Kinder spielerisch vom Rauchen abhalten
Wer in der fünften und sechsten Klasse am Präventionsprogramm „Eigenständig werden 5+6“ teilgenommen hat, greift seltener zur Zigarette, weiß mehr über Suchtgefahren und steht dem Rauchen kritischer gegenüber.
Das zeigt eine aktuelle Studie mit 2.500 Schülerinnen und Schülern, die das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel befragt hat. Die Deutsche Krebshilfe hat das Projekt mit insgesamt mehr als 500.000 Euro gefördert.
„Die Teilnehmenden wissen nicht nur mehr über die Gesundheitsgefahren des Rauchens, sondern entwickeln auch eine kritischere Einstellung zum Rauchen als andere Jugendliche“, so Studienleiter Professor Dr. Reiner Hanewinkel, Leiter des IFT-Nord. Es sei besonders erfreulich, betont Hanewinkel, dass auch ein halbes Jahr nach Ende des Programms in den Schulklassen, die sich an dem Präventionsprogramm beteiligt haben, deutlich weniger Schülerinnen und Schüler mit dem Rauchen beginnen.
Abwechslungsreiche Übungen statt Frontalunterricht: In sieben interaktiven Unterrichtseinheiten je Klassenstufe untersuchten die Schülerinnen und Schüler, wie sie mit stressigen Situationen im Alltag zu Hause und in der Schule umgehen und dem Tabakkonsum widerstehen können.
„So gibt es bei „Eigenständig werden 5+6“ am Ende der 5. Klasse einen Projekttag zum Rauchen, an dem die Klasse in Gruppen nacheinander verschiedene „Stationen“ mit Spielen und Lerneinheiten absolviert“, sagte Studienautorin Dr. Barbara Isensee, Leiterin der Abteilung Forschung und Prävention des IFT Nord. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren beispielsweise in einem Puzzle etwas über die Inhaltsstoffe des Tabakrauchs. An einer anderen Station konnten sie im Rollenspiel ausprobieren, eine angebotene Zigarette abzulehnen.
Ferner erlebten die Jugendlichen selbst, wie sich Atemnot als eine häufige körperliche Folge des Rauchens anfühlt: Etwa fünf Minuten lang spielte die Gruppe ein Bewegungsspiel und die Schülerinnen und Schüler durften dabei nur durch einen Strohhalm atmen. Solche Übungen machten den Jugendlichen nicht nur Spaß, so Isensee weiter, sondern es sei durch Studien belegt, dass interaktive Lernmethoden ein wesentlicher Bestandteil wirksamer Präventionsprogramme seien.
Zur Primärprävention hat die Deutsche Krebshilfe im Jahre 2010 ein Förderschwerpunktprogramm eingerichtet. Das Programm wurde bisher mit 4,2 Millionen Euro unterstützt.
„Das Thema Prävention ist für uns seit Jahrenein wichtiges Aufgabenfeld mit nach wie vor großen Potentialen“, sagte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Aus diesem Grund unterstützen wir Forschungsprojekte zur frühzeitigen Beeinflussung von Lebensgewohnheiten, die die Krebsentstehung nachweislich begünstigen.“
Die renommierte Fachzeitschrift „BMJ Open“ hat einen Artikel zur Wirksamkeit des Schulprogramms „Eigenständig werden 5+6“ veröffentlicht, um auf die Verhütung des Einstiegs in das Rauchen zu sensibilisieren. Der Artikel ist frei zugänglich unter: http://bmjopen.bmj.com/content/4/1/e004422
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