Deutsche Familienpolitik setzt widersprüchliche Anreize – 3,1 Mio. Frauen in „stiller Reserve“
Die Datenbank der OECD zeigt, dass wir nur 0,5 Prozent des Bruttosozialprodukts in Kinderbetreuung investieren im Vergleich zu 2,1 Prozent in Dänemark, 1,7 Prozent in Schweden oder 1,2 Prozent in Frankreich.
In Deutschland werde neben dem neuen Familienmodell mit zwei Verdienern nach wie vor das alte Hauptverdienermodell gefördert, stellt Bosch fest. Die Kombination von abgeleiteter Krankenversicherung, Ehegattensplitting, Mini-Jobs und „Herdprämie“ (Betreuungsgeld) setze starke Anreize, dass Frauen gar nicht oder wenn, dann nur geringfügig arbeiteten.
Damit werden die Beschäftigungsverhältnisse von Frauen sehr stark zerstückelt: Die Erwerbstätigenquote der Frauen in Deutschland ist zwischen 2001 und 2011 zwar um 9 Prozentpunkte auf 67,7 Prozent gestiegen.
Weil viele aber nur in Teilzeit beschäftigt sind, sieht es umgerechnet in Vollzeitstellen wesentlich bescheidener aus: Die Quote erhöht sich dann nur um 5,3 Prozent auf 51,8 Prozent.
Eine Auswertung des sozio-ökonomischen Panels durch das Institut Arbeit und Qualifikation zeigt, dass 2008 in Mini-Jobs durchschnittlich zwölf Stunden die Woche gearbeitet wurde, die Beschäftigten aber gerne 20,8 Stunden arbeiten würden.
„Ob es mit dem Ausbau der Kinderbetreuung und der Ganztagsschulen, dem Elterngeld sowie familienfreundlicheren Arbeitszeiten zu einer Trendwende kommt, bleibt abzuwarten“, meint Bosch. „Das Erwerbsverhalten ändert sich bei den Frauen, sie wollen zunehmend erwerbstätig werden, aber landen durch Fehlanreize einer widersprüchlichen Familienpolitik oft in der Teilzeit-Sackgasse.“
Weitere Informationen: Prof. Dr. Gerhard Bosch, Tel. 0203-379-1827, gerhard.bosch@uni-due.de
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de
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