Was sind die Leistungen der Natur im Osterzgebirge wert? – EU-Projekt präsentiert Ergebnisse
Ohne die Natur und ihre vielfältigen Leistungen kann der Mensch nicht existieren. Sie liefert ihm Nahrung, Holz als Baustoff, sie reguliert das Klima und die Luftqualität und inspiriert Malerei und Dichtkunst. Diese und weitere Ökosystemdienstleistungen stehen noch dazu gratis zur Verfügung.
Doch international gibt es Bestrebungen, der Natur und ihren Leistungen einen messbaren Wert zuzuschreiben – und sie dadurch besser zu schützen. Wie dies funktionieren kann, hat das Projekt „Mehrwert Natur Osterzgebirge“ am Beispiel des deutsch-tschechischen Grenzraumes untersucht. Die Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler bei einer Abschlusskonferenz am 28. November im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden.
Das Projektteam aus Wissenschaftlern des IÖR und der Jan-Evangelista-Purkyne-Universität aus Usti nad Labem in Tschechien hat seit Juli 2012 untersucht, wie sich das Konzept der Ökosystemdienstleistungen auf ein länderübergreifendes regionales Beispielgebiet anwenden lässt. Die Wahl fiel auf einen 365 Quadratkilometer großen Ausschnitt des Osterzgebirges. Hier haben die Wissenschaftler verschiedene Lebensräume analysiert.
„Den Wert der Natur und ihrer Leistungen ökonomisch zu beziffern, ist nicht immer einfach. Aber nur so wird deutlich, wie stark der Mensch auf intakte Natur angewiesen ist. Der Ansatz schärft das Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, Naturressourcen davor zu schützen, übermäßig beansprucht oder gar zerstört zu werden. So besteht die Chance, sie dauerhaft für den Menschen zu sichern“, erläutert Projektleiter Ralf-Uwe Syrbe vom IÖR.
Für das Osterzgebirge haben die Wissenschaftler fünf charakteristische und besonders wertvolle Ökosysteme ausgemacht: Bergwiesen, Steinrücken, Hochmoore und Moorwälder, naturnahe Bergwälder und Fließgewässer. In einem zweiten Schritt haben sie untersucht, welche Leistungen dieser Lebensräume der Mensch nutzt und wie diese ökonomisch zu bewerten sind.
„Wenn man zum Beispiel den Hochwasserschutz betrachtet, dann lässt sich der Wert eines Waldes, der zur Abflussminderung beiträgt, auf zwei Wegen bemessen. Erspart der Wald den Bau eines Rückhaltebeckens, so entspräche sein Wert den vermiedenen Baukosten für diese technische Lösung. Oder man zieht die Kosten für die Beseitigung von Schäden heran, die durch den natürlichen Hochwasserschutz abgemindert oder ganz verhindert werden“, erläutert Ralf-Uwe Syrbe.
Die Projekt-Ergebnisse sollen künftig vor allem in wirtschaftliche und planerische Entscheidungsprozesse einfließen, sind also wichtig für Politik, Regional- und Umweltplanung sowie die Wirtschaft. Ein weiteres Ziel des von der Europäischen Union geförderten Projektes war es, auch der breiten Öffentlichkeit den Wert der Natur und ihrer Leistungen bewusst zu machen und so für einen schonenden Umgang mit Naturressourcen zu werben.
Dafür haben die Projektpartner verschiedene Instrumente entwickelt und dabei auch den Einsatz moderner Kommunikationstechnik erprobt. Entstanden sind eine E-Learning-Plattform für die computergestützte Informationsvermittlung an Studierende, drei virtuelle Lehrpfade für interessierte Wanderer und ein GPS-basiertes Geländespiel. Neben Informationen zum theoretischen Konzept der Bewertung von Ökosystemdienstleistungen und der praktischen Umsetzung im Untersuchungsgebiet wird das Projektteam bei der Abschlusskonferenz auch diese Kommunikationswege vorstellen.
Veranstaltung im Überblick (Programmflyer anbei):
Abschlusskonferenz des Projektes „Mehrwert Natur Osterzgebirge“
Zeit: Freitag, 28. November 2014, 10 bis 16.15 Uhr
Ort: Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (Saal), Weberplatz 1, 01217 Dresden
Anmeldung: Bitte bis 18. November 2014 per E-Mail an: K.Vogel@ioer.de
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Ansprechpartner im IÖR:
Dr. Ralf-Uwe Syrbe, Telefon: (0351) 46 79-219, E-Mail: R.Syrbe[im]ioer.de
Weitere Informationen:
http://www.ioer.de/ESOM – weitere Informationen zum Projekt
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
Neueste Beiträge
Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen
Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…
Organoide, Innovation und Hoffnung
Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…