Länger leben – länger produktiv bleiben
Politik und Unternehmen sind deshalb gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen für ein längeres Arbeitsleben zu schaffen. Wie genau diese Bedingungen aussehen sollten, zeigen das Berlin-Institut, die Körber-Stiftung und die Robert Bosch Stiftung in der gemeinsamen Studie „Produktiv im Alter“.
Die Wissenschaftler am Berlin-Institut recherchierten erfolgversprechende Reformansätze europäischer Länder und gewähren Einblicke in erfolgreiche betriebliche Praxis in Deutschland.
Heute gehen in Deutschland zwar deutlich mehr über 55-Jährige einer bezahlten oder ehrenamtlichen Tätigkeit nach als noch zur Jahrtausendwende. Nordische Länder wie Schweden oder Norwegen schaffen es jedoch, Ältere noch stärker in das Erwerbsleben einzubeziehen. „In Deutschland hängt der Erfolg Älterer auf dem Arbeitsmarkt zu stark vom Bildungsstand ab“, sagt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. „Zudem ist das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe nicht gelöst.“
Aus den Erfahrungen anderer europäischer Länder zieht die Studie eine Vielzahl von Empfehlungen für die deutsche Politik. So sollte etwa die aktive Arbeitsmarktpolitik noch intensiver die Wiedereingliederung von Arbeitslosen fördern – etwa durch Lohnsubventionen oder persönliche Vermittlung. Auch die gesetzliche Rentenversicherung kann langfristig nur demografiefest gestaltet werden, wenn zukünftige Gewinne bei der Lebenserwartung nach einem festen Schlüssel auf Erwerbsleben und Ruhestand verteilt werden. Neben der Verlängerung des Erwerbslebens sollte ein weiteres Ziel sein, dem Wunsch vieler Menschen nach einem schrittweisen Berufsausstieg entgegenzukommen. „Teilrenten sind hierfür ein geeignetes Mittel“, erläutert Klingholz. „Allerdings sind sie in Deutschland noch wenig bekannt und die Hinzuverdienstregelungen kompliziert.“
„Ein längeres Erwerbsleben muss kein Schreckgespenst sein. Die Menschen in Deutschland werden nicht nur immer älter, sondern altern auch gesünder als früher. Viele Menschen möchten diesen Lebensabschnitt aktiv und sinnvoll gestalten“, sagt Birgit Rößle, Gruppenleiterin „Leben im Alter“ in der Robert Bosch Stiftung. „Ältere können vor allem dann einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten, wenn das produktive Altern nicht auf Erwerbsarbeit begrenzt, sondern auch zivilgesellschaftliches Engagement unter Älteren gefördert wird“, ergänzt Karin Haist von der Körber-Stiftung.
Für die Studie befragte das Berlin-Institut auch Personalverantwortliche aus verschiedenen Unternehmen in Deutschland, wie ein längeres Erwerbsleben praktisch gelingen kann. Ein Ergebnis der Interviews: Größere Unternehmen wie die Deutsche Bahn oder BMW verfügen bereits über vielfältige Instrumente, um die Leistungsfähigkeit im Alter zu sichern – etwa betriebliche Gesundheitsprogramme oder regelmäßige Fortbildungen. Kleinere Betriebe haben diese Möglichkeiten bislang häufig nicht. „Die größte Herausforderung sehen die Praktiker darin, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen und durch Prävention und Weiterbildung schon frühzeitig die Weichen für ein langes Berufsleben zu stellen“, sagt Klingholz. „Ein Arbeitsplatz ist nur dann altersgerecht, wenn es flexible Arbeitszeiten, eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und auch Tätigkeitswechsel im Alter gibt.“
Die Studie erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/produktiv-im-alter.
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Stephan Sievert (sievert@berlin-institut.org, Tel.: 030 – 31 10 26 98)
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.
Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter
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Robert Bosch Stiftung
Heidehofstraße 31
70184 Stuttgart
Ansprechpartnerin: Birgit Rößle, Gruppenleiterin „Leben im Alter“ im Programmbereich Gesundheit und Wissenschaft (birgit.roessle@bosch-stiftung.de, Tel. 0711 – 460 84 – 63)
Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland. Seit fast fünfzig Jahren folgt sie dem philanthropischen Vermächtnis des Firmengründers Robert Bosch. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themenfeldern Völkerverständigung, Gesundheit, Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft und Kultur. Im Schwerpunkt „Leben im Alter“ setzt sie Impulse, wie die gewonnenen Lebensjahre aktiv gestaltet werden können. Die Robert Bosch Stiftung fördert zum einen Vorhaben, welche die Lebensqualität von Menschen verbessern, die am Lebensende stehen oder an Demenz erkrankt sind. Zum anderen rückt sie die Potentiale alter Menschen in den Vordergrund, stärkt ihre Rolle in der Gesellschaft und unterstützt Ideen für ein langes Leben in Selbständigkeit. Im Themenfeld „Beruf und Alter“ werden die demographischen Veränderungen im Hinblick auf Arbeitswelt und Erwerbsleben untersucht und zukunftsweisende Modellprojekte vor allem auf kommunaler Ebene erprobt.
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Körber-Stiftung
Kehrwieder 12
20457 Hamburg
Ansprechpartnerin: Karin Haist, Leiterin Bereich Gesellschaft (haist@koerber-stiftung.de, Tel. 040 – 80 81 92 – 165)
Um die Herausforderungen des demografischen Wandels und die Chancen des langen Lebens mit Impulsen, Debatten und Lösungsideen zu begleiten, adressiert die Körber-Stiftung in ihrem Bereich Gesellschaft gesellschaftliche Entscheider ebenso wie die breite Öffentlichkeit: in Fachveranstaltungen, Netzwerken, bundesweiten Kampagnen und Büchern. In ihrem BegegnungsCentrum Haus im Park in Hamburg-Bergedorf finden Menschen ab 50 altersspezifische Bildungs-, Gesundheits- und Kulturangebote und die Möglichkeit zum Engagement. Die Körber-Stiftung stellt mit ihren operativen Projekten, Netzwerken und Kooperationspartnern derzeit fünf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in den Fokus: Dialog mit Asien, Umgang mit Geschichte, MINT-Förderung, Potenziale des Alters und Musikvermittlung. 1959 vom Unternehmer und Anstifter Kurt A. Körber ins Leben gerufen, ist die Stiftung heute von ihren Standorten Hamburg und Berlin aus national und international aktiv.
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