Wissenschaftsforum Chemie 2013: Vergabe des Fresenius- und Wöhler-Preises, Stiftungen zeichnen aus
Am 3. September wird er anlässlich des Wissenschaftsforums Chemie in Darmstadt an Professor Dr. Torsten C. Schmidt, Universität Duisburg-Essen, vergeben. Den Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie erhält am 4. September, ebenfalls anlässlich des Wissenschaftsforums, Professor Dr. Bernhard Rieger, Technische Universität München. An beiden Tagen vergeben auch die bei der GDCh angesiedelten Dr. Hermann-Schnell-, Klaus-Grohe- und Hellmut-Bredereck-Stiftungen ihre Preise.
Über die mit dem Karl-Ziegler-Preis, der Adolf-von-Baeyer-Denkmünze, dem Wilhelm-Klemm-Preis sowie mit Namensvorlesungen zu Ehrenden informierten bereits die Pressedienste Nr. 21, 25 und 26/13 der GDCh.
Schmidt hat sich ein exzellentes wissenschaftliches Profil an der Schnittstelle zwischen Wasserchemie und Analytischer Chemie erarbeitet, was sich in zahlreichen Publikationen niedergeschlagen hat. Dafür und für seine umfangreichen Aktivitäten in der wissenschaftlichen Community wird ihm der Fresenius-Preis zuerkannt. Er hat den Analytik-Standort Essen gestärkt, beispielsweise mit dem Bachelor-Studiengang „Wasser – Chemie, Analytik, Mikrobiologie“ und dem internationalen Master-Studiengang „Water Science“. Derzeit ist er Vorsitzender der Wasserchemischen Gesellschaft, einer Fachgruppe in der GDCh. Die ANAKON, die bedeutendste Tagung der GDCh-Fachgruppe Analytische Chemie, hat er 2013 nach Essen geholt und dort im März erfolgreich durchgeführt.
Seine Forschungsinteressen gelten der Entwicklung und Anwendung analytischer Methoden mit Fokus auf Probenvorbereitung, Trenntechniken und Isotopenanalytik sowie der prozessorientierten Umweltchemie in natürlichen und technischen aquatischen Systemen mit Fokus auf Sorptions- und Oxidationsprozesse. Schmidt studierte Chemie und Rechtswissenschaften in Marburg, war Postdoc an der ETH Zürich und habilitierte sich in Tübingen, bevor er nach Essen ging.
Rieger wird mit dem Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie für seine hoch aktuellen Beiträge zur Entwicklung der klassischen Polymerchemie hin zu neuen Polymeren und Polymerisationsprozessen auf Basis alternativer Kohlenstoffquellen gewürdigt. Heraus ragen seine Arbeiten zu nachhaltiger Polymersynthese und zur Einbindung von CO2 in großvolumige chemische Produkte. Seine Beiträge entstehen an der Grenze zwischen akademischer und industrieller Forschung. Insbesondere sind seine Beiträge, die Nutzungsbreite und –tiefe von CO2 zu verbessern, bemerkenswert. Er synthetisiert maßgeschneiderte molekulare Polymerisationskatalysatoren und erforscht deren kinetische Reaktionsprofile und geeignete Reaktorsysteme. Sein Arbeitsgebiet spannt den Bogen von katalytisch erzeugten Funktionspolymeren bis zur Abtrennung, Aufreinigung und Hydrierung von CO2 zu Methan. Seine akademische Laufbahn führte ihn nach dem Chemie-Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München über die University of Massachusetts, das Kunststofflabor der BASF, die Universitäten Tübingen und Ulm an die TU München.
Juniorprofessor Dr. Felix H. Schacher von der Friedrich-Schiller-Universität Jena wird am 3. September das Dr. Hermann-Schnell-Stipendium für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Polymerwissenschaften verliehen. Der Preis fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Makromolekularen Chemie, deren physikalisch-chemischer Grundlagen und Analytik. Seit August 2010 baut Schacher in Jena eine Nachwuchsgruppe auf, die sich mit der Synthese und Selbstorganisation von Blockpolymeren, beispielsweise in Membranen und Hybridmaterialien, beschäftigt. Die Membranforschung und –entwicklung treibt er auch zusammen mit industriellen Partnern voran. Schacher studierte Chemie an den Universitäten Bayreuth und Lund und absolvierte Forschungsaufenthalte an der Universität Bristol und am Kyoto Institute of Technology.
Dr. Claudia Höbartner vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen wird der Preis der Hellmut-Bredereck-Stiftung zuerkannt, und zwar in Würdigung ihrer Leistungen auf dem Gebiet der Nukleinsäurechemie. Überreicht wird der Preis am 4. September im Rahmen des Life-Science-Symposiums „Molecules of Life – Molecules in Life“. Höbartner, seit 2008 eigenständige Gruppenleiterin am Göttinger MPI, konnte mit ihrer Arbeitsgruppe bereits mehrere neue chemische und enzymatische Zugangswege zu modifizierten Nukleotid-Bausteinen sowie deren Einbau in längere DNA- und RNA-Stränge entwickeln. Ihre Arbeiten schließen die Entwicklung innovativer Methoden zur Analyse katalytisch aktiver DNA ein. Höbartner hat an der ETH Zürich, der TU Wien und der Universität Innsbruck Chemie studiert und kam nach Forschungsaufenthalten an der University of Illinois und an der Universität Innsbruck an das MPI für Biophysikalische Chemie.
Dr. Rainer Wilcken vom Medical Research Council, Laboratory of Molecular Biology (MRC LMB), in Cambridge (GB) und Dr. Bartlomiej Krawczyk, Technische Universität Berlin, werden für ihre vorbildlichen Leistungen auf dem Gebiet der Medizinischen Chemie mit dem Klaus-Grohe-Preis für Medizinische Chemie ausgezeichnet, und zwar ebenfalls im Rahmen des Symposiums „Molecules of Life – Molecules in Life“. Der gebürtige Pole Krawczyk hat in Breslau Biotechnologie studiert und auf biochemischem Gebiet an der TU Berlin promoviert. Z.Zt. verbringt er dort seinen Postdoc-Aufenthalt mit biosynthetischen Untersuchungen von mikrobiellen Sekundärmetaboliten. Besonderes Augenmerk gilt der Erforschung und dem Engineering von Biosynthesen der Lanthipeptide, Peptidwirkstoffen mit Anwendungspotential. Wilcken hat an der Universität Jena Chemie studiert und an der LMU München und der Universität Tübingen promoviert. Seit 2011 ist er Postdoc am MRC LMB. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der quantenmechanischen Beschreibung und experimentellen Validierung molekularer Interaktionen sowie auf dem molekularen Design und der Biophysik medizinisch relevanter Zielproteine.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ist mit über 30.000 Mitgliedern eine der größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche international angesehene Preise, darunter den Fresenius-Preis der erstmals 1962 vergeben wurde. Der Wöhler-Preis wurde seit 1960 zunächst von der Chemischen Gesellschaft der DDR vergeben, 1997 von der GDCh reaktiviert als Wöhler-Preis für ressourcenschonende Prozesse und 2012 umbenannt in Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie. Dr. Hermann Schnell richtete seine Stiftung 1995 bei der GDCh ein, der Klaus-Grohe-Preis für Medizinische Chemie, gestiftet 2001 vom Ehepaar Dr. Klaus und Eva Grohe, wird seit 2004 jährlich an zwei oder drei erfolgreiche jüngere Wissenschaftler verliehen, und Elisabeth Bredereck errichtete 1995 im Andenken an ihren Mann, Professor Hellmut Bredereck, die gleichnamige Stiftung.
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