Zur Flexibilität landwirtschaftlicher Unternehmen: Sind die Kleinen oder die Großen flexibler?
Vor dem Hintergrund sich wandelnder wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen in den letzten Jahren stehen landwirtschaftliche Unternehmen unter einem erheblichen Anpassungsdruck.
Aufgrund zunehmender Preisschwankungen, erheblicher Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in bevölkerungsreichen Ökonomien, eines fortschreitenden Klimawandels und agrarpolitischer Reformanstrengungen stellt die unternehmerische Flexibilität eine wichtige Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit von Agrarunternehmen auf dem Markt dar.
IAMO-Direktor Thomas Glauben sowie die Wissenschaftlerin Swetlana Renner und der Wissenschaftler Heinrich Hockmann untersuchten auf der Grundlage neu entwickelter Messmethoden und eines umfangreichen Datensatzes das Ausmaß und die Bestimmungsfaktoren der Flexibilität am Beispiel polnischer Landwirtschaftsbetriebe.
Auch wenn in unzähligen populärwissenschaftlichen und praxisnahen Schriften auf die Notwenigkeit flexibler Unternehmenskonzepte und Produktionstechnologien hingewiesen wird, war bisher noch weitgehend ungeklärt, was genau unter der unternehmerischen Flexibilität zu verstehen ist, wie man sie bemessen kann und was ihre Bestimmungsgründe sind.
Auf Grundlage der Erkenntnisse einer Studie des IAMO kann Flexibilität im ökonomischen Sinne als die Fähigkeit, die Produktion ohne erhebliche Zusatzkosten an eine neue Situation anzupassen, bezeichnet werden. Flexible Produktionstechnologien weisen hohe Verbundvorteile, niedrige Grenzkostensteigerungen und hohe Skalenvorteile auf.
Die Agrarökonomen fanden in ihrer Analyse heraus, dass die Flexibilität der Produktionstechnologie in einem engen Zusammenhang mit der Betriebsausrichtung steht. So haben Gemischtbetriebe im Vergleich zu Milchvieh- und Veredlungsbetriebe flexiblere Technologien und können ihre Produktionsmengen zu relativ geringeren Kosten anpassen.
Von den vier untersuchten Betriebstypen weisen polnische Pflanzenbaubetriebe die geringste Flexibilität ihrer Produktionsverfahren auf. Unabhängig von allen Betriebstypen zeigt sich, dass kleine Betriebe über flexiblere Produktionssysteme verfügen als große Unternehmen.
„Es ist anzunehmen, dass sich kleinere Haupterwerbsbetriebe für flexible Produktionsstrategien entscheiden, um am Markt neben größeren häufig ‚schlagkräftigeren‘ Betriebsstrukturen bestehen zu können. Dies mag auch eine Erklärung dafür sein, dass kleinbetriebliche oder auch duale Agrarstrukturen in einigen Transformationsländern, wie auch in Polen, auftreten“, so IAMO-Direktor Thomas Glauben.
Das IAMO Policy Brief 19 mit dem Titel „Zur Flexibilität landwirtschaftlicher Unternehmen: Sind die Kleinen oder die Großen flexibler?“ kann auf der Internetseite des Instituts kostenfrei heruntergeladen werden: www.iamo.de/publikation/policybrief-19
IAMO Policy Briefs
In der Publikationsreihe IAMO Policy Brief werden in loser Folge gesellschaftlich relevante Forschungsergebnisse des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) kurz und allgemeinverständlich aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zielgruppe sind insbesondere Entscheidungsträger der Politik, Medienvertreter und die breite Öffentlichkeit.
Über das IAMO
Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Das IAMO leistet dabei einen Beitrag zum besseren Verständnis des institutionellen, strukturellen und technologischen Wandels. Darüber hinaus untersucht es die daraus resultierenden Auswirkungen auf den Agrar- und Ernährungssektor sowie die Lebensumstände der ländlichen Bevölkerung. Für deren Bewältigung werden Strategien und Optionen für Unternehmen, Agrarmärkte und Politik abgeleitet und analysiert. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 gehört das IAMO als außeruniversitäre Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft an.
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