Virtuelle Steinschläge in der Testphase
Die Testphase wurde heute mit einem Workshop gestartet. In den kommenden Monaten können Fachleute aus der Praxis das Modell unter die Lupe nehmen, um es auf seine Praxistauglichkeit zu prüfen.
Lautlos stürzt ein Stein über Wiesenhänge nach unten, prallt an einer steilen Felswand ab, springt mehrmals einige Meter in die Höhe und stürzt mit grosser Wucht auf eine Fahrstrasse im Tal. Ein zweiter, grösserer Stein folgt, bleibt jedoch bereits in einem dicht bewaldetem Hang weiter oben hängen. Dutzende weitere Steine rollen und springen hinterher – im neuen Computermodell RAMMS::rockfall.
Entwickelt wurde das Steinschlag-Modell von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mechanische Systeme der ETH Zürich. Es soll dabei helfen, Steinschlagprozesse besser zu verstehen und damit den Steinschlagschutz in der Schweiz zu verbessern.
Heute stellt die WSL das neue Steinschlag-Modell Fachleuten aus der Praxis vor. Bauingenieure, Geologen und Naturgefahrenexperten können es in den kommenden Monaten kostenlos testen. Zudem werden die Forschenden die mit dem Computer berechneten Daten mit realen Ereignissen aus der Vergangenheit wie etwa dem Felssturz im Wilerwald bei Gurtnellen UR oder den Felsstürze im Murgtal bei Murg SG vergleichen. Ziel der Testphase ist es, das Modell so weit zu verbessern, dass es Steinschläge realistisch vorhersagen kann. Ab 2014 soll RAMMS::rockfall im Handel erhältlich sein. Vor allem für Ingenieurbüros, die Dienstleistungen im Bereich Steinschlagschutz oder Gefahrenkartierung anbieten, kann das Modell ein wichtiges Arbeitsinstrument sein.
Wohin, wie hoch, wie schnell?
Mit dem neuen Modell lassen sich erstmals reale Steinformen im Computer erzeugen. Ein grosser Fortschritt, denn bis anhin konnten die Computerprogramme nur einfache Formen wie Kugeln oder Quader simulieren. Zudem kann RAMMS::rockfall die Geländeformen sowie die Vegetation realitätsnäher darstellen als bisher. Während des Steinschlags berechnet das Modell mit neu entwickelten Kontaktgesetzen jede Bodenberührung der Steine. Es simuliert, wie hoch und wie weit sie dabei springen, mit welcher Geschwindigkeit sie in Richtung Tal stürzen, wie das Relief die Flugbahn verändert und wo sie landen oder gestoppt werden.
Hat der Computer eine Vielzahl an Steinschlägen für ein Gebiet durchgerechnet, ergibt sich eine Verteilung der Einschlagsorte. Besonders interessant ist, wo die meisten Steine zu liegen kommen, denn dort ist das Steinschlagrisiko am höchsten. Solche Daten helfen, gefährdete Gebiete zu identifizieren und in den Gefahrenkarten der Kantone entsprechend aufzuzeigen.
Kontakt
Bärbel Zierl
baerbel.zierl@wsl.ch
Werner Gerber
werner.gerber@wsl.ch
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