Der schwierige Weg zum nachhaltigen Wirtschaften

Studie zum Thema Nachhaltigkeit in Bremer Betrieben

Im Prinzip sind sich alle politisch Verantwortlichen einig: Unsere Wirtschaft muss die „Wende zur Nachhaltigkeit“ schaffen. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen der Erde muss beendet werden, Klimaschutz und Erhaltung der Artenvielfalt in Flora und Fauna sind vordringliche Ziele, Ausbeutung und Hunger in der Dritten Welt sollen bekämpft werden. Doch welche Chancen bestehen für die Umsetzung nachhaltigen Wirtschaftens in einer Zeit, in der die Überwindung der aktuellen Wachstumskrise oberste Priorität hat? Wie können umwelt- und sozialpolitische Ziele in der Betriebspraxis konkret umgesetzt werden? Wo gibt es überzeugende Modelle, die ökonomischen Erfolg mit ökologischer und sozialer Verantwortung verbinden?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die neue Studie des Projekts EQUIB („Entwicklungsplanung Qualifikation im Land Bremen“) am Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW) der Universität und der Arbeitnehmerkammer Bremen. Kern der Studie ist eine aktuelle Umfrage in 77 Betrieben in Bremen und Bremerhaven, der Branchen Metall- und Elektroindustrie und -handwerk, Nahrungs- und Genussmittelindustrie und Lebensmittelhandwerk, Transport-Umschlag-Lagerei/Logistik und Handel.

Der Bericht stellt zunächst das politische Leitbild nachhaltiger Entwicklung mit seinen vielfältigen Aspekten vor. Der zweite Teil der Studie berichtet über eine eigene Betriebsbefragung in Unternehmen des Landes Bremen im Sommer 2003. Einige der wichtigsten Ergebnisse:

Leitbild Nachhaltigkeit muss dringend intensiver propagiert werden: Elf Jahre nach dem Umweltgipfel von Rio ist Begriff und politisches Konzept unter den betrieblichen Akteuren noch weitgehend unbekannt. Zwar zeigt sich, dass viele Betriebe dem Anspruch, die damit verbundenen Umwelt- und sozialpolitischen Ziele auch im Betrieb umzusetzen, bereits aufgeschlossen gegenüberstehen. Von einer systematischen Umsetzung im Betriebsalltag kann jedoch nur vereinzelt die Rede sein.

Leitbild Nachhaltigkeit muss zugleich Kosteneffizienz und Marktchancen optimieren: Befürchtet werden vor allem zusätzliche Regelungen und Kosten, welche im Wettbewerb zu Nachteilen führen könnten. Willkommen sind dagegen umwelt- und ressourcenschonende Materialien, Produkte, Anlagen und Techniken, wenn sie Kosten verringern und/oder neue Marktchancen bei umweltbewussten Abnehmern eröffnen.

Leitbild Nachhaltigkeit ist komplexe Management-Aufgabe: Nachhaltiges Wirtschaften erweist sich als eine Herausforderung an das Management aller Betriebe. Sie anzunehmen, erfordert ein differenziertes Wissen um Methoden und Instrumente moderner nachhaltiger Betriebsführung. Entsprechend hoch ist der Beratungsbedarf, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen.

Leitbild Nachhaltigkeit ist langfristiger Bildungsauftrag: Überlegungen, wie die Auszubildenden im Betrieb an die Praxis nachhaltigen Wirtschaftens herangeführt werden können, stehen noch ganz am Anfang. Wichtig ist den Betrieben die konkrete Verbindung von Nachhaltigkeit mit den jeweiligen betrieblichen Prozessen. Hier verstärkt Schwerpunkte zu setzen, ist auch darum wichtig, weil nur Erprobung und Anpassung an verschiedene betriebliche Bedarfe letztlich überzeugen wird.

Hier bietet die Studie Hilfestellung: konkrete praktische und qualifikatorische Maßnahmen werden detailliert vorgestellt. Der Bericht enthält eine Übersicht über die wichtigsten Systeme des Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagements und eine Zusammenstellung aller Bremer Einrichtungen, die Beratung und Förderung für solche Pläne anbieten. Mit erprobten Praxisbeispielen und Hinweisen auf weiterführende Literatur- und Internetquellen sowie Empfehlungen für die Aus- und Weiterbildung will der Bericht dazu anregen, die in der Wirtschaft vorhandenen Nachhaltigkeitspotenziale weiter auszuloten und umzusetzen.

Das Projekt EQUIB wird vom Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales aus Mitteln des Landes- und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Der Monitoring-Bericht 2003/1: „Unternehmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften – Qualifikationstrends“ steht auf der Homepage des Projekts zum Download bereit: http://www.equib.de. Die Druckform kann auch kostenlos beim Projekt angefordert werden.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft (IAW)
Projekt EQUIB
Projektleitung: Gerlinde Hammer
Tel.: (0421) 218 9514
E-Mail: ghammer@uni-bremen.de

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Angelika Rockel idw

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