PRIMEL untersucht unterschiedliche Ausbildungskonzepte im Elementarbereich

In der Praxis besteht kein Unterschied zwischen akademisch ausgebildeten Fachkräften und Erzieherinnen mit fachschulischer Berufsausbildung, was die Interaktionsqualität mit den Kindern angeht.

In der Praxis besteht kein Unterschied zwischen akademisch ausgebildeten Fachkräften und Erzieherinnen mit fachschulischer Berufsausbildung, was die Interaktionsqualität mit den Kindern angeht. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsprojekt „Professionalisierung von Fachkräften im Elementarbereich“ (PRIMEL), das sich mit dem Einfluss unterschiedlicher Ausbildungskonzepte auf die Qualität der täglichen Arbeit mit Kindergartenkindern befasst hat. Auffällig ist, dass bei beiden Gruppen Nachholbedarf besteht, was den Bereich frühkindlicher Bildung im Freispiel angeht.

An dem Vorhaben waren neben dem Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover auch die Goethe Universität Frankfurt, die Pädagogische Hochschule Weingarten und die Universität Koblenz-Landau sowie die beiden Pädagogischen Hochschulen Schaffhausen und St. Gallen in der Schweiz beteiligt.

Im Mittelpunkt der Studie stand die Frage, ob sich die pädagogische Arbeit von Erzieherinnen und akademisch ausgebildeten Fachkräften in Deutschland und der Schweiz unterscheidet. Insgesamt wurden dafür 89 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindertagesstätten bei ihrer Arbeit begleitet: 34 Erzieherinnen mit fachschulischer Ausbildung in Deutschland, 30 Kindheitspädagoginnen oder –pädagogen mit akademischer Ausbildung in Deutschland und 25 Kindergartenlehrpersonen mit akademischer Ausbildung in der Schweiz.

Ein Schwerpunkt lag in der Gestaltung des Freispiels und von Bildungsangeboten im naturwissenschaftlichen, mathematischen und künstlerisch-ästhetischen Bereich sowie im Bewegungsbereich. Von Bedeutung sind dabei nicht nur die unterschiedlichen Ausbildungskonzepte, sondern auch die Rahmenbedingungen in Kindertagesstätten. Um die pädagogische Arbeit besser untersuchen zu können, machten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Videoaufnahmen von Freispielsituationen und Bildungsangeboten. Außerdem sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Fragebogen ausfüllen.

Während des Freispiels greifen Erzieherinnen demnach generell nur wenig ein, um das kindliche Lernen direkt zu unterstützen. Im Vordergrund stehen eher Anregungen im Bereich der Gruppenführung oder Organisatorisches. „Interventionen, die die Kinder kognitiv aktivieren, sind sehr selten“, erklärt Prof. Katja Mackowiak vom Institut für Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover.

Die Studie kommt aber noch zu weiteren Ergebnissen. In den Bildungsangeboten lassen sich im Vergleich zum Freispiel mehr lernförderliche Interventionen beobachten. Im naturwissenschaftlichen Bereich sind mehr als ein Drittel dieser Anregungen kognitiv aktivierend und damit besonders lernanregend. In den Bildungsbereichen Sport, Kunst und Mathematik sieht es dagegen anders aus. Hier greifen die Fachkräfte zwar auch mehr ein als im Freispiel, aber kognitiv aktivierende Anregungen sind selten.

Generell zeigt sich, dass es zwischen Fachkräften aus der Schweiz und aus Deutschland nur sehr wenige Unterschiede gibt. So verläuft die Beziehungsgestaltung zwischen Erzieherinnen und Kindern in der Regel sehr gut. Insgesamt schneiden die Schweizer Kindergartenlehrpersonen etwas schlechter ab, was die Lernprozessgestaltung (vor allem kognitiv aktivierende Interventionen) angeht. Der Grund hierfür könnte darin liegen, dass in der Schweiz eine Person allein für eine ganze Gruppe mit bis zu 25 Kindern verantwortlich ist.

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Dipl.-Psych. Heike Wadepohl, Institut für Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 511 762 17480 oder per E-Mail unter heike.wadepohl@ifs.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

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Mechtild Freiin v. Münchhausen idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

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