Praktizierte Nanobiotechnolgie: Kunststoffe mit eingebauter Hygiene

Forscher der Universität des Saarlandes und vom Deutschen Kunststoffinstitut Darmstadt entwickeln anti-bakterielle Kunststoffe im Spritzgussverfahren. Das Projekt wird im Rahmen des Programms Zukunftstechnologien (ZuTech) der AiF mit knapp 600 000 Euro in den nächsten drei Jahren gefördert und gilt als Musterbeispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Nanochemikern, Biologen und Technikern.

Wer wünscht sich das nicht – Sanitärartikel, die auch ohne den Einsatz von problematischen Reinigungs- und Desinfektions-mitteln hygienisch sauber sind. Und die sich zudem noch kostengünstig – womöglich im Spritzgussverfahren – produzieren lassen. Die Idee: Man könnte Kunststoffteilen wie Türklinken, Lichtschaltern, Telefonhörern und Toilettensitzen winzige anti-infektive, d.h. vor allem anti-bakterielle Nanopartikel beimengen.

An der Herstellung eines solchen bakte-riziden Nanocomposites arbeitet zur Zeit eine interdisziplinäre Forschungs-gruppe vom Deutschen Kunststoff-Institut in Darmstadt und der Universität des Saarlandes. Beteiligt sind hier der Lehrstuhl für Physikalische Chemie von Professor Dr. Rolf Hempelmann und die Arbeits-gruppe von Dr. Matthias Bureik am Lehr-stuhl für Biochemie von Professorin Dr. Rita Bernhardt.

Professor Hempelmann erklärt: „Geeignet sind Kombinationen aus Metallionen, die ihre bakterizide Wirkung bereits bewiesen haben – beispielsweise in Antifouling-Anstrichen für Schiffsrümpfe.“ Die Forscher hoffen, mit ge-ringen Wirkstoffmengen aus-kom-men zu können um die Materialkosten recht niedrig zu halten. In die Untersuchungen ziehen sie vor allem günstige Thermoplaste wie Polyethylen ein, die in großen Mengen in der Ver-packungsindustrie für die Aufbewahrung von verderb-lichen Lebensmitteln eingesetzt werden oder die in Form eines Schaumes als Isolierung in Kühlschränken vorkommen. „Es werden sich zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten über viele Branchen hinweg ergeben“, ist sich Professor Hempelmann sicher.

Da die Neuerung vor allem für kleine und mittelständische Unterneh-men von Interesse ist, die die kunststoffverarbei-tende Industrie in großem Umfang prägen, wird das Projekt im Rahmen des Programms Zukunftstechnologien (ZuTech) der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) gefördert.

Fragen beantwortet:

Professor Dr. Rolf Hempelmann
Lehrstuhl für Physikalische Chemie
an der Universität des Saarlandes
Tel. (0681) 302-4750, Fax -4759
E-Mail: r.hempelmann@mx.uni-saarland.de

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