Eisiger Haarschopf
Haareis bildet sich im Winter bei Temperaturen knapp unter null Grad auf abgestorbenen Ästen von Laubbäumen. Die feinen Fäden sind nur rund ein Hundertstel Millimeter dick und können bis zu 10 Zentimeter lang werden.
Der Polarforscher Alfred Wegener vermutete bereits 1918 in einer Studie, dass hinter der filigranen Pracht ein Baumpilz steckt.
Dass Wegener Recht hatte, bestätigten knapp hundert Jahre später Untersuchungen und Experimente des deutsch-schweizerischen Forscherteams. Sie wiesen die Rosagetönte Gallertkruste in allen Ästen nach, auf denen Haareis wuchs. Behandelten sie die Äste mit einem starken Fungizid oder Hitze, blieben sie kahl.
Die Chemikerin Dr. Diana Hofmann vom Jülicher Institut für Agrosphärenforschung analysierte geschmolzenes Haareis. Sie entdeckte dabei Reste organischer Substanzen – darunter Tannin und Lignin, das Pflanzen ihre Festigkeit verleiht.
Die Untersuchungen zeigten: Die Rosagetönte Gallertkruste „verdaut“ das tote Holz. Einige organische Reste – Lignin und Tannin, in Wasser gelöst – gelangen durch winzige Kanäle im Gewebe des Astes nach außen.
Geht die Temperatur unter null, dienen diese Substanzen als Kristallisationskeime bei der Eisbildung. Diese Verbindungen sollten auch der Grund dafür sein, dass die malerischen Eis-Schweife in Form bleiben, bis es taut.
Originalveröffentlichung:
Diana Hofmann, Gisela Preuss und Christian Mätzler: Evidence for biological shaping of hair ice. „Biogeosciences”, 12, 4261-4273,
DOI: 10.5194/bg-12-4261-2015, 2015.
http://www.biogeosciences.net/12/4261/2015/bg-12-4261-2015.html
Institut für Bio- und Geowissenschaften, Bereich Agrosphäre (IBG-3):
http://www.fz-juelich.de/ibg/ibg-3/EN/Home/home_node.html
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