HDW entwickelt Brennstoffzellensysteme für die Schifffahrt
Brennstoffzellen könnten künftig an Bord von Kreuzfahrt- oder Marineschiffen den elektrischen Strom für das Bordnetz erzeugen. Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) hat in Zusammenarbeit mit Siemens mit der Entwicklung von Brennstoffzellensystemen für Schiffe begonnen. Der Wasserstoff soll durch Reformierung von Diesel erzeugt werden.
Brennstoffzellen sind für HDW nichts Neues: Nach fast zwei Jahrzehnten Entwicklungszeit hatte die Kieler Werft bereits 2002 ein U-Boot mit Brennstoffzellenantrieb vorgestellt. Da der Antrieb nahezu geräuschlos funktioniert und kaum Abwärme erzeugt, ist das Boot für die feindliche Aufklärung kaum zu orten. Zudem kann es durch den hohen Wirkungsgrad des Systems deutlich länger unter Wasser bleiben als herkömmliche U-Boote mit dieselelektrischem Antrieb. Das Brennstoffzellen-U-Boot von HDW wird mit Wasserstoff betrieben, der in einem Metallhydridspeicher mitgeführt wird. Sauerstoff wird in flüssiger Form geladen.
Die Erfahrungen mit Brennstoffzellen will HDW nun auch über Wasser nutzen: Der Technologiekonzern Siemens hat der eigens gegründeten HDW-Tochtergesellschaft HFCS nun ein transportables 160kW-Brennstoffzellensystem geliefert, mit dem die Schiffsbauer die Tauglichkeit der Technologie an Bord von Schiffen erproben wollen. Einsatzgebiete sieht das Unternehmen überall dort, wo Batterien oder Aggregate eingesetzt werden.
So könnten Brennstoffzellen auf Passagier- oder Frachtschiffen die Dieselaggregate ersetzen, die während der Liegezeiten im Hafen Strom für das Bordnetz erzeugen und Lärm und Gestank verbreiten. In vielen Häfen sind die Schwefel- und Stickoxide aus diesen Motoren bereits zu einem Umweltproblem geworden. In manchen Häfen in Schweden beispielsweise orientierten sich die Liegegebühren für Schiffe bereits an den Stickoxidemissionen, berichtet HFCS-Geschäftsführer Gunter Sattler.
Die vibrationsfreien Brennstoffzellen könnten zudem den Aufenthalt auf Luxuslinern noch komfortabler machen. Auf Marineschiffen sollen Brennstoffzellen die Stromversorgung des Navigationssystems oder der Positionslampen unabhängig vom Antriebssystem übernehmen.
Nach Einschätzung von HDW werden Brennstoffzellen zunächst Zusatzsysteme bleiben und die schweren Dieselmotoren für den Antrieb der Schiffe nicht komplett ersetzen. Daher setzt das Unternehmen auch auf Diesel als Brennstoff: Aus dem gängigen Schiffstreibstoff soll durch Reformierung der Wasserstoff für die PEM-Brennstoffzellen hergestellt werden. Da es bislang lediglich Reformer für Erdgas, Methanol und Benzin gibt, muss das Unternehmen jetzt erst einmal ein entsprechendes System entwickeln.
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