Let me be ME!: Antimobbing-Training für Beschäftigte mit geistiger Behinderung

In einer Pilotstudie wurde dieses Training erstmals mit Arbeitnehmern aus unterstützten Beschäftigungsverhältnissen und aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Deutschland, Großbritannien, Irland, Spanien und Portugal umgesetzt. Der Praxistest wurde von den Teilnehmenden und einer internationalen Expertengruppe bewertet. Das Ergebnis ist positiv ausgefallen.

Das Training besteht aus vier Modulen, die vermitteln, was Arbeitsplatz-Mobbing und Cybermobbing ist, wie derartigen Vorfällen vorgebeugt und was im konkreten Mobbingfall unternommen werden kann. Da sich in einer vorangehenden Studie gezeigt hatte, dass auch Beschäftigte mit geistiger Behinderung unter den Mobbing-Tätern sind, beschäftigt sich ein Modul damit, wie man vermeiden kann, selbst zum Mobbing-Täter zu werden. Die Inhalte werden mit Hilfe von zahlreichen praktischen Übungen vermittelt, die an die Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung angepasst sind.

58 Personen mit geistiger Behinderung nahmen an der Pilotstudie teil, davon 16 aus Deutschland, je 11 aus Portugal und Nordirland und je 10 aus Irland und Spanien. Jede Gruppe erprobte eines der vier Module. Insgesamt war der Eindruck der Teilnehmenden zum Trainingsprogramm ausgesprochen positiv. 55 % bis 91 %, die Werte differieren zwischen den einzelnen Gruppen, nahmen sehr gerne am Training teil. Fast alle Teilnehmenden lobten besonders die praktischen Übungen. Darüber hinaus kamen die verwendeten Videos und Rollenspiele sehr gut an. Die Kurslänge wurde überwiegend als angemessen beurteilt (62 % bis 91 %). Die Anzahl der praktischen Übungen wurde von den meisten Teilnehmenden als ausreichend bezeichnet (64 % bis 100 %). Mit Ausnahme eines Beschäftigten würden alle gerne an ähnlichen Trainings wieder teilnehmen. Fast alle Teilnehmenden gaben an, sich nach dem Training informierter zu fühlen (85 % bis 100 %).

Die Expertengruppe, die das Trainingsprogramm bewertete, setzte sich aus 23 Personen verschiedener Professionen zusammen, darunter Arbeitgeber, Trainer, Spezialisten für berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Angehörige von Menschen mit geistiger Behinderung. Im Allgemeinen wurde der Kurs als „sehr gut“ oder als „gut“ bewertet. Es wurde betont, dass die Inhalte des Kurses sehr wichtig für die Zielgruppe wären. 59 % stuften das entwickelte Material als sehr nützlich ein, 61 % gaben an, dass das Kursformat für Menschen mit geistiger Behinderung gut geeignet wäre. Es wurde jedoch auch angemerkt, dass einige Kursinhalte schwer verständlich wären. Viele Experten nutzten die Möglichkeit, Veränderungsvorschläge zu machen, die nun ebenso wie die Erfahrungen der Teilnehmenden und der Trainer in die Endfassung der Trainingsmaterialien einfließen.

Das zepf und seine Projektpartner entwickelten auch ein Handbuch für Trainer, das die Durchführung des Programms genau beschreibt. Da sich in der vorangehenden Studie gezeigt hatte, dass vor allem Arbeitgeber auf dem freien Arbeitsmarkt unsicher im Umgang mit Angestellten mit geistiger Behinderung sind, stellt das Projekt „Let me be ME!“ auch Hintergrundinformationen zu den Themen „Menschen mit geistiger Behinderung“ und „Trainings mit Menschen mit geistiger Behinderung“ zur Verfügung.

Die fertige Materialiensammlung wird Ende September 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt und danach auf der Projekthomepage http://www.letmebeme.eu auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch zum Download zur Verfügung stehen.

Kontakt:
Carolin Hass, Dipl.-Psych.
Zentrum für Empirische Pädagogische Forschung (zepf)
der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
E-Mail: hass@zepf.uni-landau.de

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Bernd Hegen idw

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