Besorgniserregende Wirkungen von Chemikalien auf Mensch und Natur
Selbst am entlegensten Pol der Erde haben Wissenschaftler Industriegifte gefunden. Eine heute veröffentlichte Studie der Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) zeigt anhand aktueller Forschungsergebnisse die chemische Belastung von Menschen und Tieren (u.a. Wale, Eisbären, Seehunde und Falken) auf. Viele der nachgewiesenen Substanzen werden nach wie vor in täglichen Kon-sumartikeln eingesetzt. Mit der Veröffentlichung der Studie startet eine internationale WWF Kampagne zur Verstärkung des aktuellen europäischen Gesetzesvorhabens in der Chemikalienpolitik.
Die WWF Studie macht erstmals umfassend die Gefahren beispielsweise von Fluorchemikalien deutlich, die heute immer noch auf dem Markt sind. Diese Fluorverbindungen werden unter anderem bei der Herstellung von Textilien und Antihaftbeschichtungen wie Teflon eingesetzt. Viele Fast-Food Verpackungen sind mit Fluorchemikalien beschichtet, die über die Nahrung aufgenommen werden und sich im menschli-chen Körper anreichern. Wissenschaftler haben verschiedene Fluorchemikalien, die von der US amerika-nischen Umweltbehörde als krebserregend eingestuft werden, in Delfinen, Walen und Kormoranen im Mittelmeer nachgewiesen, darüber hinaus in Seehunden und Seeadlern in der Ostsee und Eisbären in der Arktis.
Der Bericht hebt außerdem Phthalate, Phenole und bromierte Flammschutzmittel als besonders besorgniserregende neue Substanzgruppen hervor. Phthalate kommen in Kunststoffen wie PVC vor, Phenolverbindungen in Dosen, Plastikflaschen und Computergehäusen, bromierte Flammschutzmittel beispielsweise in Polsterbezügen und Fernsehern. Diese giftigen Verbindungen, die in vielen verschiedenen Tierarten gefunden wurden, können schwere Gesundheitsstörungen verursachen: von Schäden auf das Immunsystem, Verhaltensstörungen, Einflüssen auf das Hormonsystem (Verweiblichung) bis hin zu Krebs. Bei einer südamerikanischen Kaimanart hat die Chemikalie Bisphenol A, die zur Produktion von CDs und Compu-tergehäusen verwendet wird, Geschlechtsumwandlungen verursacht. Bromierte Flammschutzmittel wurden in Pottwalen und Seehunden der kanadischen Arktis und kürzlich in Eiern von Wanderfalken entdeckt.
Der WWF kritisiert, dass die derzeitige Gesetzgebung nicht ausreicht, um Mensch und Natur ausreichend vor diesen gefährlichen Chemikalien zu schützen. Daher fordert die Umweltorganisation eine Verstärkung des aktuellen EU-Kommissionsvorschlags, bekannt als REACH (Registration, Evaluation and Authorization of Chemicals – Anmeldung, Prüfung und Zulassung von Chemikalien).
„Wir können diese Chemikalien nicht zurückholen, wenn sie erst einmal da draußen sind, wo sie einfach nicht hingehören. Durch die neue REACH Regulierung muss sichergestellt werden, dass die schädlichen Wirkungen dieser Chemikalien aufgedeckt und diese dann nicht mehr benutzt werden.“ sagt Dr. Ninja Reineke, WWF Chemikalienexpertin.
Weitere Informationen: Dr. Ninja Reineke, WWF Chemikalienexpertin, Tel. 0421-65846-16
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