CeBIT 2004: Dual Use als Schlagwort der Zukunft
Computer auf dem Weg vom Büro ins Privatleben – „beruflich“ und „privat“ sind keine Kriterien mehr – Vom biederen Rechenknecht zur Simulationsmaschine
Das Angebot der Informations- und Telekommunikationstechnik orientiert sich heute immer weniger an den Kriterien „beruflich“ und „privat“, vor allem im Hardware-Bereich. Ein Laptop, Handy, PDA oder Palm beispielsweise wird sowohl im Office als auch im Urlaub, auf Reisen oder im Wohnzimmer eingesetzt. Dieser Doppelnutzen (Dual Use) beschreibt einen Trend, der auch auf der Leitmesse der ITK-Branche, der CeBIT 2004, vom 18. bis 24. März klar zu erkennen ist.
Erinnern Sie sich an die Werbekampagne für Weißblech? Da sah man Nägel und ganze Autos – und dazu den Spruch „Ich war eine Dose“. PC & Co. können das auch von sich behaupten – nannte man die Geräte doch früher liebevoll ebenfalls DOSen. Hintergrund war das damals hauptsächlich eingesetzte Betriebssystem MS-DOS. Und ebenso wie Weißbleche haben auch Computer ein zweites Leben vor sich. Die ITK-Technologien und -Entwicklungen fanden im Lauf der Jahre einen neuen Wirkungskreis: Vom Büro kamen sie immer mehr in den normalen Alltag. Das Schlagwort Dual Use entstand – der Gebrauch von Geräten sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld.
Dabei gab es die unterschiedlichsten Wege: Spielekonsolen zum Beispiel waren früher vor allem für das Kinderzimmer gedacht. Doch der Trend zu PC-Spielen sorgte dafür, dass der ursprünglich rein beruflich eingesetzte PC immer stärker aufgerüstet wurde. Grafikkarten, Soundkarten, immer schnellere Prozessoren und Zusatz-Spezial-Chips machten aus dem biederen Rechenknecht und der Schreibmaschine mit eingebautem Speicher eine Simulationsmaschine. Und während dies anfangs von den „Büro-Menschen“ als unsinnige Spielerei abgetan wurde, ist heute klar: Die Impulse gerade aus diesem Bereich sorgten dafür, dass wir jetzt den Begriff Multimedia im Zusammenhang mit PCs kennen und wie selbstverständlich multimediale Präsentationen in Meetings und Konferenzen abhalten können – mit Videos, Ton und animierten Grafiken. Immer ausgefeiltere grafische Benutzeroberflächen mit individuell gestaltbaren Optiken und animierten Elementen wären ohne diese Entwicklungen sicher deutlich langsamer auf den Markt gekommen. Und bis heute sind die Gamer diejenigen, die mit als erste auf neue Hardware mit noch schnelleren Chips umsteigen. So wundert es auch nicht, wenn auf der CeBIT im schicken Designkleid in Wirklichkeit ein hochgerüsteter PC steht, für den der Name „Spielekonsole“ wohl etwas untertrieben ist. Kann man mit dem Gerät doch weit mehr machen: online gehen, DVDs ansehen und zukünftig auch digital Videos aufnehmen.
Ähnliche Wege gehen die mittlerweile stark verbreiteten Organizer, die elektronischen Notizbücher. Die Geräte dienten ursprünglich dazu, Termine aus dem Computer „tragbar“ zu machen. Und zwar als Ersatz für die damals noch gebräuchlichen Time-Systems-Spezial-Ausdrucke, welche man in die ledergebundene gleichnamige – aber eben papierene – Organisations-Kladde steckte. Die ersten elektronischen Geräte hatten noch Tastaturen, weil man sehr oft auch dort größere Datenmengen eingab. Je mehr sich der PC im Büro auch als Terminplaner durchsetzte, umso mehr konnte auf Tastaturen verzichtet werden: Die Termine wurden größtenteils im Büro vereinbart und am PC eingegeben. Der Organizer wurde zu einem „Reminder“, maximal für das Eingeben spontaner Termine geeignet, die mit Hilfe von Stift und Handschriftenerkennung eingetragen wurden.
Und die Entwicklung in diesem Bereich geht weiter: Verbesserte Schrift- und Spracherkennung kommen dazu. Im Lauf der letzten zwei Jahre wurden die Organizer auch im Privatleben zunehmend wichtiger. Nicht nur wegen der „aktiven“ Geburtstagserinnerung, sondern auch aufgrund der immer umfangreicher werdenden anderen Funktionen: Als MP3-Player können die Geräte den Walkman ersetzen; im Auto in eine Halterung eingelegt, werden sie zum Navigationsgerät; und in Zukunft kommt das Thema „Video zum Mitnehmen“ hinzu. Alles (nur) eine Frage von Speicherausstattungen und Komprimierungsverfahren – Technologien, die auf der CeBIT 2004 eine große Rolle spielen werden.
Mittlerweile gibt es sogar Organizer, die Stimmungen des Benutzers erkennen und entsprechend reagieren. Die Organizer der Zukunft können aber auch auf Termine reagieren. Eine Verabredung in einem Restaurant in der Kölner Innenstadt? Kein Problem: Durch die Kombination mit den Funktionen eines Mobiltelefons ist ein solches Gerät in der Lage, den Tisch zu reservieren, es weiß, welchen Platz Sie am liebsten mögen, und kümmert sich bei der Anfahrt darum, dass Sie gleich das nächstgelegene freie Parkhaus ansteuern. Telematik und Mobilfunknetz machen es möglich. Denn das Mobiltelefon – ähnlich wie schon die eingangs erwähnte Spielekonsole – wird im Lauf der Zeit einfach ein integraler Bestandteil anderer Geräte sein. Und auch das Dual Use spielt hier eine Rolle: Denn je nachdem, ob die Restaurantverabredung privat oder geschäftlich ist, bestellt der intelligente Organizer auch gern die Lieblingszigarren des Geschäftsfreundes oder die Lieblingsblumen der zu treffenden Dame als Tischdekoration.
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