Operation Team: Mit- und voneinander lernen

Pflegeschüler, angehende Physiotherapeuten und Medizinstudenten trainieren in einem interprofessionellen Lehrprojekt am Uniklinikum Jena die Zusammenarbeit im klinischen Alltag. Foto: Rita Riese/UKJ

„Das war gut ausgeführt“, so der Kommentar von Anne Roczen zum gerade gesehenen Film. Das Lob der angehenden Physiotherapeutin gilt ihren derzeitigen Mitschülern, Medizinstudenten im Praktischen Jahr und Krankenpflegeschülern, die Patienten darstellen und sie beim Aufrichten im Bett unterstützen sollen – beobachtet von der Videokamera.

Dieser Perspektivwechsel ist Bestandteil eines zweitägigen Kurses, der die Teilnehmer an die Kommunikation zwischen Ärzten, Pflege und Physiotherapeuten und die Zusammenarbeit der Berufsgruppen im klinischen Alltag heranführt.

Das Seminar wählt als typisches Beispiel für diese Zusammenarbeit die Frührehabilitation von Schlaganfallpatienten. Noch auf der Schlaganfallstation beginnen aktivierende Pflege, Krankengymnastik und weitere Therapien zur Vermeidung von Langzeitfolgen.

„Jede einzelne Disziplin trägt für sich zur Genesung bei. Die optimale Versorgung des Patienten, individuell an seine Ressourcen angepasst, erfordert das reibungslose kollegiale Miteinander“, beschreibt die Projektleiterin Prof. Dr. Uta Dahmen den Hintergrund für das Lehrprojekt, das von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert wird.

Neben der Chirurgin waren an der Ausarbeitung der Lehrveranstaltung entsprechend viele Disziplinen am Universitätsklinikum und an der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales Jena beteiligt: Physiotherapeuten, Pflegeausbilder und Kommunikationsexperten.

Kommunikation ist ein zentraler Punkt. Die Kursteilnehmer üben diese zum Beispiel in einer gestellten Patientenübergabe: Welche Informationen muss der Arzt dem Physiotherapeuten mitgeben, was muss die Krankenschwester wissen und eventuell erfragen? „Das Projekt ermöglicht uns, diesen interprofessionellen Dialog schon in die Ausbildung aufzunehmen“, betont Andrea Veit, die Direktorin der Berufsschule. „Trotz vieler Praxisanteile kommen die Schüler nur wenig mit anderen Professionen in Berührung, im Berufsleben muss der Dialog aber klappen.“

Ob und wie das Miteinander in den Kursübungen klappt, können die Teilnehmer unmittelbar nach der Übung im Film sehen und diskutieren. Prof. Dahmen: „Diese videobasierte Selbstkontrolle ist ein wesentliches Element des Seminars. Damit lassen sich sowohl reine Handlungsabläufe wie zum Beispiel das Aufrichten im Bett, als auch die Kommunikation und Interaktion der Übungsteilnehmer objektiv beurteilen.“ Für die Auszubildenden und Studenten zunächst ungewohnt, aber sehr einprägsam.

Insgesamt ist das Fazit der Seminarteilnehmer ein sehr positives. Als angehender Krankenpfleger findet Christian Göttermann es gut, zukünftige Kollegen schon in der Ausbildung kennenzulernen. Das erleichtere die Zusammenarbeit im hierarchisch geprägten Klinikalltag. Für die Medizinstudentin Anita Vestergaard war schon die Kennenlernrunde eindrucksvoll, die ein teilweise unvollständiges Bild von den Tätigkeiten der jeweils anderen Berufe offenbarte.

In Klausurergebnissen wird sich der Erfolg des Seminars kaum messen lassen, letztendlich aber zur besseren Versorgung der Patienten beitragen, sind sich die Projektverantwortlichen sicher. Deshalb werden die Erfahrungen des Seminars in die Ausgestaltung des Jenaer neigungsorientierten Medizinstudiums JeNOS einfließen.

„Insbesondere für die Linie ‚Klinik-orientierte Medizin‘ wollen wir das Angebot interprofessionellen Lernens erweitern“, so Prof. Dr. Ulrich Smolenksi, Leiter des Instituts für Physiotherapie am Jenaer Uniklinikum. „Denn gerade in den meist spezialisierten klinischen Einrichtungen kommt es auf das reibungslose Miteinander der beteiligten Berufsgruppen an.“

Kontakt:
Prof. Dr. med. Uta Dahmen
AG Experimentelle Transplantationschirurgie, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641-9325350
E-Mail: uta.dahmen[at]med.uni-jena.de

http://www.uniklinikum-jena.de/jenos.html Jenaer neigungsorientiertes Studium der Humanmedizin

Media Contact

Dr. Uta von der Gönna idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Seminare Workshops

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…

RNA-bindendes Protein RbpB reguliert den Stoffwechsel der Darmmikrobiota in Bacteroides thetaiotaomicron.

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität

HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…