IAGOS: Mit dem Linienflieger zum besseren Klimaverständnis

Thomas Rachel MdB, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, überreicht den Förderbescheid der Bundesregierung über 5,4 Millionen Euro. Von links: Thomas Rachel MdB, Prof. Harald Bolt (Mitglied des Vorstands des Forschungszentrums Jülich), Prof. Andreas Wahner (IEK-8), Dr. Andreas Petzold (IEK-8) Copyright: Forschungszentrum Jülich

Nach einer 18-monatigen Pilotphase beginnt nun die Hauptphase des Projekts, in der bis Anfang 2018 zehn weitere Flugzeuge mit Messinstrumenten ausgestattet werden. Thomas Rachel MdB, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, startete am Montag im Forschungszentrum Jülich die IAGOS-Hauptphase und überreichte einen Förderbescheid der Bundesregierung über 5,4 Millionen Euro.

Während der nun startenden Hauptphase sollen weitere zehn Verkehrsflugzeuge mit Instrumenten ausgerüstet werden, so dass bis Mitte 2018 insgesamt 15 Langstreckenmaschinen mit IAGOS-Messtechnik unterwegs sein werden.

Neben den täglichen Messungen an Bord der Linienflugzeuge wird parallel einmal monatlich ein Cargo Container auf einem Langstreckenflugzeug der Lufthansa mit komplexeren Messinstrumenten zur detaillierten Messung der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre abheben. Parallel zur Installation der Geräte wird die Infrastruktur zur luftfahrttechnischen Betreuung der Messgeräte sowie zu deren Wartung und Kalibrierung weiter ausgebaut und in Dauerbetrieb genommen.

„Schon in der Pilotphase hat IAGOS wertvolle Daten zum Verständnis der Atmosphäre geliefert. Mit der Ausweitung der Zahl der teilnehmenden Flugzeuge wird diese Datenbasis weiter verbreitert. Das ist unerlässlich, um in Zeiten des Klimawandels genauere Klimavorhersagen zu treffen und die Auswirkungen der Luftverschmutzung feststellen zu können“, sagte Forschungsstaatsekretär Thomas Rachel.

Weltweit sind fünf international operierende Fluggesellschaften in IAGOS eingebunden: Lufthansa, Air France, Iberia/British Airways, China Airlines und Cathay Pacific. Das gewährleistet eine globale Abdeckung bei der Erfassung der Messdaten. Jedes eingesetzte Flugzeug absolviert bis zu 500 Flüge weltweit im Jahr.

IAGOS stellt den Forscherinnen und Forschern präzise und räumlich hoch aufgelöste in-situ Messdaten von Treibhausgasen und reaktiven Spurengasen, Aerosolpartikeln und Wolkentropfen in der freien Troposphäre und in der Tropopausenregion zur Verfügung.

Die Tropopausenregion, die Übergangsschicht zwischen dem unteren (Troposphäre) und dem mittleren (Stratosphäre) Stockwerk der Atmosphäre, kann von satellitengestützten Messgeräten nur unzureichend aufgelöst werden, ist aber eine der Atmosphärenschichten, die auf den Klimawandel am empfindlichsten reagiert.

Mit seinem weltweit einzigartigen Konzept der Nutzung der Infrastruktur des internationalen Luftverkehrs zur Beobachtung der Erdatmosphäre orientiert sich IAGOS an den Vorgaben und Anforderungen des Weltklimarats (IPCC) und anderer internationaler Gremien und Organisationen.

Diese stufen in-situ Messungen der vertikalen Verteilung von klimarelevanten Spurenstoffen in der Troposphäre und Tropopause als unabdingbare Voraussetzung dafür ein, dem Klimawandel effektiv gegensteuern zu können. Dies gilt insbesondere für den interkontinentalen Ferntransport von Luftverschmutzung und für die Klimawirkung des internationalen Luftverkehrs.

IAGOS ist das Nachfolgeprogramm des 1994 gestarteten Programms MOZAIC (Measurememnt of OZone by Airbus In-service airCraft), dessen 20-jähriges Bestehen in diesem Jahr gefeiert wurde. Bis heute wurden in MOZAIC und IAGOS über 41 000 Messflüge weltweit durchgeführt.

IAGOS wird vom Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-8) des Forschungszentrums Jülich unter der Leitung von Prof. Andreas Wahner und Dr. Andreas Petzold koordiniert, in Deutschland sind darüber hinaus auch die Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Karlsruhe Institut für Technologie, das Leibniz Institut für Troposphärenforschung sowie die Universität Heidelberg beteiligt.

Weitere Informationen:

Forschungsinfrastruktur IAGOS

Institut für Energie und Klimaforschung – Troposphäre (IEK-8)

Ansprechpartner:

Dr. Andreas Petzold, Forschungszentrum Jülich
Tel. 02461 61-5795
a.petzold@fz-juelich.de

Pressekontakt:

Jochen Mohr, Forschungszentrum Jülich
Tel. 02461 61-2062
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