Irdisch oder außerirdisch?

Bildungsgeschichte des Bosumtwi-Kratersees in Ghana geklärt / Uplift identifiziert / Bohrungen geplant

In einem Joint Research Projekt der Universität Frankfurt, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Kwame N`krumah University of Science and Technology Kumasi, Ghana, wurde seit 1998 der Bosumtwi-Kratersee im Herzen Ghanas geophysikalisch untersucht.

Ziel der Untersuchungen war die Klärung der Bildung des etwa 80m tiefen, kreisrunden Kratersees, einer der wenigen natürlichen Seen Westafrikas. Da sich der Krater am Rand des teilweise vulkanisch entstandenen Obuom-Gebirges befindet und es am Ufer des bei dem Volk der Ashanti als heilig verehrten Sees Funde von vulkanischem Gestein gab, waren sich die Wissenschaftler bisher nicht einig, ob es sich bei dem See, dessen Uferranderhebungen bis zu 300m über die Oberfläche hinausragen, um einen vulkanischen Schlot oder das Relikt eines Meteoriteneinschlags (Impakt) handelt.

Daneben war die Suche nach eventuell nutzbaren Gasvorkommen im Untergrund mit geophysikalischen und fernerkundlichen Methoden eine wichtige Aufgabe der Untersuchungen. Unter anderem dafür wurde eine schwimmende Arbeitsplattform gebaut, die bei zukünftigen Forschungen am See weiter zum Einsatz kommen wird.

Seismische, gravimetrische und magnetische Messungen sowie geologische Untersuchungen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Joint Research Projekts bestätigen nun die bereits 1931 geäußerte Vermutung, dass es sich bei dem See um das Relikt eines Meteoriteneinschlags handelt. Nicht nur die Funde von Suevit-Gestein, das nur bei Meteoriteneinschlägen entsteht, sondern auch die Struktur des Krateruntergrundes weisen auf ein meteoritisches Ereignis vor etwa 1 Million Jahren hin. Erstmals konnte in Zusammenarbeit mit der Syracuse University, USA, eine zentrale Aufwölbung (Central Uplift) unter den See-Sedimenten nachgewiesen werden, die charakteristisch für sogenannte komplexe Impaktstrukturen ist.

Der Lake Bosumtwi Meteoritenkrater mit einem Randdurchmesser von etwa 10 km gilt unter Geowissenschaftlern als einer der jüngsten und besterhaltenen Kraterstrukturen dieser Größe. Er ist von außerordentlich festem Gestein umgeben und hielt so witterungsbedingter Erosion besonders gut stand.

Da der Kratersee weder Zu- noch Abfluss besitzt, können einzigartige sedimentologische Daten gewonnen werden. Die erforderlichen Bohrungen sollen im Rahmen des International Continental Scientific Drilling Projects (ICDP) im Frühjahr 2004 durchgeführt werden. Die Untersuchung der Seesedimente soll Aufschluss über die zeitlichen Variationen der westafrikanischen Monsun-Zyklen und der Sahel-Trockenzeiten geben. Ein anderes Ziel dieser Bohrungen ist die Zuordnung der meteoriti schen Auswurfgesteine vor der Küste der Elfenbeinküste. Dieses Tektitfeld konnte bisher nur unzureichend dem Bosumtwi-Ereignis zugeordnet werden.

Frankfurter Geowissenschaftler waren im Zuge der seismischen Messungen für die Datenerfassung durch Landseismographen verantwortlich. Zu diesem Zweck wurden mobile Aufzeichnungsgeräte auf verschiedenen Profillinien rund um den See betrieben. Gesteinsproben der Kraterumgebung wurden im Petrophysikalischen Labor des Frankfurter Instituts für Meteorologie und Geophysik auf ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften hin untersucht; überdies wurde der See unter der Leitung der Frankfurter Geophysiker magnetisch und bathymetrisch vermessen. Zudem engagierten sich Forscher der Universität in der Lehre an der Universität Kumasi und hielten dort Vorlesungen und veranstalteten unter anderem ein Computerpraktikum; die Messgeräte wie Magnetometer oder Tiefensonar wurden anschließend der Universität Kumasi übergeben. Das Projekt war übrigens durch einen ehemaligen Gaststudierenden der Geophysik an der Universität Frankfurt angeregt worden, der nunmehr an der Universität Kumasi beschäftigt ist.

Kontakt: Simon Schneider; Geo-Agentur, Fachbereich Geowissenschaften / Geographie, Universität Frankfurt; Tel.: 069 798 -23908 / -24933E-Mail: Geo-Agentur@uni-frankfurt.de

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Dr. Ralf Breyer idw

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