Knapp 300.000 Euro für Forschungsprojekt über globale Normen

Das Projekt trägt den Namen „Die lokale Politisierung globaler Normen“ und soll zunächst eine konzeptionelle Grundlage für ein Verbundprojekt schaffen, in dem später international vergleichend die Prozesse der Politisierung globaler Normen systematisch aufgearbeitet werden. Durch die Förderung können 1,5 Postdoc-Stellen finanziert werden, außerdem ein Workshop und eine Tagung, bei der 2016 erste Zwischenergebnisse vorgestellt werden sollen. 

Weltweit beziehen sich zivilgesellschaftliche Akteure wie Bürgerinitiativen, Protestbewegungen und Nichtregierungsorganisationen immer häufiger auf Normen, die nicht zwingend spezifisch für ihre jeweilige Kultur sind. Vielmehr sind es Normen wie Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Accountability oder Nachhaltigkeit, die globale Geltung beanspruchen. Diese lokale Politisierung globale Geltung beanspruchender Normen ist bislang kaum erforscht.

Ziel des Forschungsvorhabens ist zum einen eine neue politik- und sozialtheoretische Grundlage zu entwickeln, die diese Politisierungsprozesse analytisch erfassen und erklären kann. Zum anderen soll mit zwei Fallstudien gezeigt werden, welches Innovationspotenzial in diesem neuartigen Ansatz steckt. Eine Fallstudie untersucht die lokale Politisierung globaler Normen durch religiöse Organisationen in politischen Protestbewegungen, die andere zielt auf die lokale Politisierung globaler Normen durch zivilgesellschaftliche Akteure in der Finanzmarktregulierung.

Das Forschungsprojekt geht auf die von Fritz-Thyssen-Stiftung geförderte Tagung „Kampf um Übersetzung? Die lokale Politisierung globaler Normen“ zurück, die 2012 an der Uni Erfurt stattgefunden hat. Dabei wurde deutlich, dass bisherige sozialphilosophische Auseinandersetzungen mit dieser Thematik ─ etwa am Frankfurter Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“ ─ den lokalen Kontexten und Kulturen nicht ausreichend gerecht werden können, weil dort die grundsätzlichen philosophischen Fragen zur Normgeltung vorrangig gegenüber den Prozessen der lokalen Politisierung behandelt werden. Hier braucht es einen paradigmatisch völlig anderen politik- und sozialtheoretischen Zugang, der nun in Erfurt entwickelt werden soll.

Das Projekt ist eine Kooperation der Staatswissenschaftlichen Fakultät und des Max-Weber-Kollegs der Uni Erfurt. Auch Kollegen der Willy Brandt School sind an der Entwicklung beteiligt. Konzeptionell ist es zudem eng mit dem Erfurter Programm für Promotionen und Postdoktoranden (EPPP) „Political Practices and Orders“ verbunden.

Nähere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. André Brodocz
Tel.: 0361/737-4973

Media Contact

Carmen Voigt idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-erfurt.de

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