Deutschland: weniger als 10 Prozent Klimaskeptiker

Die Mehrzahl der Deutschen ist überzeugt, dass der Klimawandel ein ernstes, vom Menschen verursachtes Problem ist. Wie das Team um Prof. Dr. Anita Engels von der Universität Hamburg, KlimaCampus, jetzt im Fachjournal „Global Environmental Change“ online schreibt, ist der Skeptizismus oft verbunden mit generell geringerem Interesse an Umweltschutz, aber weitgehend unabhängig von sozialen Faktoren wie Alter oder Bildung.

Für die repräsentative Umfrage wurden 3000 Telefoninterviews ausgewertet. Während andere Studien einen wachsenden Anteil von Klimaskeptikern in den USA und anderen angelsächsischen Ländern beschreiben, zeigt die vorliegende Arbeit, dass dieses Problem in Deutschland nicht verbreitet ist. Die Zahl der „Totalleugner“ beträgt zum Beispiel hierzulande lediglich zwei, in den USA zwölf Prozent.

Welche Faktoren begünstigen den Skeptizismus? Während sich die Zweifler in den USA vorwiegend aus der weißen Mittelschicht rekrutieren, gut organisiert sind und sich lautstark in politische Prozesse einmischen, gilt für Deutschland: Den typischen Skeptiker gibt es nicht. Er oder sie hat kein klares politisches Profil, erhebt öffentlich kaum die Stimme, ist kaum vernetzt und in allen Bildungsschichten zu finden. Der deutsche Skeptiker hat zwar eine etwas geringere Abneigung gegen die Energiegewinnung aus Kernkraft und Kohle, entspricht im Prinzip aber dem „Mainstream“. Denn auch der Durchschnittsbürger favorisiert die erneuerbaren Energien: Sonne, Wind- und Wasserkraft stehen an der Spitze, Kernenergie abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der einzige Unterschied findet sich in den kulturellen Einstellungen: Die Klimaskeptiker interessieren sich signifikant weniger für Umweltschutz.

Im Hinblick auf den geplanten Umbau der Energiesysteme – die „Energiewende“ – scheint demnach das politische Klima hierzulande günstig. Dennoch wird dieser Prozess voraussichtlich nicht reibungslos ablaufen. Beinahe die Hälfte der Deutschen wünscht nämlich, dass Energie vor allem kostengünstig produziert werden sollte. Frühere Studien zeigen außerdem, dass notwendige bauliche Maßnahmen wie Stromtrassen oder Windräder im eigenen Wohnumfeld häufig nicht akzeptiert werden. Politische Auseinandersetzungen zur Energiewende beziehen sich in Deutschland entsprechend viel stärker auf Bürgerbeteiligung, gerechte Kostenverteilung oder die Wahl zwischen stark zentralisierten oder dezentralen Stromnetzen. Klimawandel ist dann nur noch ein Nebenschauplatz.

Artikel:

A. Engels, O. Hüther, M. Schäfer, H. Held (2013): Public climate-change skepticism, energy preferences and political participation; Global Environmental Change, online

http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2013.05.008

Für Rückfragen:

Prof. Dr. Anita Engels
Universität Hamburg, KlimaCampus
Tel.: 040 42838-3832
E-Mail: anita.engels@wiso.uni-hamburg.de

Ute Kreis
Universität Hamburg, KlimaCampus
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 040 42838-4523
E-Mail: Ute.Kreis@zmaw.de
http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2013.05.008 – A. Engels, O. Hüther, M. Schäfer, H. Held (2013): Public climate-change skepticism, energy preferences and political participation; Global Environmental Change, online

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Birgit Kruse idw

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