Erdbebenforschung in EU-Projekt jetzt europaweit vernetzt
Das verheerende Erdbeben in der iranischen Stadt Bam Ende letzten Jahres mit bis zu 40.000 Toten hat wieder einmal gezeigt, dass derartige Katastrophen zu den größten Naturgefahren für die Menschheit gehören. „Die Mechanismen, die direkt an der Erdbebenquelle passieren, sind wenig verstanden“, so Prof. Heiner Igel von der Sektion Geophysik der LMU. „Die bei Erdbeben ausgestrahlte seismische Wellenenergie liefert aber wichtige Informationen über das Innere unseres Planeten, und die dahinter stehende Physik lässt sich heute gut in dreidimensionalen Medien rechentechnisch simulieren.“ Weil für eine realistische Berechnung der Modelle aber große Computer und parallele Programme nötig sind, werden unter der Leitung von Professor Igel jetzt in dem von der Europäischen Union mit rund 5,5 Millionen Euro geförderten Projekt SPICE (Seismic wave Propagation and Imaging in Complex media: a European network) europaweit gebündelt.
SPICE wurde im 6. Rahmenprogramm der Europäischen Union bewilligt und gehört zu den bisher größten Marie-Curie Research Training Networks. Die Förderung beginnt im Januar 2004. Die Federführung des Projekts liegt bei der Sektion Geophysik des Departments für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU, beteiligt sind insgesamt aber 14 europäische Universtitäten, unter anderem die Oxford University, das Institut de Physique du Globe, Paris, die ETH Zürich, das Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia, Rom, die Universitetet I Oslo, die University of Utrecht sowie die Charles University in Prag.
„In allen Bereichen der Seismologie spielen aufwändige Rechenprogramme eine immer größere Rolle, vor allem bei der Berechnung so genannter Erdbebenszenarien“, berichtet Igel. „Damit kann die Bodenbewegung nach potentiell möglichen, großen Erdbeben in der Zukunft berechnet werden.“ Dies soll die Identifizierung von Regionen erlauben, die – etwa wegen spezieller Eigenschaften des Untergrunds – stärker als andere gefährdet sind. In der globalen Seismologie sollen die neuen Rechenprogramme darüber hinaus Fortschritte bei der Auflösung tomographischer 3D-Bilder des Erdinneren liefern, was dort stattfindende dynamische Prozesse besser verstehen hilft.
Neben der Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte soll im Rahmen von SPICE vor allem eine digitale Datenbasis mit verifizierten Rechenprogrammen erstellt werden, die dann in den Standardbetrieb seismologischer Auswertungen aufgenommen werden kann. Die lokale Gefährdung bestimmter Gebiete soll mit Hilfe einer weiteren Datenbasis mit berechneten Erdbebenszenarien für eben diese Regionen, unter anderem das Kölner Becken, das Peking-Becken und Kalifornien, abgeschätzt werden. Kernpunkte der Marie-Curie Research Training Netzwerke und damit auch Schwerpunkte von SPICE sind die Mobilität und Ausbildung der beteiligten Nachwuchsforscher, etwa durch Workshops, die im Laufe des Projekts von den Partnern organisiert werden. Das elektronische Trainingsmaterial soll im Internet zur Verfügung gestellt werden.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Heiner Igel
Sektion Geophysik, Department für Geo- und Umweltwissenschaften
Phone: + 49 (89) 2180 4204
E-Mail: heiner.igel@lmu.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.spice-rtn.orgAlle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
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