen hohe Erwartungen mit dem deutschen Markt. Fast alle befragten indischen IT-Unternehmen versprechen sich hohe Wachstumschancen im deutschen Markt und planen derzeit aktiv Strategien bezüglich eines Markteintritts. In den letzten zehn Jahren bewiesen indische Unternehmen, dass sie sich innerhalb kurzer Zeit in einem Markt fest etablieren können. Mittlerweile exportieren sie Dienstleistungen im Wert von 10 Mrd. Dollar in die USA. Mittlerweile sind sogar einige von ihnen NASDAQ oder NYSE gelistete Unternehmen.

In den hohen Börsenbewertungen indischer Unternehmen spiegelt sich auch die hohe Erwartungshaltung der Investoren ab. Sie sind inzwischen an hohe Wachstumraten gewöhnt. Der kontinuierliche Erwartungsdruck ihrer Investoren verlangt von den börsennotierten Unternehmen, dass diese auch in Zukunft dieses Wachstum beibehalten. Möglich ist das allerdings nur, wenn sie bisher noch nahezu unerschlossene Märkte wie Deutschland aktiv und aggressiv bearbeiten. Der deutsche Markt birgt als größter IT-Markt in Europa sehr hohe Wachstumchancen. So gibt es allein in Deutschland 167 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd. Euro. Durchschnittlich geben Unternehmen 3,4% des Umsatzes für IT aus. Andreas Pohl schätzt, „bis zum Jahr 2008 könnten bis zu 20% der IT-Budgets deutscher Grossunternehmen nach Indien gehen, das entspricht einem Umsatzpotential von bis zu 14 Mrd. Euro.“

Für 71% von Deutschlands größten Unternehmen der IT-Branche ist Outsourcing das Thema mit zentraler Bedeutung. Obwohl die meisten der befragten Unternehmen bisher noch keine Erfahrungen mit indischen Unternehmen gemacht haben, sind einige gegenüber einer künftigen Kooperation mit indischen Unternehmen sehr aufgeschlossen. Die Mehrzahl der Unternehmen verspricht sich Kostensenkung durch Outsourcing zwischen 10 % und 20 %. Auch die Deutsche Bank und Siemens bestätigen den Trend durch aktuelle Unternehmensmeldungen.

Obwohl sich indische IT-Unternehmer der kulturellen und sprachlichen Barrieren bewusst sind, verfolgen sie konsequent verschiedene Strategien hinsichtlich eines Markteintritts in Deutschland. Um diese Barrieren zu überwinden, ziehen einige Unternehmen die Akquisition eines deutschen Unternehmens als „Front-End“ in Erwägung. Andreas Pohl glaubt, „in den nächsten Jahren werden zahlreiche Übernahmen deutscher IT-Unternehmen durch indische durchgeführt werden. Auch IT-Abteilungen von Grossunternehmen, die bisher intern organisiert waren, sind davon betroffen.“

Geld spielt dabei keine Rolle, denn die indischen Geschäftspartner sind mit ausreichend hohen Finanzkassen ausgerüstet. Die führenden IT-Unternehmen verfügen bis zu 300 Mio. $ an liquiden Mitteln und können somit locker genügend Kapital für den Eintritt in den deutschen Markt aufbringen. Fachlicher Ansprechpartner: Dr. Andreas Pohl, Geschäftsführer Deloitte & Touche Corporate Finance GmbH Rosenheimer Platz 4, 81669 München Telefon: (089) 29036 – 8298 Telefax: (089) 29036 – 11 8298 E-Mail: anpohl@deloitte.de

Media Contact

Antonia Wesnitzer Deloitte

Weitere Informationen:

http://www.deloitte.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wegweisend für die Diagnostik

Forschende der Universität Jena entwickeln Biosensor auf Graphen-Basis. Zweidimensionale Materialien wie Graphen sind nicht nur ultradünn, sondern auch äußerst empfindlich. Forschende versuchen deshalb seit Jahren, hochsensible Biosensoren zu entwickeln, die…

Rotorblätter wiederverwenden

h_da-Team als „Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland“ ausgezeichnet. Rotorblätter von Windkraftanlagen wiederverwenden statt zu entsorgen: Das „Creative Lab rethink*rotor“ am Fachbereich Architektur der Hochschule Darmstadt (h_da) zeigt, dass sich hieraus Schallschutzwände…

Weltweit erstes Zentrum für Solarbatterien

Strategische Partnerschaft zur Optoionik von TUM und Max-Planck-Gesellschaft. Energie von Sonnenlicht direkt elektrochemisch speichern Optoionik als Querschnittswissenschaft zwischen Optoelektronik und Festkörperionik Bayern als internationaler als Innovationsführer bei solarer Energiespeicherung Das…